Adressbuch(1880) - Max-Joseph-Platz

Adressbuch - 1880

Beschreibung: Z. E. a. König Maximilian I. Joseph (s. Maximiliansplatz). Er ist zu Anfang dieses Jahrhunderts etwa zwischen 1803 und 6 entstanden, hieß früher „Franziskaner“- und dann „Residenzplatz“, eine noch gebräuchliche, aber nicht amtliche Bezeichnung. – Im Angesichte seiner Burg erbaute Herzog Ludwig der Strenge 1284-86 den Franziskaner vom Anger (s. Anger, unterer) ein geräumiges Kloster auf den erkauften Gärten und Wiesplätzen der Patrizierfamilien der Pienzenauer, Ridler und Pütriche, während die dazu gehörende Kirche erst am 2. Mai 1296 eingeweiht wurde. In der für München so schrecklichen Nacht vom 13. auf den 14. Febr. 1327 brannten Kloster und Kirche ab und wurden beide erst 1380–85 durch die edlen und reichen Brüder Gabriel und Vinzenz Ridler, Patrizier von München, wieder aufgebaut (s. Ridlerstraße). Die Franziskaner in München waren 1312 von ihrer ursprünglichen Ordenregel abgewichen und hatten die strengere Regel der Minoriten (auch Minderbrüder odert Barfüßermönche genannt) angenommen, woher das Kloster von nun an gewöhnlich die Benennung „Barfüßerkloster“ trug. 1480 entfernte Herzog Albrecht IV. die Minoriten aus München, da sie sich der vom Papste angeordneten Klosterreformation nicht fügen wollten, und führte wieder „Franziskaner von der alten Ordnung“ ein, welchen dann 1620 die „reformierten Franziskaner“ folgten. Inzwischen war 1612 die alte Kirche restauriert worden, vor welcher – mitten auf dem heutigen Max-Joseph-Platz – der Klosterfreithof lag. Des letzteren Mauer lief in gleicher Linie mit der Fronte des Graf Törring'schen Palais (jetzt k. Post) bis zum Kloster „Kloster auf der Stiege“ (nun Königsbau der Residenz – s. Riedlerstraße). Als 1776 dieser Freithof aufgehoben und mit dem allgemeinen Gottesacker vor dem Sendlingerthore vereinigt ward, trug man die Umfassungsmauern ab und ebnete den ganzen Platz ein. Am 4. März 1802 erfolgte die Aufhebung des Franziskanerklosters, nachdem es 519, resp. 381 Jahre zu München bestanden hatte und noch im nämlichen Jahre brach man Kloster und Kirche ab, wodurch beim Einsturz des Thurmes der letztern mehrere Menschen verunglückten. Längere Zeit blieb der Platz öde und ruinenhaft, bis sich von 1811–18 das Hof- und Nationaltheater auf ihm erhob. Dasselbe brannte 1823 ab, erstand aber 1825 wieder in seiner früheren Schönheit. – Wenige Jahre nach Beseitigung des Franziskaner-Kirchhofes, 1782, wurde auch das ehemalige „Ridler-Nonnen-“ oder „Regelhaus“, das oben erwähnte „Kloster auf der Stiege“, aufgehoben und abgebrochen. – Der Residenzplatz hieß in ältester Zeit der „Bittrich“, nach einer Patrizierfamilie Püttrich, welche dort schon 1284 ein kleines Seelhaus stiftete und deren bisher bekannter Altvater Hermann bereits 1239 im Rathe saß. Der Gründer war Ludwig Pütrich, Mitglied des äußeren Rathes 1274–74, während sein Sohn Hans, von 1381–84 in der gleichen Würde wie sein Vater und 1393 Stadtkämmerer, die Stiftung von 1365–85 reich mit Höfen, Huben und aengern ausstattete, auch ein neues Gebäude für dieselbe aufführte, so daß aus dem Püttrich-Regel- oder Seelhaus bald ein Kloster für die büßenden Schwestern des dritten Ordens des hl. Franziskus wurde. 1802 hob man das Kloster auf und verkaufte dessen Gebäude, welche noch heute in dem Hause Nr. 12 der Residenzstraße zu erkennen sind. Das Geschlecht der Pütriche war schon mit Jakob, gefürstetem Probst von Berchtesgaden, 1594 erloschen.


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