Münchner Straßenverzeichnis

Carola-Neher-Straße

<p>Carola Neher (*3. November 1900 in München; + 26. Juni 1942 in Sol-Ilezk, Sowjetunion) war eine deutsche Schauspielerin, die um 1930 in Berlin reüssierte. Aus dem nationalsozialistischen Deutschland ausgewandert, kam sie in Lagerhaft in der Sowjetunion ums Leben.</p> <p>1926 ging sie nach Berlin, wo sie mit Bertolt Brecht zusammenarbeitete. Als sie 1928 gerade (als Polly) Brechts „Dreigroschenoper“ probte, starb ihr Mann, der Dichter Alfred Henschke, genannt Klabund, in Davos an Tuberkulose. Deshalb fand die legendäre Premiere des Stückes ohne sie statt. Neher übernahm die Rolle erst bei der Wiederaufnahme im Mai 1929. Da gab es bereits Tonaufnahmen des Lieds von der Seeräuber-Jenny und vom Barbara-Song, die Carola Neher am 20. August 1928, sechs Tage nach dem Tod Klabunds, mit Electrola während der Proben aufgenommen hatte. Ihr anschließender Zusammenbruch machte eine rasche Umbesetzung durch ihre Kollegin Roma Bahn nötig und ließ die Uraufführung am 31. August in Ernst Aufrichts Theater am Schiffbauerdamm wie geplant stattfinden.</p> <p>Neher war 1932 nach der letzten Brecht-Zusammenarbeit von „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, die in Berlin nur als Hörspiel und nicht mehr als Theaterstück entstand, an das Deutsche Theater nach Prag gereist, wo sie in Shaws „Pygmalion“ und Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ spielte. 1933 reiste sie mit ihrem deutsch-bessarabischen zweiten Ehemann erstmals in die Sowjetunion, die der Kommunist Anatol Becker hoffnungsvoll mitgestalten wollte. 1934 lebten sie, mittels Nehers Arbeitsvisums bei der deutschen Theatergruppe „Kolonne links“ unter der Leitung ihres Kollegen Gustav von Wangenheims, in Moskau. Im September vergab sie ihren Namen für einen Aufruf gegen den Anschluss des Saarlandes an das Deutsche Reich. Infolge dessen wurden ihr wie auch einigen Mitunterzeichnern, u. a. Klaus Mann, dem später als John Heartfield bekannten Künstler und Erwin Piscator seitens der NS-Behörden im November die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. Im Dezember 1934 kam der gemeinsame Sohn in Moskau zur Welt.</p> <p>Am 25. Juli 1936 wurde Carola Neher nach ihrem Mann, der zuvor noch die russische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, im Zuge des Großen Terrors verhaftet. Becker wurde 1937 nach seiner Verurteilung als „Trotzkist“ erschossen, Neher zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt. Moskau war ihr zur Falle geworden. Weiterhin per „Sonderfahndungsliste“ in der UdSSR von den im Krieg seit 1941 vorrückenden Nationalsozialisten verfolgt, wurde sie mangels deutscher „Reichsangehörigkeit“ dennoch nicht an Deutschland ausgeliefert. Sie starb fünf Jahre nach ihrer Verurteilung im Lager Sol-Ilezk bei Orenburg an Typhus.</p>

Umgebungskarte | Karte

Straßenname Carola-Neher-Straße
Plz 81379
Von der Siemensallee zuerst nach Nordwesten, dann nach Nordosten.
Person Neher Carola
Lat/Lng 48.09126 - 11.53186

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