Rambaldi(1894) - Petersplatz

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 488. Petersplatz.Bildet die Umgebung der Peterskirche. Schon dreizehn Jahre nach der angenommenen Gründung Münchens wird die St. Peterskirche erwähnt (1171) und deshalb als die älteste Pfarrkirche Münchens betrachtet, wiewohl dieser Punkt streitig ist, da andere Meinungen das nämliche von jener bei U. L. Frau angeben. Um 1271 zeigte sich erstere schon so schadhaft, daß ein Neubau nötig wurde, der am 17. Mai 1294 die Weihe erhielt. Die Kirche bestand nun bis 14. Febr. 1327, wo sie bei einem großen Stadtbrand gänzlich in Asche sank und nur notdürftig hergestellt wurde, denn schon 1325 lind 1356 wurden abermals zu ihrem Bau Sanierungen angestellt. Erst am 27. April 1368 konnte das jetzt als gotischer Bau wieder errichtete Gotteshaus konsekriert werden. Die Kirche hatte zwei Türme, welche 1381 eine Schlaguhr erhielten. Am 24. Juli 1607 verlor die Kirche durch einen Blitzstrahl ihre Doppeltürme und erhielt dafür 1621 nur mehr den jetzigen Turm mit seinem Spitzdache aus Kupfer wegen mangelnder Mittel, denn es war der 30jährige Krieg ausgebrochen. Bei der Restaurierung und Erweiterung von 1630——49 büßte sie ihren Stil völlig ein, ward dann 1756 abermals erweitert, 1837——40 restauriert und erfuhr zuletzt 1882—83 eine im Barockstil durchgeführte Erneuerung. An dem früher geschlossenen Hauptportale sind jetzt die Statuen der beiden Kirchenpatrone Peter und Paul von dem Bildhauer Eutres aufgestellt, welcher auch die Basreliefs an den Thürflügeln verfertigte. Von dem seit ältesten Zeiten um die Peterskirche befindlichen, jedoch am 20. März 1777 entfernten Gottesacker hieß der Platz stets »Petersfreithof«, eine Benennung, die noch nicht ganz außer Gebrauch ist. In der ersten Hälfte des 18. Jhdts. kommt hiefür auch ,,innere Stadt Petri« vor. Die kurze abschüssige Verbindung von der südlichen Thüre der Kirche zum Viktualienmarkte hinab, neben dem ehemaligen »Haarpuderwaberl«, dem heutigen Cafe Neumayr, hatte früher den Namen »Petersbergl«, worunter vom Volke noch jetzt der ganze freie Raum um die Kirche verstanden wird. Ueber dieses Gäßchen war früher ein Bogen gespannt. Auf dem östlichen Abhange der Hochebene des alten Münchens, hinter der St. Peterskirche stand eine, wie die an der Peterskirche angebrachte Tafel besagt, im Jahre 1880 abgebrochene Kapelle, bei der Name, Entstehung und Alter kontrovers sind *)Angeblich von Herzog Otto I. erbaut und die älteste Kirche der Stadt, soll sie die »Kapelle Unseres Herrn auf deln Widem« (Umkreis, Bezirk) oder wie andere sagen, »in der Wis« (Vice, Vise — altdeutsch »Pein«) geheißen haben, also nach der letzteren Meinung »dem rastenden Heiland in der Pein« geweiht gewesen sein. Dagegen, daß sie die älteste Kirche Münchens war, scheint der Umstand zu sprechen, daß sie auf den zur Fleischbank gehörigen Gewölben erbaut war, die bekanntlich erst 1315 von dem damaligen Marienplatz an ihre dermalige Stätte verlegt worden waren. Die erste sichere Nachricht von dem Bestehen der Kapelle erhalten wir aus einer Urkunde des Gegenpapstes Nikolaus V. vom 9. Januar 1328, in welcher die sehr nahe und anstoßend gelegene St. Nikolauskapelle (gegenwärtig Nr. 9 am Petersplatze) wegen Geringfügigkeit ihrer Einkünfte mit der St. Salvatorkapelle (d. i. der wahre alte Name der Wiskapelle) vereinigt und der Stadt München das Patronatsrecht über beide Kapellen bestätigt ward. Mit dieser Bezeichnung als St. Salvatorkapelle stimmt ferner der jederzeitige volkstümliche Name »Herrgottskapelle« gut überein, und auch in dem Stadtsteuerbuche von 1398 ist sie genannt als »queres Herrn Kapell«. Die Kapelle ward zu Anfang dieses Jhrhdts. prosaniert. Das Gollier Kaplan- oder Benefiziatenhaus (s. Gollierstraße) ist das dermalige Haus Nr. 4 am Petersplatz, das sogenannte »kleine Rathaus«, dessen An- bau oder Erker jetzt das Bureau des Stadtchronisten enthält **), während sich über demselben das einstige Ratsplenum, der kleine Rathaussaal u. s. w. befinden. Dagegen wurde das Haus Nr. 3, welches das Stadtarchiv birgt und mit dem Hause Nr. 4 im Verbindung steht, im J. 1525 Montag nach Johann des Täufers Tag von Jeremias Ridler und Hans Fennd, Hochherrn und Pflegern des (hl. Geist)- Spitals zu München, an die Stadt München um 500 Gulden rh. verkauft. Es wird in der im Stadtarchiv noch erhaltenen Urkunde bezeichnet als ,,des Heiligen Geists eigene Behausung und Hofstatt an dem Markt herunter zwischen Caspar Giesinger’s Haus und dem Rathaus«. Nächst der Stiege am Hause Nr. 4 befindet sich ein Wahrzeichen der Stadt München, nämlich ein Brünnlein, an welchem ein eiserner Löffel befestigt ist. Dieser Brunnen erhielt im Volksmund den Namen ,,Löfselwirt.***)

*) Die Tajel gibt das Jahr 1280 als Erbauungsjahr an. **) Ausführliches hierüber f. Münchener Stadtzeitung Nr. 60 v. 9. Juli 1890. ***) Frz. Trautmann, Alt-Münchner Wahrzeichen S. 29. derselbe die Abenteuer Herng Christophs von Bayern I, 74.


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