Matthäus Günther
Der Maler und Freskant Matthäus Günther darf als der bedeutendste bayerische Meister des auslaufenden Barockzeitalters, des sogenannten entwickelten Rokoko, angesehen werden. Sein Schaffen reicht von Würzburg bis Bnxen, von Stuttgart bis Niederbayern und umfaßt neben zahlreichen Kirchenausmalungen auch einige monumentale und dekorative weltliche Deckengemälde für höfische Festsäle. Der Schwerpunkt liegt aber in altbayerischen Kloster- und Pfarrkirchen, und zwar im Pfaffenwinkel, wo er herkam, und im Inntal, wo seine Werke kulminieren. Wie bei so vielen Talenten in dieser fruchtbaren Zeit war es auch bei ihm die Förderung durch Klöster, die ihm »den Weg zur Kunst geebnet« hat. Matthäus Günther wurde Erbe und Nachfolger der ganz Großen: Bei Cosmas Damian Asam hat er gelernt und ist dessen Gehilfe gewesen. In Augsburg wurde er Meister; im Wettstreit mit Johann Georg Bergmüllers Schule, den berühmtesten Fres-kanten der Zeit, hat er die vollendete Sicherheit seines Stils entwickelt. Von hier aus entstand in fast sechzigjähriger Schaffenszeit sein umfangreiches Werk: an die 70 Freskoaufträge und über 20 für Tafelbilder zählte man; dies waren etwa 300 Wand- und Ölbilder. Matthäus Günther — er war nicht verwandt mit dem Rokokobildhauer Ignaz Günther — verbindet die beiden maßgeblichen Schulen der Rokokomalerei Deutschlands: München und Augsburg. Asam wohl ebenbürtig in der Komposition, hat er dessen Freskostil weiterentwickelt, und von den größten Augsburgern hat er die wichtigsten Anstöße empfangen. Vor allem durch Johann Evangelist Holzer, den genialen, mit 30Jahren verstorbenen Südtiroler, wurde Günthers Kunst »hauptsächlich zu ihrer Vorzüglichkeit gebracht«, wie schon Zeitgenossen urteilten. Günther hat 1740 den künstlerischen Nachlaß, Entwurfskizzen und Zeichnungen, Holzers erworben. In den folgenden beiden Jahrzehnten entfaltete sich sein reifer, monumentaler und zugleich beschwingter Stil: in den Werken von Rottenbuch, Oberammergau und Amorbach, im Würzburger Käppele und in Wüten, im Neuen Schloß von Stuttgart, in Sünching und Rott am Inn. Die späteren Werke brachten keine wesentlich neuen Momente mehr, das Alterswerk neigte zur Wiederholung.