Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Zauner - München in Kunst und Geschichte (324) |
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Jahr | 1914 |
Straße | Arcisstraße 21 |
Technische Hochschule, Arcisstr. 21; früher „Polytechnikum“ genannt. Von Gottfried Neureuther 1865—68 in den Formen der italienischen Hochrenaissance errichtet, wodurch dieser Architekt (vgl. unter Kunstgewerbeverein) „der Einführer der deutschen Renaissance in München wie der einer ganz neuen Bauperiode überhaupt wurde“. Und was ihn ganz von seinen Vorgängern unterschied, ist die Feinheit und Liebe, mit der er das Detail behandelt und ausbildet und dadurch seinen Bauten jenen malerischen Reiz und jene Wärme verleiht, die der Renaissance so eigen ist — während sich weder Klenze noch Gärtner irgend viel um das Detail kümmerten, sondern nur nach Größe der Komposition und nach einfachen Silhouetten strebten. Hier wollte der Meister zeigen, wie man SkulpTUr und Malerei zur Belebung und feiner Charakteristik eines Baues zu verwenden hat; und wenn ihm auch Sparsamkeit an Fassade und in der Aula alles gestrichen hat, was er in dieser Art beabsichtigte, so zeigte er seine Kunst doch im Vestibül und Treppenhaus; diese aber hat er mit den geringsten Mitteln durch sinnvolle Verwendung dieser Künste zu so reizender Wirkung gebracht, wie es noch bis lange später in München nur wenigen gelungen ist. Wenn dabei allerdings manches der Schmuckglieder allzu zierlich geworden, so ist dies auf Rechnung der Epoche des Königs Max II. zu setzen. Auch zeigte der Architekt hier zuerst sein Geschick in lebendiger Gruppierung von Baumassen, die gegen alles Aeltere, Schlichte des 19. Jahrh. eine große künstlerische Bereicherung bedeutete, und diese Gruppierung ist hier um so lobenswerter, als sie aus den gegebenen Grundrißforderungen herausentwickelt wurde. Die 233 m lange Fassade ist im Erdgeschoß mit Granitquadern verkleidet; in den 2 Obergeschossen sind alle Gesimse, BrüsTUngen, Lisenen und Fenstereinfassungen aus gelbem Sandstein; das Backsteinmauerwerk dazwischen aber ist mit Zement verputzt. Ein Teil der Ornamente an den Straßenseiten, namentlich der polychrome Fries des Hauptgesimses wurde aus Terrakotta, und zwar teils aus der Nymphenburger teils aus der Mettlacher PorzellanmanufakTUr hergestellt; am Fries selbst sind 72 Porträtköpfe der berühmtesten Gelehrten aller Zeiten, NaTUrforscher, Architekten, Ingenieure u. s. w., angebracht. Die Flügelbauten sind an der Hauptfront mit Sgrafittomalereien belebt (am Nordflügel von Eug. Neureuther, am Südflügel von Mövemeyer). Das prächtige Treppenhaus ist von Eugen Neureuther, dem Bruder des Architekten und dem von Goethe mit Recht gefeierten Arabeskenkünstler, mit sehr fern erdachten und oft amüsanten Malereien ausgestattet; die 2 Landschaften sind von B. Fries. Ueber dem jonischen Säulenportal des Mittelbaues steht die Inschrift: „Ludovico II. Bav. rege aere publico exstrucTUm. Artibus — Seientiis“. Schon 1870 wurde eine Erweiterung nötig. Infolge der stets wachsenden Zuhörerschar — sie beträgt derzeit 3000 und iiber- trifft somit alle deutschen Schwesteranstalten — wurden weitere Bauten nötig, so die Landwirtschaftliche Zentralversuchstation, das elektrotechnische, geodätische, physikalische und chemische InstiTUt, sodann (an der Gabelsberger-Luisenstraße, von Fr. Thiersch) ein umfangreicher Neubau für Laboratorien und für die Architektenabteilung, endlich die durch einen Umbau des Südflügels gewonnenen Bibliotheksräume [BAJ, Bb, P].