Macht auf Zeit
Die Gestapo München
München spielte eine Sonderrolle beim Aufbau der Gestapo: Nach der Machtübernahme 1933 wurde die Bayerische Politische Polizei zum Modell für den Aufbau des Geheimen StaatsPolizeiamtes Berlin und damit der reichsweiten Gestapostellen. Münchner Gestapoangehörige übernahmen Führungspositionen in ganz Deutschland und leiteten im Zweiten Weltkrieg Einsatzkommandos in den besetzten Ostgebieten.
1933 wählte Reinhard Heydrich das Wittelsbacher Palais an der Brienner Straße in München als repräsentativen Sitz der Politischen Polizei. Hier entstand eine moderne Schaltzentrale, die aber auch als grausamer Folterort fungierte. Gleichzeitig war die Münchner Gestapo tief in der Stadtgesellschaft verankert, viele ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen übernahmen Tätigkeiten als Blockleiter oder in der Volkswohlfahrt. Man wusste, wer bei der Gestapo tätig war.
Erich Kasberger gewährt in seiner umfassenden Studie Einblicke in die verschiedenen Abteilungen dieser Polizei-Sonderbehörde. Etwa 400 Kurzbiografien mit Quellen- und Literaturhinweisen erfassen im Wesentlichen den Personalstand der Geheimen StaatsPolizei München. Zahlreiche, zum Teil unveröffentlichte Fotos geben den Tätern ein Gesicht.
- Einleitung
Überlieferungslage
Kollektivbiografie?
Politische Polizei im Maßnahmenstaat
Verwaltung des Verbrechens
Verfolgung und Vernichtung
Transformationen — Wege in die Nachkriegsgesellschaft
- Politische Polizei im Maßnahmenstaat
- Das Wittelsbacher Palais - eine Zentrale der Gewalt
„Das ist mir der zuwiderste Bau, den ich geführt habe!"
Vom Königspalast zur Gestapozentrale
Das „Hausgefängnis" im Wittelsbacher Palais
Schutzhaft für Ernst Wiechert - ein Bericht
Alltag im „Hausgefängnis"
Gefängnis und Gefühle
Das Ende eines Hauses
- Organisation und Personal
„Jeder verhaftet jeden, jeder droht jedem mit Dachau" - die HilfsPolizei von SA und SS und die Politische Polizei in der „Pionierphase"
Erste „Geschäftsverteilungspläne" in der „Pionierphase"
Wissenstransfer - die „Bajuwaren-Brigade"
Geschäftsverteilung während der „Differenzierungsphase"
Rechtsunsicherheit als Organisationsprinzip
„Wir müssen an uns selbst arbeiten" - die „kämpfende StaatsPolizei" zwischen Korpsgeist und Weltanschauung
Sozialisierung und Generationalität der Bayerischen Politischen Polizei in den 1920er Jahren
Lernen und Lehrgänge, Zwang und Anpassung
Mythos „Befehlsnotstand"
- Politische Polizei München - die Leiter der Dienststelle
„Nachruf auf einen Henker" (Thomas Mann) - Reinhard Heydrich und sein Stellvertreter Jakob Beck
„Er hat an der befohlenen Lenkung der Strafjustiz mitgewirkt" - Dr. Walther Stepp
„Der SD als das verlängerte Ohr, die StaatsPolizei als Arm der Partei" - Lothar Beutel
„An der Aussonderung von .untragbaren' Kriegsgefangenen zum Zwecke der Sonderbehandlung beteiligt" - Dr. Erich Isselhorst
„Dass leitende Gestapo-Beamte ihren Dienst nicht unter Zwang, sondern im Einverständnis verrichteten" - Oswald Schäfer
- Privilegierung und Disziplinierung
Gestapobeamte als Blockleiter
Sozialverhalten und Sozialdisziplinierung - der Fall Josef Hofmeister
Beförderungen: zwischen Bevorzugung und Ausschluss
Qualifikation: Nationalsozialist
Gestapodienst und Kirchenaustritt
Identität und „Charakter"
Dienststrafen
- Bezirksämter, Gendarmerie-Stationen, Denunzianten - Wege zur Durchdringung der Gesellschaft
Dienstliche Anweisung und Berichtspflicht
Die Denunziantin - der Fall Siegfried und Else Rosenfeld
Verdacht, Maßnahme, Vollzug
Gerüchteküche und Verfolgung
- Verwaltung des Verbrechens
- Abteilung I - Fahrer, Fernmelder, Karteien
Die BPP - eine Sonderbehörde
Das Verwaltungspersonal
Kenntnis von verbrecherischen Handlungen
Verwaltung von Karteien und Akten
Strategische Mobilisierung - das Fernmeldewesen
Fernmeldetechniker
Telefonistinnen
Fahrer und Werkstatt. Abteilung I F - die Exekutive auf Rädern
Fahrer im Einsatz - Johann Schneider und der „Sagan-Fall"
Gefängnisverwaltung zwischen Herrschaft und Humanität?
