Fernberg (1879) - Senefelderstraße

Fernberg - 1879

Beschreibung:

Sennefelderstraße. Der Name "Sennefelder" hat auf dem ganzen Erdkreise einen guten Klang, denn so nennt sich der Erfinder der Lithographie oder des Steindrucks, einer Kunst, die gegenwärtig Hunderttausenden das tägliche Brod verschafft und abermals Hunderttausenden, ja Millionen durch ihre Erzeugnisse anderweitigen Nutzen und Freude bereitet. Alois Sennefelder, der Sohn eines sehr beliebten Schauspielers, wurde am 6. November 1771 zu Prag geboren, zog aber bald darauf mit seinem Vater nach Mannheim und von da 1778 nach München, wo derselbe eine gute Anstellung erhalten hatte. Hier besuchte Alois die niederen lateinischen Schulen, das Gymnasium und Lyzeum, bezog dann als Studirender der Rechtswissenschaft die Universität Ingolstadt und absolvirte dort mit Auszeichnung. Gleichwohl wendete er sich aus besonderer Neigung nun der Schauspielkunst zu, verlegte sich aber nach zweijährigen herben Erfahrungen in diesem Fache auf die Schriftstellerei. Um die Druckkosten zu ersparen und so seine Mutter, die bereits 1792 Witwe geworden war, sowie die zahlreichen Geschwister besser unterstützen zu können, unternahm er, seine Werke mit eigener Hand zu vervielfältigen. Nach vielen und mühevollen Versuchen dieser Art kam er endlich auf den Gedanken, mit chemischer Tinte auf Steinplatten zu schreiben und hievon Abdrücke zu machen. Der Versuch fiel gut aus, und der Anfang der Lithographie war hiemit gemacht (1797). Einmal so weit, war Sennefelder rastlos bestrebt, seine neue Kunst immer mehr zu vervollkommnen; leider hinderte ihn oft der Mangel an Geld, seine Gedanken sofort zu verwerthen. Durch Geheimhaltung seines Verfahrens hätte er bei der großen Nachfrage nach lithographischen Erzeugnissen sich wohl ein Vermögen sammeln können; der uneigennützige Mann wünschte ber, daß seine Erfindung recht bald ein Gemeingut Aller werde, und machte kein Hehl aus den Geheimnissen derselben. Er war zufrieden, im Jahre 1809 eine Stelle als Inspektor der lithographischen Druckerei bei der kgl. Steuervermessungskommission zu erhalten, und verfaßte ein Lehrbuch der Lithographie, das bald ins Englische und Französische übersetzt wurde. Nunmehr verbreitete sich die Lithographie mit wunderbarer Schnelligkeit über den ganzen Erdkreis, und Sennefelder konnte noch bei Lebzeiten erfahren, welch´ eine segensreiche Gabe für die Menschheit seine Erfindung geworden war; er starb 1834 zu München. König Ludwig I. ließ seine Büste in die bayerische Ruhmeshalle aufnehmen, und an seinem 100jährigen Geburtstage wurde ein ihm gewidmetes Denkmal auf dem Sendlingerthorplatze enthüllt. (S. Mittererstraße.)


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