Rambaldi(1894) - Palmstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 475. Palmstraße. Früher Pechwinkel, verbindet die Baum mit der Arndtstraße. Zur Ehrung des unglücklichen Buchhändlers Johann Philipp Palm *), eines Opfers französischer Tyrannei in Deutschland, geb. 1768 zu Schorndorf. Palm erlernte in Erlangen den Buchhandel und erwarb als Schwiegersohn des Buchhändlers Stein zu Nürnberg die Steinsche Buchhandlung. Im Frühjahr 1806 versandte Palm eine wahrscheinlich von Professor Yelin in Ansbach versaßte und von Palin verlegte Flugschrift:« »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung«, in welcher Napoleon l. und das Benehmen der französischen Truppen in Bayern hartem Tadel unterworfen waren, an die Stagesche Buchhandlung in Augsburg, ohne jedoch den Inhalt der Schrift zu kennen. Diese geriet zufällig in die Hände französischer Offiziere, die in Mettingen im Quartier lagen, und zog den Zorn derselben auf sich, weshalb sie den Kaiser Napoleon auf dieselbe aufmerksam machten. Dieser befahl ein abschreckendes Exempel zu statuieren. Palm, der nach einein Fluchtversuch im Vertrauen auf seine Unschuld und seine Eigenschaft als Bürger einer ehemals freien Reichsftadt nach Nürnberg zurückgekehrt war, wurde am daselbst verhaftet und einer außerordentlichen Militärkommission in Braunau überwiesen, welche von Napoleon den bestimmten Befehl hatte, den Schuldigen in 24 Stunden verurteilen und hinrichten zu lassen. Die Verurteilung zum Tod »wegen absichtlicher Verbreitung ehrenruhlsiger Schriften wider Frankreich« erfolgte auch 25. Allg. 1806; Palm, der sein Schicksal mannhaft und gottergeben ertrug, wurde am 26. August in Braunau erschossen. Die brutale That erregte im deutschen Volk ingrimmigen Haß gegen den rohen Gewalthaber und seine feigen Schergen sowie das Bewußtsein der tiefen Erniedrigung und gänzlichen Zerrissenheit Deutschlands und so gebührt Palm, der sich durch sein unschuldig vergossenes Blut ein Anrecht auf die Anerkennung seiner Nation erworben hat, das Verdienst, dieses Bewußtsein in die Bahn der Besserung geführt zu haben. 1866 wurde Palm ein lebensgroßes Bronzestaudbild von Knoll in Braunau errichtet, sein Haus in Nürnberg hat König Ludwig I. durch eine Gedenktafel ausgezeichnet. Die Straße, welche, wie oben erwähnt, bisher den Namen Pechwinkel **) führte, welcher den Bewohnern und Hausbesitzern nicht sehr paßte, erhielt am 6. Okt., resp. 8. Novbr. 1890 ihren heutigen Namen.

*) Vgl. Stumpf, denkwürdige Bayern S. 346. **) Bis 1840 etwa befand sich hier die Hütte eines Pechsieders der noch in den 80er Jahren vorhandene »Pechgarten«, eine Vierwirtschaft, trug gleichfalls von jener den Namen, an deren Stelle im 14. Jahrhundert eine Schießstätte für die Armbrustschützen Münchens war.


Weiter zur Straßenbeschreibung