Der technische Dienst
Technisierung der Verwaltung: Hollerith-System und „Enigma"
- Die Abteilung II - Gegnergruppen und staatsPolizeiliche Praxis
Die Zerstörung der bürgerlichen Existenz - das Beispiel der Münchner Sozialdemokraten
Der Fall „Tanzmeier"
„Die aktivste staatsfeindliche Bewegung" - das Beispiel KPD
Blicke von oben, Blicke von unten - Pfarrer im Visier
Vor der Spruchkammer href=suchen.php?suchen=Spruchkammer>Spruchkammer
„Aussonderung" russischer Kriegsgefangener
Kriegswirtschaft
Die Abteilung II E „Arbeitsvertragsbruch"
Arbeitsmarkt und „Strategie der kalkulierten Improvisation
Abteilung II S „Homosexualität und Abtreibung"
- Die Abteilung III - Spionage, Abwehr, Brieftauben
AbwehrPolizei, Sicherheitsdienst, Wehrmacht - Abwehrorganisationen im Kompetenzstreit
Spionage-Abwehr im Wittelsbacher Palais um 1940
Abwehrbeauftragte an der Schnittstelle zwischen Betrieb und Gestapo
- Die Abteilung IV - V-Männer im Nachrichtenreferat
Die zentrale Kontrolle des Nachrichtendienstes im RSHA - ein nahezu bayerisches Erfolgsrezept
Informationsfluss und Verschleierungstechnik
V-Männer der Gestapo München - Anwerbung, Tarnung, Bezahlung
Spruchkammer href=suchen.php?suchen=Spruchkammer>Spruchkammer
Sozialdemokraten im Exil - Mitropa-Kellner als Kuriere
Spionage und Gegenspionage - Ungleichheit der Mittel
Geistliche als V-Leute - das Beispiel des Weihbischofs Anton Scharnagl
Das Nachrichtenreferat - Personalbesetzung während des Krieges, Einsatzorte, Nachkriegszeit
- Sekretärinnen, Stenotypistinnen, Dolmetscherinnen - weibliche Angestellte als Stützen der Gestapo
Frauenarbeit in Verwaltung, Büro und Dienstleitung
Wege zur Geheimen StaatsPolizei
Steuerung weiblicher Arbeitskraft
Wege aus der Arbeit
Mitläuferinnen, Mitwisserinnen, Mittäterinnen
Einsatz in besetzten Gebieten
„Wenn die Frauen nicht so häßliche Reden dabei geführt hätten" - zur Rolle weiblicher Gestapoangestellter bei Deportationen
Weibliche Gestapoangestellte und ihre Vorgesetzten vor und nach 1945
Wege in die Nachkriegsgesellschaft
- Nutznießerin und Nothelferin - die Ehefrauen von Gestapobeamten
Die Ehefrau als Teil der politischen Karriere des Mannes
„Seine Frau ist außerordentlich gesprächig und war in letzter Zeit in sogenannte Ratschereien verwickelt" - Alltag und Politik
Von der Nutznießerin zur Bittstellerin - die Ehefrauen ehemaliger Gestapoangehöriger nach Kriegsende
- Verfolgung und Vernichtung
- Die Außenstellen - Dienststellen als regionales Netzwerk
Grenzen und GrenzPolizei
Fluchtpunkt Flughafen Riem
Regionale Präsenz und Kontrolle: Olympia 1936 in Garmisch-Partenkirchen
Die Politische Abteilung im Konzentrationslager Dachau
Industrie, Gestapo, Region - die „Arbeits-und Erziehungslager''
Die Außenstellen Mühldorf, Landsberg und Berchtesgaden
Die Gestapo Augsburg - Außenstelle der StaatsPolizeileitstelle München
Karteien und Akten - Sicherung vor den Alliierten
- Begünstigung, Korruption, Ausbeutung als Teil der Herrschaftspraxis
Beraubung statt Schutz des Eigentums
Die „Sicherstellung jüdischen Kulturgutes"
Korruption und Bereicherung - Münchner Gestapoleiter zwischen 1939 und 1941
Beschlagnahme bayerischer Klöster - die Beispiele St. Ottilien und Tutzing
Arbeits- und Erziehungslager - Ausbeutung als Geschäftsmodell
Die „Aktion 3"
Resümee
- Repression und Deportation - zur Verfolgung der Münchner Juden
Politische Polizei zwischen Untätigkeit und Verfolgung
JudenVerfolgung zwischen Arisierungsstelle und Gestapo
Ausblicke auf Verfolgung und Beraubung in den Regionen
Verfolgung und Zuständigkeit
Die Rolle der Gestapo bei Deportationen
Macht und Ohnmacht
Staatliche Gewalt gegen individuelle Stärke - ungleiche Begegnungen
