Fernberg (1879) - Plinganserstraße

Fernberg - 1879

Beschreibung:

Plinganserstraße. Georg Plinganser, Wirthssohn aus Pfarrkirchen a. d. Rott, war ein edler bayerischer Patriot, der nicht unthätig zusehen konnte, als im spanischen Erbfolgekriege*) nach dem erfolglosen Feldzuge Max Emanuels in Tyrol (1703) und der unglücklichen Schlacht von Höchstädt (13. August 1704) die Oesterreicher Bayern als erobertes Land behandelten, unerschwingliche Steuern eintrieben, Tausende junger Bayern Nachts in ihren Wohnungen überfielen, aus den Betten rissen und halb bekleidet in herbstlicher Kälte auf Wägen gefesselt fortführten, um sie in Ungarn oder Italien als Soldaten dienen zu lassen. Im November 1705 erhob sich unter dem bayerischen Landvolke ein allgemeiner Aufstand; nur die Bürger in den Städten mußten zurückbleiben, weil sie durch massenhafte österreichische Einquartierungen ganz widerstandslos gemacht worden waren. Plinganser, der eben von der Hochschule zu Ingolstadt gekommen war und zu Pfarrkirchen beim dortigen Pfleggerichte sich für den Beruf eines Regierungsbeamten vorbereitete, stellte sich mit mehreren Gesinnungsgenossen wie: Meindl, Oertel u. A. an die Spitze der sogenannten Landesvertheidigung, welche darauf ausging, die Oesterreicher aus München und aus dem Lande zu vertreiben. Leider schlug das Unternehmen fehl und mit der unglücklichen Schlacht von Aidenbach (8. Januar 1706) war alles verloren. Plinganser zerbrach auf dem Schlachtfelde seinen Degen und floh in die Schweiz. Später wurde er erster Beamter des bischöflichen Hochstiftes Augsburg und starb 1738. Die Oesterreicher hielten nach Unterdrückung des versuchten Aufstandes ein fürchterliches Strafgericht im ganzen Lande und setzten ihre Schreckensherrschaft fort, bis der unversöhnliche Kaiser Josef I. 1711 starb, und Bayern durch den Frieden von Rastatt 1714 seinem angestammten Fürstenhause und damit sich selbst zurückgegeben wurde. (S. Meindlstraße.)

*) Dieser Krieg war 1701 zwischen dem Kaiser Leopold I. von Oesterreich und dem Könige Ludwig XIV. von Frankreich wegen der Erbfolge in Spanien ausgebrochen. Max Emanuel hatte sich mit seinem Bruder, dem Erzbischofe und Kurfürsten Clemens von Köln, verleiten lassen, auf Frankreichs Seite zu treten, während die übrigen deutschen Fürsten, England und Holland zu Oesterreich halfen.


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