Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Das späte Urteil |
Untertitel | Ein Münchner NS-Prozess oder das Versagen der Nachkriegsjustiz |
Autor:in | Hanreich Jürgen |
Verlag-Details | Volk Verlag |
Buchart | Gebundene Ausgabe |
Erscheinung | November 2018 |
Seiten | 192 |
ISBN/B3Kat | 3862222942 (978-3862222940) / BV045013878 |
Suchbegriff | Nationalsozialismus |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Am 23. April 2001, 56 Jahre nach Kriegsende, beginnt im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim der aufsehenerregende Prozess gegen den ehemaligen SS-Mann Anton Malloth, auch genannt „der schöne Toni“. Malloth wird vorgeworfen, während seiner Zeit als Wachmann im Gestapogefängnis „Kleine Festung“ in Theresienstadt eine große Zahl von Häftlingen zu Tode geprügelt zu haben. Der Prozess, eines der letzten Verfahren zu nationalsozialistischen Gewaltverbrechen (NSG-Verfahren), findet unter dem Vorsitz des erfahrenen Richters Jürgen Hanreich statt.
Dieser gilt jedoch zunächst als befangen, als „Tätersohn“, denn sein Vater war als Oberlandesgerichtsrat zur Zeit des Nationalsozialismus am Oberlandesgericht Leitmeritz tätig, Theresienstadt lag in seinem Verantwortungsbereich. Die Kammer aber steht hinter Hanreich, der sogar privat nach Prag reist, um die Zeugen um ihre Aussagen vor Gericht zu bitten; im laufenden Verfahren geht er sehr feinfühlig mit ihnen um. Für den Richter, einen langjährigen Vorsitzenden des Schwurgerichts München, wird es sein persönlichster Prozess – der einzige, dessen Unterlagen er sorgsam aufbewahrt.
„Sie waren nicht dabei“: Diese Worte des Angeklagten treiben Jürgen Hanreich auch Jahre später um. Mit diesem Buch legt er Rechenschaft ab über seinen Umgang mit der deutschen Vergangenheit, philosophiert über Unrechtsbewusstsein und Gewissen, die Schlussstrich-Mentalität der Deutschen nach dem Krieg – und über das Versagen der Justiz. Ein Blick hinter den Richtertisch, eine späte, ernsthafte Suche nach Erkenntnis und Wahrheit.
Vorwort
von Martin Weinhart
Das Strafverfahren gegen Anton Malloth
Erste Informationen aus der Presse
Die Anklage der Staatsanwaltschaft München vom12. Dezember 2000
Das Verfahren steht vor dem Scheitern
Das Verfahren Malloth - ein politischer Skandal
Ein Tätersohn als Gerichtsvorsitzender
Die Nachkriegsgeneration
Prof. Dr. Theodor Maunz - mein Doktorvater
Das Vorverfahren
Die „Stille Hilfe"
Eine Dienstreise nach Prag?
Ein OK-Verfahren als Sicherheitsrisiko
Der Besuch der Kleinen Festung
Besuch der Zeugen in Prag
Bemühen um Unbefangenheit
Rechtfertigung und Bedenken
Die Hauptverhandlung vor dem Schwurgericht München
Die erste Begegnung mit dem Angeklagten
Der Beginn der öffentlichen Hauptverhandlung
Der Zeuge Richard Löwy
Der Zeuge Albert Mayer
Der Zeuge Jiri Kos
Ein Blick hinter den Richtertisch
Das Urteil
Über das Strafverfahren Malloth hinausgehende Überlegungen
NS-Täter in Abgrenzung zu Delinquenten unserer Tage
Überlegungen zu den Tatmotiven
NS-Propaganda
Das Milgram-Experiment - das soziale Umfeldals Motivation
Die Repression des Naziregimes
Aufseher in der Kleinen Festung - Herren überLeben und Tod
Die Intelligenz und das politische Verbrechen
NS-Verbrechen und das Gewissen
Das Versagen des Rechtsstaates bei der Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen - die bundesdeutsche Strafjustiz im Wandel
Schlussbetrachtungen
Literaturverzeichnis
Die Verfolgung von NS-Verbrechen durch die Nachkriegsjustiz - ein historischer Abriss
von Edith Raim