Alte Quellen

Pinakothek, Neue

Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (250)
Jahr 1914

Pinakothek, Neue; Barerstr.29. In der Neuen Pinakothek sollte nach der Absicht des Stifters König Ludwig I. „die Ernte seiner opferwilligen Kunstförderung in Werken der lebenden Kunst der Gegenwart aufgeführt werden“. Sie gibt, beginnend mit Overbeck (1789—1869), ein gutes Bild von der Entwicklung speziell der Münchner Kunst im 19. und 20. Jahrh., weist aber auch treffliche Stücke auswärtiger Malerei auf. Das Gebäude, 1846—53 von Aug. Voit aus Privatmitteln des Königs (über Million Gulden) erbaut, ist ein einfaches längliches Viereck mit Haupteingang an der Ostseite. Im Erdgeschoß ist die l'orzellangciniilde- sammlung (281 Nachbildungen von Gemälden aus der Alten Pinakothek, der Schleißheimer Galerie und aus der Residenz von 1809 ab hergestellt von 14 Künstlern in der Kgl. Porzellanmanufaktur zu Nymphenburg) und das Antiquarium (Sammlung von griechischen, römischen und ägyptischen Altertümer und Kuriositäten, angelegt bereits von Herzog Albrecht V., erweitert durch Kurfürst Karl Theodor und besonders König Ludwig I.; im Obergeschoß die Gemäldesammlung mit Oberlicht (besonders interessant vermittelt im V. Saal „Rottmannsaal“, in dem der Beschauer unter einem besondern Dache steht, während das volle Licht bloß die Gemälde trifft).

Im Treppenhaus Gipsmodell der Viktoria vom Siegestor mit dem Viergespann und Skulpturen von Widnmann und Brugger. „Nicht gut steht es um den architektonischen Aussenbau, der vielleicht das einzig wirklich verfehlte Werk des Königs ist. Anlaß zum mißratenen Entwurf war die unglückliche Ideenverbindung: der Bau sollte innen und außen ein Museum werden — die Wände draußen als Riesenflächen für Monumentalmalereien, die Räume innen für die Bilder und Tafeln, beides aber „ad majorem gloriam der Ludwig-Epoche“. Jede baukünstlerische Absicht wurde fallen gelassen: die einfachsten Rahmenleisten umziehen die Flächen der jetzt von der Witterung zerstörten Mauerfresken. Und es war ein merkwürdiger Mißgriff, aus dem Ungeheuern Formenvorrat der Kunstgeschichte, hier an einem modernen Museumsbau gerade frühmittelalterliche (romanische) Stilelemente zu verwenden: Rundbogenfriese, Lisenen und Flachbänder als Längsverbindungen. Aller Glanz sollte von den äußern Wandfresken Wilhelm Kaulbachs ausgehen, denen indes die Härte des Klimas längst den Garaus gemacht [W 213]“, deren Original-Ölskizzen jedoch glücklicherweise noch vorhanden sind (im 5. Kabinett der Neuen Pinakothek).

Gegenwärtig ist die Gemäldesammlung von Prof. M. Braune, dem jetzigen Leiter der bayerischen Staatsgalerien, ganz im Geiste seines Vorgänzers Tschudi einer gründlichen Neuordnung unterzogen worden, die den Wert dieser Sammlung völlig (zu ihren Gunsten) verändert und sie gleichberechtigt neben die Berliner Nationalgalerie stellt. Eine Reihe unbedeutender Bilder ist entfernt, der Rest in grundverschiedene Gruppen zerlegt worden. Den ersten großen Mittelsaal, der noch am meisten den früheren Charakter zeigt, füllen die Riesenbilder von Kaulbach, Piloty u. s. w.

Die linken Kabinette bieten dann — verglichen mit der bisherigen Anordnung — eine Überraschung nach der andern: im ersten ist Leibl und sein Kreis, daneben Gourbet und Trübner, der seinen bekannten „Einjährigen“ als Leihgabe gestiftet hat; im zweiten links Dietz und seine Schule, rechts, in vorzüglicher Auswahl, durch neue Schenkungen des Künstlers erweitert, A. von Keller-, im folgenden Uhde, Habermann und Munkacsy. Durch einen Raum mit den bekannten Bildern Feuerbachs, Böcklins, Ihomas betritt man den geschlossenen Mittelsaal, der jetzt die bisher in der Schleißheimer Galerie verborgenen Maröes der breiten Oeffentlichkeit zugänglich macht. Die folgenden Kabinette vereinigen dann — um immer nur die wichtigsten zu nennen — Liebermann, Zügel, Samberger, Kaulbach, Hengeler, schließlieh — um den dominierenden Lenbach — Defregger, Gabriel Max, Stuck u. s. w. Der vierte große Saal bringt dann neben Markart Bilder größeren Formats von Keller, Kaulbach, Piglhein, und im fünften bilden eine Anzahl von Modernen, unter ihnen Jank, Münzer, Segantini eine ziemlich bunte Gruppe. Die nördlichen Kabinette sind weniger verändert worden: Spizweg ist mit Schleich vereint, die Wiener Waldmüller und Schindler mit dem Düsseldorfer Achenbach, dann die Italiener, Franzosen, Engländer, weiter Mensel bis zu den neuen Münchener Künstlern hinauf.

Der Rottmannssaal wird gleichfalls in die Umänderung hineinbezogen. Im Parterre ist in 3 hellen, neu hergerichteten Räumen Tschudis bekannte Stiftung untergebracht, die eine kleine If edler-Kollektion enthält und eine ganz ausgezeichnete, fast lückenlose Sammlung neuerer Franzosen von Delacroix bis zu den Modernsten [JW, Rb u. W].


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