Rambaldi(1894) - Gollierstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 218. Gollierstraße. Verbindet rückwärts des Bavaria-Kellers auf der Theresienhöhe die Part- mit der Ganghoferstraße und wird von der Ligsalzstraße geschnitten. Zur Erinnerung an die Münchener Familie der Gollier *), welche zum bayerischen Landadel zählte und wahrscheinlich schon 1253, bestimmt aber 1269 urkundlich genannt wird. Ainwig der ,,Gollir« erbaute um 1295 an Stelle der zerstörten herzoglichen Münzschmiede, südlich der jetzigen Mariensäule, die ,,Allerheiligen«- oder ,,Gollirkapelle«, welche wahrscheinlich 1310 bis 1313 erweitert und 1480 oder 85 abgebrochen wurde. Von 1295-97 saß Ainwig im innern Rate und erscheint 1315 als ,,Ritter von München«. Vermutlich ist »Ainwig der Schluder, genannt der Gollirer«, welcher in der »vorderen Schwabingergasse« (heute Residenzstraße) ein Seelhaus stiftete, ein und dieselbe Persönlichkeit mit dem vorgenannten Ainwig. Dieses Seelhaus ist später in die »vordere Prannersgasse« (jetzt Promenadestraße) verlegt und 1803 vom Magistrat um 10000 Gulden verkauft worden. An dessen Stelle wurde für die Stiftung das frühere Meßnerhaus bei der Salvatorkirche erworben und 1875 um 26 000 Gulden veräußert. Auch das »Gollir-Benefiziatenhaus«, welches das erste aus Stein hergestellte und gegenwärtig älteste Haus Münchens sein soll, erinnert an jenen früheren Einwohner Münchens. Es liegt am Petersplatz (s. denselben) Nr. 3 und birgt zur Zeit das städtische Archiv. Die einschlägige Stelle der Kaufsurkunde im Stadtarchive lautet: »München am Fritag in den Pfingstfeiertagen 1443 um 200 Pfund Münchener Pfennige von Meister Hans Ewgenpeck, Kaplan der Gollierkapelle, dann Peter und Hans den Schludern, Lehensherren derselben, erkauft.« Das mächtige Geschlecht zeichnete sich unter den eingeborenen Patrizierfamilien besonders durch Religiosität und Reichtum aus (s. Schwabingerlandstraße), scheint aber schon mit Johann, dem Sohne Ainwigs, 1318 erloschen zu fein, denn Kaiser Ludwig der Bayer soll mit den heimgefallenen Gütern desselben das Kloster Ettal gegründet haben. **) Die Straße trägt ihren Namen seit 28. September 1877, resp. 1. Januar 1878.

*) Vgl. Oberb. Arch. Xl, 76, und Mayer, Münchener Stadtbuch, S.31. Wolf Urkundliche Chronik von München I. 262, 269, 285, 286, 342, II. 322, 512, 515, 749. **) Mon. boic. XVIII. S.94; Lipowsky, Urgeschichte I., 239.


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