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Beschreibung: 615. Senefelderstraße.Verbindet, gegenüber dem Zentralbahnhofe südlich abzweigend, die Bayer- mit der Schwanthalerstraße.
Der Name Senefelder hat aus dem ganzen Erdkreise einen guten Klang,
denn so nennt sich der Erfinder der Lithographie oder des Steindrucks,
einer Kunst, die gegenwärtig Hunderttausenden das tägliche Brot verschafft und abermals Hunderttausenden, ja Millionen durch ihre Erzeugnisse anderweitigen Nutzen und Freude bereitet. Alois Senefelder
(Pilotybild 123), der Sohn eines sehr beliebten Schauspielers, wurde
am 6. Nov. 1771 zu Prag geboren, zog aber bald darauf mit seinem Vater nach Mannheim und von da 1778 nach München, wo
derselbe eine gute Anstellung erhalten hatte. Hier besuchte Alois die
Lateinschule, das Gymnasium und Lyzeum, bezog dann als Studierender der Rechtswissenschaft die Universität Ingolstadt und absolvierte
dort mit Auszeichnung. Gleichwohl wendete er sich aus besonderer
Neigung nun der Schauspieltunst zu, verlegte sich aber nach zweijährigen derben Erfahrungen in diesem Fache auf die Schriftstellerei.
Um die Druckkosten zu ersparen und so seine Mutter, die bereits 1792
Witwe geworden war, sowie die zahlreichen Geschwister besser unterstützen zu können, unternahm er es, seine Werke mit eigener Hand zu
vervielfältigen. Nach vielen und mühevollen Versuchen dieser Art kam
er endlich auf den Gedanken, mit chemischer Tinte auf Steinplatten
zu schreiben und hievon Abdrücke zu machen. Der Versuch fiel gut
aus, und der Anfang der Lithographie war hiemit gemacht (1797),
wobei er sich durch Professor Mitterer sehr unterstützt fand. Einmal
soweit, war Senefelder rastlos bestrebt, seine neue Kunst immer mehr
zu vervollkommenen; leider hinderte ihn sehr oft der Mangel an Geld,
seine Gedanken sofort zu verwerten. Durch Geheimhaltung seines Verfahrens hätte er bei der großen Nachfrage nach lithographischen Erzeugnissen sich wohl ein Vermögen sammeln können; der uneigennützige
Mann wünschte aber, daß seine Erfindung recht bald ein Gemeingut
aller werde, und machte kein Hehl aus den Geheimnissen derselben.
Er war zufrieden, i. J. 1809 eine Stelle als Inspektor der unter
der Direktion Utzschneiders errichteten Steindruckerei der k. Steuer-
Vermessungs-Kommission zu erhalten; i. J. 1818 erschien sein Lehr-
buch der Lithographie, das ins Englische und Französische übersetzt
wurde. Nunmehr verbreitete sich die Lithographie mit wunderbarer
Schnelligkeit über den ganzen Erdkreis, und Senefelder konnte noch
bei Lebzeiten erfahren, welch’ eine segensreiche Gabe für die Menschheit seine Erfindung geworden war. Noch gelang ihm in seinen
letzten Lebensjahren eine neue Erfindung, nämlich der Kunst, farbige
Blätter zu drucken, welche Ölgemälden gleichen, unter dem Namen
»Mosaikdruck.« Senefelder starb zu München am 26. Februar 1834.
König Ludwig I. ließ seine 1849 voll Friedrich Brugger verfertigte
Büste in die Ruhmeshalle aufnehmen, desgleichen stellte der Magistrat eine solche in den Nischen des Rondells des alten südlichen
Friedhofes auf, und an seinem 100 jährigen Geburtstage wurde ein
ihm gewidmetes Denkmal auf dem Sendlingerthorplatze enthüllt.
Man sagt, der auf der Nordseite der Frauenkirche befindliche
Grabstein des Johann Emmeran Freiherrn von Prielmaier sei Veranlassung zur Erfindung der Lithographie gewesen *) Senefelder
soll ihn oft aufmerksam betrachtet haben, und durch seine sonderbare
Schrift aus den Gedanken gekommen sein, in Stein zu ätzen. Aber
nicht Senefelder ist es gewesen, den dieser Grabstein auf die Idee des
Lithographierens gebracht, sondern der damalige Lehrer an der Realschule zu U. L· Frau, geistl. Rat Simon Schmid, Hofkaplan in der
Maxburg, war der erste, welcher bereits i. J. 1787 durch Anschauung
dieses hochgeätzten Grabsteines den Gedanken erfaßte, es möchten sich
auf diese Weise wohlfeile Bilder für den Schulunterricht durch Zeichnen auf Kelheimer Steinplatten herstellen lassen. So gebührt Schmid
der Ruhm noch vor Senefelder Steine zu Zeichnungen und zum Abdruck benützt zu haben, weshalb König Ludwig I. auch seine von Johannes Leeb verfertigte Büste in der Ruhmeshalle aufstellen ließ.**)
Die Straße erhielt Senefelders Namen am 28. August 1863.
*) Derselbe befindet sich zwischen dein Eingange zur Sakristei und dem
Bennobrünlein.
**) Vgl. Hollands Artikel in der Allg. Deutschen Biographie, sowie Kalender
für katholische Christen aus das Schaltjahr 1856 Seite 91 u. 93.