Fernberg (1879) - Sedanstraße

Fernberg - 1879

Beschreibung:

Sedanstraße. Unvergeßlich bleibt den deutschen Zeitgenossen die Ueberraschung und der Jubel, welcher sich Aller bemächtigte, als am 2. September 1870 Nachmittags vom Kriegsschauplatze die Nachricht eintraf, bei Sedan habe sich die ganze französische Armee samt dem Kaiser Napoleon kriegsgefangen ergeben. München war an jenem Abende festlich beleuchtet, und am Tage darauf konnte man von jedem Dorfkirchthurme Fahnen flattern sehen, ein Zeichen des allgemeinen Jubels! Wieder war es die aus nord- und süddeutschen Regimentern zusammengesetzte 3. Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm gewesen, welche den Hauptantheil an der siegreichen Schlacht hatte. Am 1. September hatten die Bayern in früher Morgenstunde den Kampf begonnen (s. Bazeillesstraße); ihnen waren die Sachsen gefolgt unter ihrem Kronprinzen (jetzigem König von Sachsen) Albert, der in diesem Kriege ein Kampfgenosse des preußischen Kronprinzen war, wie einst ein Studiengenosse desselben auf der Universität in Bonn. Nach und nach kamen auch die übrigen Truppen, soweit sie nicht bei Metz und Straßburg (s. die hienach benannten Straßen) standen, in`s Gefecht. 600 deutsche Kanonenschlünde feuerten zuletzt von allen Seiten auf die Festung Sedan und die dort eingeschlossene französische Armee los. Gegen Abend ergab sich dieselbe; am 2. September Mittags wurde die Kapitulation unterzeichnet. Am selben Tage machte der deutsche Oberbefehlsherr König Wilhelm von Preußen noch einen fünfstündigen Ritt um das Schlachtfeld zur Besichtigung der siegreichen Truppen, die ihn überall jubelnd empfingen. Außer dem Kaiser Napoeon III. fielen 108,000 Mann, darunter 50 Generäle, 550 Geschütze, 10,000 Pferde und zahlreiches Armeematerial in die Hände der Sieger. Für Deutschland sowohl als auch für Frankreich war dieser Tag äußerst folgenreich. In Frankreich stürzte er das Kaiserreich und die napoleonische Herrschaft, für Deutschland aber war er die sichere Gewährleistung einer vollständigen Niederwerfung des Feindes und der künftigen Einigung unter einem wieder aufgerichteten starken deutschen Kaiserreiche. Es wird auch deshalb der 2. September als ein nationaler Gedanktag in ganz Deutschland festlich begangen. ( Sedanfest.) Nach der Schlacht von Sedan ward der Friede allerdings noch lange nicht errungen. Die neue französische Regierung setzte den Krieg hartnäckig fort. Die deutschen Heere mußten deshalb weiter vorwärts dringen und zugleich die beiden großen Festungen hinter ihnen, Metz und Straßburg, sowie mehrere andere kleinere Festungen in ihre Gewalt bringen, um sich den Rücken frei zu machen.*) (S. Straßburgerplatz.)

*) Sedan selbst ist eine Handels- und Fabrikstadt mit ca. 20 Tausend Einwohnern und Festung 2. Klasse an der Maas; sie bildet ein wichtiges Bollwerk Frankreichs an dessen Nordgrenze Schon früher einmal, in den Befreiungskriegen 1813-14, hatte Sedan das Schicksel, von den Deutschen eingenommen zu werden; damals wurde es von preußischen Truppen ein ganzes Jahr besetzt gehalten.

 


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