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München und seine Bauten

Pavillons, Gärten und Grabdenkmale

Pavillons

10. Pavillons, Gärten und Grabdenkmale
Baurat Dr. Hans Grassel

1. Pavillons

Eine für München besonders charakteristische Art von Pavillons sind die aus den Bedürfnissen des Altmünchener Volkslebens hervorgegangenen Tanzpavillons, welche zur Biedermeierzeit in einzelnen Wirtschaftsgärten errichtet wurden. Sie sind in Holz konstruierte, offene, mit Schindeln abgedeckte und teilweise bemalte Vielecks- oder Rundbauten, ihr Tanzbodeir ist außen durch ein Brüstungsgeländer abgeschlossen, an einer Seite befindet sich ein erhöhtes Musikpodium. Vorhanden sind solche alte Tanzpavillons zurzeit noch in der Betzschen Wirtschaft in Bogenhausen, in Oberföhrung und in Großhesselohe. Neuerrichtet wurde ein solcher Pavillon 1908 in dem Bierwirtschaftsgarten des städtischen Ausstellungsparkes auf der Theresten- höhe nach dem Entwurf von Architekt Professor F. Zell (Abb. Seite 444).

Aehnliche Pavillons wurden in den Altmünchener Bierwirtschaften früher auch errichtet zur Unterbringung von Kinder-Karussells. Solche sind zurzeit noch zu sehen in der schon erwähnten Betzschen Gastwirtschaft in Bogenhausen und bei der Wirtschaft „Zum chinesischen Turm" im Englischen Garten. Bei der letzteren befindet sich auch ein schönes altes Beispiel eines Musik- und Aussichtspavillons, der sogenannte „Chinesische Turm".

Andere interessante Bauwerke dieser Art sind noch der Jagd-Pavillon im Grünwalder Park und die aus Holz konstruierte Schutzhalle für die Johannes-Nepomuk-Statue am Mariahilfplatz. Im Gegensatz zu den vorerwähnten interessanten Baugebilden Altmünchens wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts meist nur nüchterne und roh gezimmerte Gegenbeispiele geschaffen.

Erst die Zeit nach 1900 hat wieder darauf die gebührende Sorgfalt verwendet. Als solche charakteristische neuere Pavillons sind zu nennen der bei der Reichenbachbrücke vom Komitee zur Errichtung von Wärmestuben 1903 errichtete Kaffeeausschank (Architekt: Baurat Dr.-Jng. H. Grässel, Abb. Seite 445) und die Borgarten-Pavillons bei den Häusern an der Lamondstraße Nr. 11 (Architekten: Heilmann & Littmann), an der Npmphenburgerstraße Nr. 122 (Architekt: Professor R. Berndl, Abb. Seite 448).

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