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Bautechnischer Führer durch München 1876

II. Epoche der Renaissance.

von der Axe des Sohwabingerthores gestaltet hatte. Denn dieser Fürst hatte seines über den Stadtumfang Ludwig des Layers hinausgelegten Hofgartens wegen die Umwallung nord stlich betr chtlich über den vorigen Stadtumfang hinausgeschoben, und namentlich die nordwestliche Eckbastion sprang bis an die Stelle des gegenw rtigen Luitpoldpalais in den nunmehrigen Odeonsplatz hinein vor, wodurch das ussere (Wall-)Thor etwa an dem stlichen Portal des Odeons in westlicher Richtung angebracht werden musste. Unweit von der Mündung der Fürstenstrasse in die Theresienstrasse, wurde aber statt einer Fortsetzung der ersteren die Amalienstrasse angelegt. Mit dieser parallel lief die Türkenstrasse, so genannt von der Richtung dos unter Max Emanuel begonnenen, durch die gefangenen Türken gearbeiteten und nach ihnen bezeichneten Grabens, welcher jedoch leider nicht so weit gedieh, um wirklich Würmbadwasser in die Stadt leiten zu k nnen. Ein Tlieil der Türkenstrasse trug 1808—1812 den Namen Florastrasse. — Mehr bauliche Besetzung fand sofort die westlich n chstfolgende Parallelstrasse, die Barerstrasse , welche in ihrem inneren Tlieile bis an den Carolinenplatz, Carolinenstrasse, von da ab Wilholminenstrasse genannt wurde, bis 1820 K nig Ludwig beide Namen durch den gegenw rtigen von der Scillae! t bei Bar sur Aube entnommenen ersetzte. Die n chste Strasse, Luisenstrasse, war im Bauplan 1808 nur bis zur Brienncr- strasso n thig erschienen, wurde aber schon 1812 durch Heranziehung der Wittelsbacherstrasse bis zur Gabelsbergerstrasse verl ngert. Die Hauptstrasse in n rdlicher Richtung war die letzte, nomlieh die Ludwigsstrasse. Die Bastionen vor dem Schwabingerthor waren zun chst noch gar nicht zur Ebnung herangezogen worden, wie denn selbst heutigen Tages der Garten des vormaligen Prinz Carl Palais und die Tannonstrasse bis an die Ecke zum Rockcrl dieselben noch in ziemlicher Erhaltung zeigen, als den bedeutendsten Ueberrcst, der von der Umwallung des Churfürsten Maximilian 1. noch besteht. Erst 181(1 fiel das Schwabingerthor mit dem Flügel des Maximilianischen Baues, welcher es mit der usserlich noch ziemlich unver ndert oxistirenden Alton Residenz verband. Damals auch dachte man daran, die Schwabingerstrasse wieder in dio gerade Linie zurück zu legen und es wurde behufs Heranziehung derselben zur Stadt mit der Demolirung der Bastion begonnen. Schon ein Jahr darauf erstand das erste Geb ude der neuen Anlage, das Leuch- tonberg-Palais (jetzt Palais Prinz Luitpold), von L. v. Klenzo gebaut, bei dessen Grundsteinlegung jedoch der Plan der Ludwigsstrasse noch keineswegs feststand, weshalb es auch nicht in die nachmalige Strasscnlinio gesetzt ward, ein Umstand, der dann zur Bildung eines Platzes, nachmals Odeonsplatz genannt, die noth- gedrungene aber sehr dankonswerthe Veranlassung gab. Erst fünf Jahre sp ter (1822) wurde der Bazar von Baurath Himbsel begonnen, und in diesem Jahre war man auch über die Situation der ganzen

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