Münchner Personenverzeichnis

Geboren 11.9.1909 [Bromberg]
Gestorben 24.11.1988 [Bromberg]
Beruf Schriftsteller  Journalist  Kriegsberichterstatter  
Suchbegriffe SS  
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Joachim Fernau  war ein deutscher Journalist, Kriegsberichterstatter der bei der Waffen-SS aufgestellten SS-Standarte Kurt Eggers, Bestseller-Autor, Maler und Kunstsammler. Ein Teil seiner Werke erschien unter dem Pseudonym John Forster. 

Joachim Fernau war ein deutscher Journalist, Kriegsberichterstatter der Waffen-SS, Bestseller-Autor und Kunstsammler. Ein Teil seiner Werke erschien unter dem Pseudonym John Forster.

Nachdem Fernau 1939 zum Wehrdienst einberufen worden war, wurde er nach eigenen Angaben zur Waffen-SS versetzt.[2] Seit Frühjahr 1940 war Fernau in SS-PK im Frontpropagandaeinsatz. Er erreichte den Rang eines SS-Obersturmführers. 1942 und 1943 berichtete er von der Ostfront. Fernaus Kriegsberichte wurden in zentralen Propagandamedien des Regimes wie Das Reich, Völkischer Beobachter oder Das Schwarze Korps veröffentlicht.

Fernau war Spezialist für Durchhalteartikel, die die Bereitschaft zur Kriegsverlängerung und den Glauben der Bevölkerung an eine positive Kriegswende, den sogenannten Endsieg, fördern sollten. So veröffentlichte er kurz nach der strategischen Niederlage der Wehrmacht bei Stalingrad am 4. April 1943 unter dem Obertitel Die Wende im Osten den Artikel Ungewissheit und Sieg in der Zeitung Das Reich, in dem er die Anfang März 1943 erfolgte Rückeroberung von Charkow durch die Waffen-SS-Einheit Leibstandarte SS Adolf Hitler heroisierend schilderte. Er begann mit „Die SS lag starr wie eine Barriere vor den sowjetischen Heerhaufen“ und endete mit „[…] der Feind flieht! Der Augenblick ist da; die große Wendung! Es ist kein Zweifel mehr! Endlich, endlich!“

Im Frühjahr 1944 wurde Fernau nach Frankreich versetzt. Unmittelbar nach der alliierten Landung am 6. Juni 1944 in der Normandie verfasste er für Radio Paris die Ansprache Das Geheimnis der letzten Kriegsphase. Er erklärte: „Der Sieg ist wirklich ganz nahe.“ Der Text erschien im Völkischen Beobachter vom 30. August 1944 und wurde in weiteren Zeitungen nachgedruckt und breit rezipiert. Die Journalistin Ursula von Kardorff notierte am 5. September 1944 in ihr Tagebuch die große Aufregung, die der Artikel des „PK-Manns“ Fernau wegen des Versprechens einer Wunderwaffe ausgelöst habe, mit der ganz England „in die Luft gesprengt“ werden könne. Der Artikel sei „überall im Umlauf“, „er wanderte tagelang von Hand zu Hand, und hier wurde er sogar den höheren Klassen in der Schule vorgelesen“, schrieb am 12. September 1944 Filmproduzent Ludwig Metzger an Ministerialrat Hans Fritzsche vom Propagandaministerium. Nachgedruckt wurde er etwa in: Feldblatt Posen. Zeitung des Wehrkreises XXI. Der PK-Berichterstatter Georg Schmidt-Scheeder erinnerte sich, dass im Februar 1945 ein Waffen-SS-Soldat ihn in einer aussichtslosen Lage mit Hilfe dieses Artikels auf eine angeblich bevorstehende Kriegswende einstimmte.

Victor Klemperer kommentierte in einem Tagebucheintrag vom 1. September 1944 den am 29. August auch in der Dresdner Zeitung erschienenen Artikel, dem er eine in derselben Ausgabe erschienene Meldung über die „gänzliche Aufgabe von Paris“ gegenüberstellt. Klemperer äußert in seiner Notiz Zweifel am Wahrheitsgehalt des fernauschen Artikels. Er kritisierte die von Fernau ausgegebene Parole als Durchhaltephrase: „Das ist das tollste, was man sich bisher geleistet. Populär geheimnisvoll. […] Immerhin: mit der Parole Zeit gegen Raum u. mit den geheimnisvollen Waffen hält man das Volk bei der Stange.“ Joseph Goebbels schätzte die Wirkung in einem Tagebucheintrag vom 16. September 1944 distanzierter ein: „[…] im Volke dagegen ist der Unmut und die Depression weiter am wachsen. […] Sehr viel Unheil hat der schon häufiger angeführte Artikel von Fernau angerichtet. Das Volk hat sich vorgestellt, daß wir in kürzester Zeit eine völlige Wendung des Kriegsbildes, vor allem durch unsere neuen Waffen, herbeiführen würden, und fühlt sich jetzt in seinen Hoffnungen direkt betrogen.“

Quelle: Wikipedia