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München und seine Bauten

Privatbauten

Vereinshäuser

4. Vereinshäuser
K. Hofoberbaurat Eugen Drollinger

Unter „Vereinshäuser" sollen hier diejenigen verstanden sein, die für die speziellen Zwecke der Vereine eigens erbaut worden. Sie sind in München nicht allzu zahlreich vorhanden und gehen in ihrerEntstehungszeit nicht über die letzten Dezennien zurück, was seinen Grund hat einerseits in den hohen Anwesens- und Bodenpreisen der Großstadt, anderseits in der erst allmählich angewachsenen Kapitalskräftigkeit der bauenden Vereine und der Schwierigkeit einer gesunden Finanzierung der eigenen Häuser.

Die Vereinshäuser lassen sich im allgemeinen in zwei Gruppen teilen: in solche — die neben der Pflege der Geselligkeit — dem Zwecke eines Sports, oder gemeinsamen fachlichen Interessen oder künstlerischen Bestrebungen und solche, die ausschließlich geselligen Zwecken dienen und den näheren gesellschaftlichen Zusammenschluß der Vereinsmitglieder im Auge haben.

Zu der ersten Gruppe gehören die Häuser der Turn- oder Schützenvereine, die neben allen für den Vereinssport nötigen Räumlichkeiten und Anlagen auch solche für gesellige Zusammenkünfte oder für Restaurationsbetriebe enthalten, die teilweise dem allgemeinen Publikum zugänglich gemacht sind. Hierher gehört auch das Haus des Kunstgewerbevereins an der Pfandhausstraße (erbaut: 1878 von Voit, Saal: von Gedon), eines der ältesten Vereinshäuser in München, das durch Verkaufsräume im Erdgeschoß vorwiegend den kommerziellen Interessen seiner Mitglieder dient und im Obergeschoß Saalräume für eigene Zwecke und für verschiedene technische Vereine enthält, die dort Vortragsabende und sonstige Veranstaltungen abhalten.

Das von Gabriel von Seidl erbaute Künstlerhaus am Lenbachplatz, das an anderer Stelle besprochen wird, ist nur in beschränktem Sinne als Vereinshaus aufzufassen, da es neben den Veranstaltungen der Besitzerin — des Künstlerhausvereins — auch für andere dem vornehmen Charakter des Hauses angepaßte Aufführungen und Festlichkeiten freigegeben wird.

Beim Vereinshaus „KatholischesKasino"ander Barer- straße ist ähnliches der Fall, da dieses durch seinen vermietbaren Theatersaal und durch den nahezu das ganze Gebäude einnehmenden Hotelbetrieb aus der Reihe der geschlossenen Vereinshäuser ausscheidet.

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