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Die Neue Pinakothek München

Titel Die Neue Pinakothek München
Autor:in Steingräber Erich
Verlag Karl Thiemig
Buchart Gebundene Ausgabe
Erscheinung 1981
Seiten 167
ISBN/B3Kat 3521041379
Kategorie Museumsführer 
Suchbegriff Neue Pinakothek 
Regierungsbezirk Oberbayern

Mit einem Bestand von mehr als 4500 Gemälden ist die Neue Pinakothek in München neben der Nationalgalerie in Berlin die umfangreichste und bedeutendste Sammlung von europäischer Malerei des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Sie ist in ihrem Kern eine Schöpfung König Ludwigs I. von Bayern, der zu seiner Zeit der engagierteste Kunstförderer auf deutschem Boden war. Bereits als Kronprinz machte er auf seinen Rom-Reisen 1804 und 1818 persönliche Bekanntschaft mit der deutschen Künstlerkolonie. Die meisten Erwerbungen zeitgenössischer Kunst erfolgten jedoch erst nach der Eröffnung der Alten Pinakothek 1836, als die königlichen Sammlungen der Antiken und der alten Malerschulen im wesentlichen abgeschlossen waren.

Es war eine völlig neuartige und fruchtbare Idee des Königs, für seine Privatsammlung moderner Malerei auf eigene Kosten ein auf Gegenwart und Zukunft gerichtetes öffentliches Museum zu bauen, nachdem er mit der Glyptothek und der Alten Pinakothek bereits zwei wegweisende Museumsbauten für die Kunst der Vergangenheit geschaffen hatte. Der von Friedrich von Gärtner geplante, von August von Voit verändert ausgeführte Galeriebau wurde am 25. Oktober 1853 eröffnet. Während das Gebäude der Neuen Pinakothek 1944 durch Bomben zerstört wurde, überlebten die in Sicherheit gebrachten Gemälde glücklicherweise den Krieg. Bei der Einrichtung des von Alexander Frhr. von Branca geplanten und am 2. April 1981 eröffneten Neubaus wurde das Ausstellungskonzept neu durchdacht. Dabei wurde davon ausgegangen, daß die Geschichte der Malerei des 19. Jahrhunderts von Goya bis Cezanne eine innere Geschlossenheit besitzt.

Das 19. Jahrhundert war ein bildhungriges, ein eminent »malerisches« Zeitalter. Deshalb ist die Malerei in besonderer Weise Spiegelbild dieser janusköpfigen Epoche. Wir sehen heute aufgrund der neuen Forschungsergebnisse, daß das 19. Jahrhundert alle wesentlichen politischen, geistigen und künstlerischen Grundlagen für die Moderne geschaffen hat. Die Zäsur durch die Französische Revolution erscheint uns heute rückblickend auch künstlerisch einschneidender als die Manifeste der revolutionären
Avantgarde zwischen 1905 und 1925. Die Wurzeln der grenzenlosen Freiheit, die die Kunst unserer Tage prägt, liegen im Subjektivismus der Romantik. Deshalb ist ein Rundgang durch die Neue Pinakothek nicht nur ein künstlerischer Genuß, sondern auch aufschlußreich für unser Selbstverständnis in dieser Gegenwart.