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Die Baukunst Alt-Münchens

I. Abschnitt: Das Bauwesens Alt-Münchens von der Städtegründung bis Ende des 16. Jahrhunderts

b) Von der Stadtanlage und dem Aufbau der Stadt.

18. Der Kuhbogen als Abschluß der Salvatorstraße gegen die Theatinerstraße

1. die weitausladenden Dachrinnen, die das Dachwasser auf die Mitte der Straßenkörper führten;34) 2. die Aufstellung der meisten Brunnen der damaliegn Zeit35) in der Mitte der Straße, also in der Nähe der von mir angenommen Rinne.

Wie die Rinne ausgeführt war, muß natürlich zunächst fraglich bleiben; da die Rinnen oft ziemlich viel  Wasser aufzunehmen hatten, ist es möglich, daß sie, wenigstens in besseren Straßen, kastenförmig ausgemauert und vielleicht mit Brettern oder Steinplatten abgedeckt waren (wie wir dies heute noch in alten Städten finden),

Daß solche Rinnen vorhanden waren, kommen auch aus einer Notiz von Regnet schließen, die er gelegentlich der Beschreibung des Rathauses macht;36) er sagt: zwischen der Stiege und den Buden ist eine große Öffnung, um das Ab- und Regenwasser in dem Pfisterbach (Glockenbach) zu führen, dasvom schönen Turm, von der Weinstraße und den angrenzenden Gassen, am Platz Mariä und am Fischbrunnen vorbeiläuft, das Wasser der Dienergasse zu sich nimmt, dem Kräutlmarkt gegen den Ratsturm hinabläuft, das Wasser der Burggasse aufnimmt und sich endlich in den Pfisterbach ergießt.

Es ist unmöglich anzunehmen, daß diese Wassermenge, die sich auch schon bei mäßigem Niederschlägen ergab, sich selbst einen Weg im Straßenpflaster suchen mußte; der lebhafte Straßenverkehr in diesen Straßen erfordert eine Regelung in dem Sinne, wie sie oben angenommen ist. - Wir ersehen weiter aus diese Bemerkung von Regnet, daß die Stadtbäche gewissermaßen als Entwässerungskanäle im heutigen Sinne dienten; alle diese Bäche hatten oder haben (soweit sie heute noch bestehen), ziemlich starkes Gefälle, waren also zur Aufnahme dieser Abwässer vorzüglich geeignet. Dieses, besonders in der Talgegend und am Anger weitverzweigte Kanalsystem war das beste Hilfsmittel für die Reinigung der Stadt von allem Unrat, den sie dienten auch dazu, Abfälle aller Art, die sich in den Haushaltungen und bei den verschiedensten Gewerbebetrieben ergaben, aufzunehmen und fortzuschwemmen; es bestanden sogenannte Einschüttstellen37), an den Isarbächen wie an den Stadtgräben.

Auch die Stadtgräben, die von den Isarbächen bewässert wurden, hatten ursprünglich starkes Gefälle, sodass sie den Unrat rasch entfernten; später scheint sich in Folge ungenügender Reinigung


34) Diese ausladenden Rinnen mochten wohl das Vorbild für die gotischen Wasserspeicher gewesen sein; diese Art der Wasserableitung wurde übrigens erst im Jahre 1804 verboten (Dr. Wiedenhofer).
35) Nach einen Gedicht aus dem Jahre 1620 besaß München damals 36 Schöpfbrunnen und 18 Röhrenbrunnen (letztere offenbar für die im Jahre 1600 erbaute Wasserleitung vom Isarberg).
36) a. a. D. Taf. 14.
37) Die letzte Einschüttstelle, wenn sie auch nicht mehr benutzt wurde, befand sich in der Schäfflerstraße bei der Wirtschaft zum Bäckerhöfl; sie wurde erst vor einigen Jahren entfernt; zu diesen Einschüttstellen gingen von der Straße aus schmale Treppen hinunter, da sie Bachsohle mehrere Meter unter Straßenniveau lag, z.B. an Frauenplatz 4,5 m. Ich verdanke diese Mitteilungen, die sich auf den jetzigen Zustand der Stadtbäche usw. beziehen, Herrn städt. Oberingenieur A. Hirschmann.

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