Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Quelle | München und seine Bauten (256) |
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Jahr | 1912 |
Straße | Lenbachplatz 8 |
Das Münchner Künstlerhaus erhebt sich an jener Stelle, an der über der alten Stadtbefestigung die ehemalige Hofleinwandkammer mit dem „Wasserturm" stand, und die heute als die Vereinigung des Karls- und Lenbachplatzes einen der vornehmsten Punkte Münchens bildet. Die Erbauung des Hauses durch Professor Dr. Gabriel von Seidl fällt in die Jahre 1896—1900 und geschah mit einem Gesamtkostenaufwand von M. 1070000, das ist M. 46.50 pro Kubikmeter. Die Gesamtanlage des Ganzen ist aus dem feinsinnigen Bestreben entstanden, das über die Baustelle hinweg zu der Synagoge und den Türmen der Frauenkirche sich erhebende reizvolle Städtebild nicht nur zu erhalten, sondern so weit als möglich durch entsprechende architektonische Umrahmung zu steigern. Unter dem Einflüsse dieses Gedankens gruppieren sich die gesamten Räume derart um einen Hof, daß dieser an drei Seiten von nur ebenerdigen Bauteilen eingeschlossen, der Festsaalbau sich nur gegen Süden allein erhebt. Die Verteilung der Räume geschah in der Weise, daß sich an der nordwestlichen Ecke des Hofes ein öffentliches Restaurant erhebt; an der nordöstlichen Ecke befindet sich Einfahrt mit Hausmeisterwohnung und anschließenden Bureaux und Sitzungssaal der Künstlerschaft. Der Saalbau enthält im Erdgeschoß Klublokale der Künstlerschaft, historische Kommission und Bibliothek, im Obergeschoß den Festsaal. Ueber dem Festsaal ragt als quadratischer Baukörper ein Geschoß, welches Arbeits- und Wohnräume für Wirt und Personal enthält. Die Bauart des Hauses ist vollständig massiv, zum Teil unter Verwendung edelsten Materials gestaltet. Die Fassaden sind zum Teil geputzt, zahlreiche architektonische und ornamentale Teile jedoch aus Haustein. Das Dach ist mit Biberschwänzen gedeckt, die mittlere Laterne mit Kupfer verkleidet. Die Räume im Innern haben eine zu fürstlicher Pracht gesteigerte Behaglichkeit erhalten, wobei jedem Raum der seiner Zweckbestimmung entsprechende Ausdruck ausgeprägt wurde. Die am 3. Juli 1893 dem Grundstein übergebene Widmung besagt: „Dies Haus soll allen Künstlern Münchens, wie immer im geselligen Verkehr oder zu künstlerischem Schaffen sie ihre eigenen Wege sonst gehen mögen, ein Sammelplatz sein, ein Mittelpunkt für Frohsinn, Rat und ernste Tat, München eine Ehre, den Künstlern ein Stolz, der Kunst ein Kleinod für und für." Die Durchführung des in der Münchner Künstlerschaft langgehegten Baugedankens wurde durch das energische Eintreten Lenbachs ermöglicht, der auch an der künstlerischen Ausführung lebhaften persönlichen Anteil nahm.