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Ein Jahrhundert München

Der Einsturz der Isarbrücke am 13. September 1813

Gefährten sieht, ein beklagter Gatte an dem Arme der geängstigten Gattin steht und derselbe Moment an derselben Stelle eines von dem Anderen auf ewig trennt,- daß der Gastwirt auf der gegen 300 Schritte abwärts liegenden prater-2nsel den Schlag des Einsturzes hört und in diesem Augenblicke schon an dem Rand seiner beengten, ebenfalls hart bedrohten Insel die ausgestreckten Arme eines Vorüber- getriebenen, einen Schwimmer auf dem Endpunkte eines Blockes, einen bald ver- schlungenen Mann sieht, welcher noch des Wirtes Ramen besonnen rufend um Hilfe schreit,- eine Minute später nur mehr Hüte, Tschakos etc. gewahr wird, keinen Laut weiter vernimmt, keine fernere Spur entdeckt! Kurze Zeit vor dem Einbrüche der Isar-Brücke führte eine Totengräbers-Frau auf dem Schubkarren ein Totenkreuz, welches zur Bezeichnung eines Grabes bestimmt war, über die Isar-Brücke. Dicht war das Gedräng,- das Wort „Schaut auf'", an welches sich der Zusatz einer scherzenden Laune „Der Tod kommt" reihte, bahnte den Weg durch die Menge und rettete vielleicht dadurch manche.

Die eingestürzte Brücke war die an der Zweibrückcnstraße, welche die Hauptstadt mit den Vorstädten Au und Haidhausen verbindet. Sie wurde bald wieder aufgebaut und im Jahre 1828 vollendet, so wie sie uns als „Neue Isarbrücke" die hier abgebildete Lithographie Lebschees zeigt. Wiebeking, der den Schleußenbau an der Isar ausführte, war damals der bevorzugte Wasserbaukünstler Münchens.

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