Rambaldi(1894) - Zentnerstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 723. Zentnerstraße.Verbindet die Schwind- mit der Schleißheimerstraße und zieht von der Schellingstraße nach Norden. Zur Ehrung des Staatsrates Georg Friedrich Freiherrn von Zentner, Verfassers der bayerischen Verfassungsurkunden. Zentner wurde am 27. August 1752 bei Heppenheim an der Bergstraße auf Straßheim, einem einzelnen Hofe, als der Sohn begüterter Landbesitzer geboren, im Jesuitenkollegium in Heidelberg erzogen und verließ 18 Jahre alt als Magister der freien Künste das Kollegium, nahm dann unter dem Einflusse seines Bruders, welcher kurfürstlicher Regierungsrat in Mannheim war, die Richtung auf jene Studien, welche durch Geschichte und Staatsrecht mit öffentlichen Dingen in Verbindung stehen. Nachdem er ein halbes Jahr in Metz geweilt, um der französischen Sprache vollkommen mächtig zu werden, ging er nach Göttingen, dem Hauptsitze der historisch-politischen Studien, von da nach Wetzlar zum Reichskammergericht, hierauf wurde er zum Professor des Staatsrechtes, des Fürsteurechtes, der Reichsgeschichte und anderer verwandten Fächer in Heidelberg und während des Reichsvikariates zum Reichsritter ernannt. Als Max Josef in München einzog, um ein durch innere Zerwürfnisse und äußere Unfälle beschädigtes Erbe glorreicher Väter anzutreten, war unter den Männern, die er zu dem großen Werke, es zum neuen Reiche Bayern zu erheben, gewählt hatte, auch Zentner, welcher schon im Jahre 1799 nach München berufen ward und als geheimer Referendar im Departement für Kultus und Unterricht, bald auch in dem für auswärtige Angelegenheiten in Thätigkeit trat, wo er viel für Verbesserung des Erziehungs- und Unterrichtswesens, sowie für Beförderung der Volkskultur und Aufhebung der Klöster that. Es galt die Verfassung zu gründen. Allerdings ist die Verfassung von Bayern nicht das Werk eines Mannes und eines einzelnen Bestrebens: sie war bedingt durch die Bedürfnisse und Lage des Reiches, durch Entschluß und Gesinnung des Monarchen und entstand durch Zusammenwirken der ihn umgebenden Männer seines Vertrauens, doch war es Zentner, welchen Kenntnis und Erfahrung auf dem Gebiete des früheren Staatsrechtes und seine Teilnahme an der neuen Gestaltung der Verfassung als vorzüglich geeignet bezeichneten, zwischen beiden die Gegensätze zu vermitteln und das Werk auf den alten Bestand des öffentlichen Rechtes zu gründen, ohne die gleich unabweisbare Berechtigung der neuen Zustände darum weniger zu beachten. Als hierauf der Staatsrat am 26. Mai 1818 auf die Verfassung beeidigt ward, schloß Se. Majestät der König Max Josef diesen feierlichen Akt dadurch, daß er den Mann, welcher vorzüglich das Werk ausgeführt hatte , vor seinen Thron beschied, ihn mit eigener Hand und den ehrendsten Ausdrücken königlicher Huld und Anerkennung mit dem Großkreuz des Zivilverdienstordens schmückte und als Großmeister dieses Ordens ihn vor der Versammlung umarmte. Kurz daraus ward er in den Freiherrnstand erhoben, und Bayern genoß die große Ehre, daß seine Verfassung von den mit ihm durch Lage und Interesse eng verbundenen Staaten Süddeutschlands bei Entwerfung der ihrigen in den wesentlichsten Bestimmungen zum Muster genommen ward. Auch unter König Ludwig l. wurde Zentner mit k. Huld umgeben; er ward außer dem Ministerium der Finanzen mit dem des k. Hauses und des Außern betraut und im Jahre 1827, als er das Jubiläum seines 50 jährigen öffentlichen Dienstes feierte, mit dem Hubertusorden geschmückt. 1831 suchte und empfing er mit dem Ausdrücke k. Gnade und Zufriedenheit die Enthebung von seinen amtlichen Geschäften und genoß während der noch übrigen 4 Jahre die von öffentlicher Achtung umgebene Ruhe des Weisen. Den 20. Oktober 1835, als die Abendsonne mild auf Zentners Lager schien, aus dem er schlummerte, schlug er noch einmal die Augen auf und fühlte mit verklärter Heiterkeit den Strahl des Lichtes, das zum letztenmale über seinem irdischen Leben unterging, dann verschied er in seinem 84. Lebensjahre Die Straße trägt Zentners Namen seit 8. Oktober, resp. 8. November 1890.


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