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Ein Volk - Ein Reich - Eine Schule

Die Gleichschaltung der Volksschule in Bayern 1933- 1945

Titel Ein Volk - Ein Reich - Eine Schule
Untertitel Die Gleichschaltung der Volksschule in Bayern 1933- 1945
Autor:in Schäffer Fritz
Verlag utzverlag
Buchart Broschiert
Erscheinung 2001
Seiten 294
ISBN/B3Kat 3831661758
Kategorie Nationalsozialismus 
Serie Miscellanea Bavarica Monacensia (175)
Suchbegriff Nationalsozialismus Schule 
Regierungsbezirk Oberbayern

Einleitung

„In den letzten drei Monaten haben wir in einem in der deutschen Geschichte unerhörten Ausmaß und unerhörten Tempo die politische Macht im Reiche erobert und gegen gewaltsame Umslurzversuche weitestgehend gesichert.

Jetzt stehen wir vor der schwierigen Aufgabe, auf lange Sicht diese Macht auch innerlich derart zu festigen, dass in alle Zukunft ein Rückfall in die Fehler der Vergangenheit unmöglich wird. Dazu inuss die Grundlage in der Erziehung unseres Volkes geschaffen werden. Sie legt den Grundstein für Jahrhunderte. Ihre Aufgabe ist es, die Volksgenossen schon vom frühesten Lebensalter an so zu erfüllen mit dem, was der Sinn unseres Volkstums und der ganzen Nation ist, dass die einmal gewonnene Erkenntnis in Fleisch und Blut übergeht und auf Generationen hinaus durch nichts mehr zerstört werden kann. Überstürzte Versuche, Augenblicksmaßnahmen sind hier fehl am Platze. (...)

Was sich hieraus für die Schule und für die Erziehung überhaupt an Aufgaben dir Reich und Länder ergibt, ist nicht mit einigen Umwandlungen im Bau und im Lehrin-hall oder der Lehrweise der Schule zu leisten. Die nötigen Veränderungen reichen bis auf den Grund. (...)

Die nationale Revolution gibt der deutschen Schule und ihrer Erziehungsaufgabe ein neues Gesetz: Die deutsche Schule hat den politischen Menschen zu bilden, der in allem Denken und Handeln dienend und opfernd in seinem Volke wurzelt und der Geschichte und dem Schicksal seines Staates ganz und unabtrennbar zu innersl verbunden ist. Die große Aufgabe, die deutsche Schule auf dieses Erziehungsgesetz umzustellen, wird Jahre angestrengtester Arbeit erfordern."1

Mit diesen Worten umriss Reich sinnen min ister Wilhelm Frick am 9. Mai 1933 in einer Besprechung mit Länderministern Wesen und Aufgabe der nationalsozialistischen Erziehungspolitik. Frick wies der Schule eine besondere Bedeutung für die Gleichschaltung der Gesellschaft zu, indem dort die Grundlagen für die dauerhafte Festigung der Macht im NS-Staat gelegt werden sollten. Die Schule sollte den politischen Menschen im Sinne der Nationalsozialisten bilden, der seine Individualität aufgeben und im nationalen Volkstum aufgehen sollte. Dieses oberste Erziehungsziel müsse durch In-doktrination so verinnerlicht werden, dass es „in Fleisch und Blut übergeht und auf Generationen hinaus durch nichts mehr zerstört werden kann." Das neue Erziehungsideal bedeutete eine Abkehr vom freiheitlichen Menschenbild der klassischen Pädagogik, das die freie Entfaltung der individuellen Persönlichkeit postuliert. Frick war sich bewusst, dass dieser radikale Paradigmen Wechsel einen umfassenden und grundlegenden Umbau aller Bereiche der Erziehungspolitik nötig machte, der einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen würde.