Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
| Quelle | München und seine Bauten (770) |
|---|---|
| Jahr | 1912 |
| Straße | Dachauerstraße |
15. Gasanstalt Direktor Hans Ries und Baurat N. Nehlen Die Gasanstalt wurde in München ini Jahre 1850 dnrch eine Aktiengesellschaft, die „Gasbeleuchtungsgesellschaft in München" ins Leben gerufen. Das erste Gaswerk wurde von ihr an der Thalkirchnerstraße errichtet und bis zum Jahre 1878, soweit als der verfügbare Platz es erlaubte, ausgebaut. Seine höchste Jahresleistung betrug zu dieser Zeit 9 Millionen obm. Nachdem die Leistungsfähigkeit dieser Fabrik nicht mehr gesteigert werden konnte, erfolgte der Bau eines zweiten größeren Gaswerkes im Osten der Stadt am Kirchstein. Im Jahre 1881/83 wurde hier das erste Fabriksystem für 20 000 cbm Tagesleistung errichtet. Im Jahre 1885/86 und in den Jahren 1890/93 erweiterte die Aktiengesellschaft das Gaswerk um je ein weiteres System mit derselben Tagesleistung von je 20000 edm. Am 1. November 1899 war der zwischen der Stadtgemeinde und der Gasgesellschaft abgeschlossene Bertrag abgelaufen und die gesamten von letzterer bis dahin ausgeführten Anlagen und Einrichtungen gingen in den Besitz der Stadtgemeinde über. Nach Uebergang der Anstalten an die Stadtgemeinde wurde in den Jahren 1900/06 von dieser ein viertes Fabriksystem mit einer Tagesleistung von 32000 cbin errichtet, ein alter Block Netortenöfen durch Münchener Kammeröfen ersetzt und damit das Werk aus seine heutige Tagesleistung von zirka 100000 cbm Steinkohlengas gebracht.
Nachdem das ganze Fabrikgebiet der ersten Anstalt an der Thalkirchnerstraße im Laufe der baulichen Entwicklung der Stadt vollständig von Wohnquartieren umschlossen worden war und die Lage der Betriebsstätte neuzeitlichen Forderungen gegenüber sich als unwirtschaftlich erwies, mutzte das Gaswerk an der Thalkirchnerstrahe nach und nach in seinem Betrieb reduziert werden und wurde am 1. Juni 1909 aufgelassen. Die Stadtgemeinde errichtete ein vollständig neues Ersatzwerk nach denPlänen desDirektorsH.Ries in den Jahren 1906/09 an der äußeren Dachauerstraße. Dieses Werk ist in zwei voneinander völlig getrennten Hauptsystemen von je 150000 cbm Tagesleistung angelegt. Zur Ermöglichung eines dem jeweiligen Bedarf sich anpassenden Ausbaues ist bei den Kohlenmagazinen und Osenanlagen jedes Hauptsystem wieder in zwei Untersysteme von je 75000 adin Tagesleistung aufgelöst. In gleicher Weise sind die Reiniger- und die Gasmesser-Anlagen geteilt, während für die Apparatenanlage (Borkühlung, Gassauger, Teerscheider, Cyan- und Ammoniakwäscher) zwei Hauptsysteme vorgesehen sind, denen parallel ein gemeinsames Reservesystem geführt ist, auf welches von beiden Systemen her umgeschaltet werden kann. Für den ersten Ausbau ist eine tägliche Gaserzeugung von 75000 cbm zugrunde gelegt.
Die erste Ausführung umfaßte die Gleisanlage (eine Hochbahn und eine Niveaubahn), ein Kohlenmagazin, ein Ofenhaus mit 12 Münchener Kammeröfen ü 6000 cbm Tagesleistung, das Apparatenhaus, ein Reinigerhaus, das Gasmefferhaus, das Reglerhaus, ferner die Errichtung eines freistehenden, schmiedeisernen Gasbehälters (Flachbodenbaffin) für 75000 cbm Nutzinhalt, eines Magazingebäudes, des Werkstüttengebäudes mit Anbauten für Kantine und Arbeiterbäder, des Kesselhauses mit einem Anbau für die Sauggasgeneratoren und die elektrische Zentrale; endlich wurden erstellt der Wasserturm, das Ammoniakverarbeitungsgebäude, die Reservoire für Teer und Gaswasser, die Kohlen- und Koksaufbereitungsanlage, das Laboratoriumsgebäude, drei Dienstwohngebäude, die Entwässerungsanlage.
Die zur Aufnahme der Apparaten-, Uhren- und Regleranlage dienenden Gebäude, ebenso die Gebäude für Magazinzwecke und Werkstätten, endlich jene für die Wohlfahrtseinrichtungen wurden für den vollen Ausbau errichtet, da eine erst später erfolgende Ausgestaltung die Einheit der Bauten beeinträchtigt Hütte, ohne daß besondere Ersparnisse erzielt worden wären.
Zur teilweisen, unmittelbaren Verarbeitung der bei der Steinkohlengasgewinnung anfallenden Gaskoksmassen wurde im Jahre 1911 in der Anstalt am Kirchstein eine Koksgasanlage errichtet. Das in dieser Anlage gewonnene Gasprodukt wird dem Steinkohlengas in einem gewissen Prozentverhältnis beigemischt.
Eine ausführliche Beschreibung des neuen Gaswerks mit zahlreichen Abbildungen und Zeichnungen ist in der aus Anlaß der 53. Jahresversammlung des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern im Jahre 1912 erschienenen Festschrift enthalten.
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