Flucht und Verfolgung - die Familien Schwalb und Kahn
Kenntnis und Verantwortung - Gestapochef Oswald Schäfer
- Sonderkommissionen und die Münchner Gestapo - Verfolgungsstrategien, Verhörbeamte, Vernehmungsmethoden
„Ich werde mich dafür einsetzen, [...] dass Sie der Letzte sind, der entlassen wird" - der Harnier-Kreis
„Ich... war.,, es" - Georg Elser, der Bürgerbräukeller und die „Zentralkommission Anschlag München"
„Hirnlose Totschläger" und „psychologisch geschulte Kriminalisten" - Fritz Panzinger und die „Sonderkommission Rote Kapelle" in Berlin
„Dieser Fall, der großes Aufsehen erregte und viel Staub aufwirbelte" - die „Sonderkommission Weiße Rose"
„Was ich heute wieder aus den Gefangenen herausgeschlagen habe!" - zur Verfolgung sowjetischer Kriegsgefangener und deutscher Antifaschisten
- Im Kriegseinsatz - Münchner Gestapo in Polen, Russland, Norwegen und Frankreich
In der Einsatzgruppe - das Einsatzkommando der Gestapo München in Polen
Der Alltag Münchner Gestapoangehöriger in Polen
Verbrecherische Elite - Lothar Beutel und Josef Meisinger
Münchner Führungskräfte im Russlandeinsatz
Dolmetscher und Verhörbeamter - Otto Wilhelm Suhr und Josef Schamper in Oslo
Münchner Gestapoangehörige in Lothringen
Radikalisierung an der Westfront - Dr. Werner Knab
„Sondergruppe Gerum" - Raubkunst aus Frankreich
- Transformationen - Wege in die Nachkriegsgesellschaft
- Das Ende der Geheimen StaatsPolizei-Leitstelle München im Vergleich
Das Scheitern der Aktion „Sigrune"
Fahndungserfolge des amerikanischen Geheimdienstes CIC
- In amerikanischen und westdeutschen Geheimdiensten
Agenten für den amerikanischen Geheimdienst CIC - Eugen Fischer und Anton Mahler
Im Dienst der Organisation Gehlen und des Bundesnachrichtendienstes
Im Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz - Netzwerke, Narrative, Legenden
- Entnazifizierung, Reeducation, Transformation als Ritualprozess - Gestapobeamte auf dem Weg in die Nachkriegsgesellschaft. Ein Erklärungsversuch
Automatic arrest - Gestapoangehörige in Internierungslagern
Psychologie der Inhaftierten" - die Sicht der Lagerseelsorger
Die Ehefrauen - Versorgung zwischen Anspruch, Privilegierung und Gnadenakt
Die soziale Konstruktion von Biografie und Persönlichkeit - ein Exkurs
Die Beschuldigten: Strategien der Rechtfertigung und Rollenangebot
Das Geschehen vor der Spruchkammer href=suchen.php?suchen=Spruchkammer>Spruchkammer - Verfahren und Sühne
„Partielle Humanität" - Positionen im Spruchkammer href=suchen.php?suchen=Spruchkammer>Spruchkammerverfahren
Verschweigen, Desinformation, Stereotype
Biografie als juristische Konstruktion - die Anwälte
Wege in die Aufnahmegesellschaft
Die politische Diskussion zur Wiedereinstellung
Abgelehnte Bewerber
Praxis der Wiedereinstellung
- NS-Verbrechen und Justiz transnationale und nationale Ahndung
Gestapoangehörige vor englischen und amerikanischen Militärgerichten
Das ständige Militärgericht in Straßburg - der Fall Ludwig Kaiser
Polen, CSR, Sowjetunion - Kriegsverbrechen im Osten
Täterfahndung, Sühnemaßnahmen, Strafprozesse in Deutschland - die Jahre 1945 bis 1949
In der Strafsache Schäfer und Lebküchner - das Urteil des BGH von 1952
Das Urteil des Bundesgerichtshofs - ein Exkurs
Freispruch für die Täter
Perspektivenwechsel - Aspekte der StrafVerfolgung nach 1958
- Täter und Opfer in der zweiten und dritten Generation
- Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Kurzbiografien von Gestapoangehörigen
Anmerkungen
Bibliografien'
Personenregister
Orts- und Länderregister
Bildnachweis
Dank
Aussagen von Münchner Gestapoangehörigen und Zeugen vor dem Landgericht München 1,1950
Der Autor