Rambaldi(1894) - Hofgartenstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 272. Hofgartenstraße. Zieht sich vom Hofgartenthor zwischen der Nordseite der Residenz und der Südseite des Hofgartens, gegen die Enden der Marstall- und Wurzerstraße. Von Kurfürft Max I. im Jahre 1614 angelegt, und bei der Befestigung der Stadt noch mit in die Wolle eingeschlossen, war der Hofgarten damals aber dem Publikum verschlossen und nur dem Kurfürsten und dessen Hofleuten zugänglich Von den ehemaligen Verzierungen ist nur noch das Rundgebäude auf dessen Kuppel eine Bavaria aus Erz *), das anmutigste und reizvollste unter den plastischen Werken Peter Candids, steht, übrig. Die übrigen im holländischen Geschmacke gehaltenen Laubengänge und Blumenbeete mit ihren Marmorbecken mußten 1776 der Bepflanzung mit Linden- und Kastanienbäumen weichen. Erst König Ludwig I. ließ wieder vier Bassins herstellen. Der auf Seite des Bazars befindliche Brunnen wurde für die Bewohner desselben errichtet, und mit einer von Schwanthaler modellierten Nymphe aus Bronze geziert. Der östlich unter der Esplanade gelegene Platz, in dessen Hintergrunde sich die seit dem Jahre 1893 aufgelassene Hofgarten- oder Leibregiments-Kaserne erhebt, war einst ein Weiher mit einem Inselchen und Gruppen von Bronzefiguren geschmückt. Den nordwestlich um den Hofgarten sich ziehenden Bogengang, die Arkaden genannt, auf der Seite des Bazars neu hergestellt (s. Himbselstraße) und mit demselben in Verbindung gebracht, schmücken von seinem Beginne am Ausgange der Residenz bis zum Bazar Fresken von Kaulbach, dann die unter P. von Cornelius Leitung von jüngeren Künstlern in den Jahren 1827-29 ausgeführten Bilder aus der Geschichte Bayerns. An sie reihen sich im Bazar Fresken von C. Rottmann. Den Schluß machen auf der Nordseite die Bilder aus dem griechischen Befreiungskriege nach P. von Heß, von Nilson ausgeführt. Die ehedem an der Westseite verteilt gewesenen Thaten des Herkules, kolossale Gruppen nach Candids Zeichnungen von Roman Boos um 1770 aus Holz gearbeitet, sind nun am Schlusse dieser Arkaden in 7 Nischen aufgestellt. Daselbst befindet sieh das Lokal des Kunstvereins. Den Nordflügel der Arkaden ließ Karl Theodor im Jahre 1779 um einen Stock erhöhen, und die Bildergalerie darin unterbringen, welche 1783 eröffnet wurde (s. Galleriestraße). In dieser Straße befinden sich ferner: Das Haus Nr. 1 dem Militär-Aerar gehörig und unter dem Namen »Seidenhauskaserne« bekannt. Dieser Platz, wo ehemals die kurfürstliche Feigenbaumzucht gewesen, wovon jede Feige auf einen Dukaten zu stehen gekommen sein soll, wurde im Frühjahre 1795 von Sr. kurfürstlichen Durchlaucht dem Seidenfabrikanten Altmutter ein- geräumt, welcher seine Fabrik auf Bearbeitung im Inlande gezogener Seide einrichtete **). Später bis zum Jahre 1866 war hier ein Teil des 1. Feld-Artillerie-Regimentes untergebracht. Das Haus Nr. 2, d. i. die bereits oben erwähnte in den Jahren 1801 bis 1803 erbaute Hofgartenkaseren. Das Haus Nr. 3, die Kögelmühle, eine der beiden Schelmühlen (oder Schefmühlen), welche Kaiser Ludwig zu seiner ersten, im Jahre 1331 gestifteten Messe widmete ***).

*) Bayerische Bibliothek V., 53. Oberbayer. Archiv XIV., 197. **)Jos. Burghozer, S. 139. ***) Wolf, Chronik I, 541.


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