Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Zauner - München in Kunst und Geschichte (352) |
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Jahr | 1914 |
Straße | Waisenhausstraße 20 |
Waisenhaus, städtisches, Waisenhausstr. 20. Von Grassel 1896/99 erbaut. Es bildet den baulichen Abschluß des Nymphenburger Schloßkanals gegen Osten, daher ansehnlichere Gestaltung des Baues und Aufbau auf 1,70 m hoher Terrasse. Die Stilformen der Gebäude knüpfen an die altbayerischen Barockklöster an. Die Hauptfront wird malerisch gegliedert durch Zurücktreten des Mitteltraktes, durch energisches Vorziehen der Flügel und durch den aus der Mitte des Südtraktes weit heraustretenden Krankenflügel. Ueber dem Spiel- und Festsaal liegt die Anstaltskapelle, deren Decke und Wände mit farbigem Stuck geschmückt sind und deren Uhrturm ein aus 22 Glocken bestehendes Glockenspiel enthält.
Das Aeußere des Backsteinbaues ist verputzt und mit an modellierten Kalkmörteireliefs geziert. Gänge einseitig bebaut. Im Mittelbau Verwaltung und allgemeine Bäume, nördlich die Knaben, südlich die Mädchen. Im Kellergeschoß Vorratsräume, Schülerwerkstätten, Niederdruckdampfheizung, Warmwasserbereitung, Heizerwohnung. Im Erdgeschoß Arbeitssäle, Küchen- nind Dienstbotenräume, Refektorium, Speisesaal, Spiel- und Festsaal.
Im 1. und 2. Obergeschoß Schlafräume der Zöglinge und Anstaltsschwestern, Krankenräume, Bäder, Weißzeugkammern. Im Nebengebäude Waschküche, Gärtnerwohnung, 2 Isolierkrankenstuben, Stallung für 14 Kühe, 6 Schweine u. s. w. Im Innern ist alle Nüchternheit vermieden: alle Räume sollten ihren jugendlichen Bewohnern eine liebe Heimat werden. Die mit den einfachen Mitteln einer Volkskunst von Schreinern, Schlossern und Malern ausgeführte innere Ausstattung und Einrichtung ist vom Architekten liebevoll selbst entworfen und „soll den Knaben zeigen, was ein solider Handwerksmeister doch Gutes und Schönes leisten kann, und die Mädchen sollten im Hause sehen, wde ein geordnetes, helles und freundliches Heim aussieht“. Die bemalten Einrichtungsgegenstände sind im Grunde braun; •die Ornamentik ist gelb und blau. Baukosten samt Grunderwerbung und Einrichtung 1 Million Mark, gedeckt durch den Erlös aus der an der Findlingerstraße gelegenen alten Anstalt [SB 02, 45; BAJ 642; CK 1910, 9],