Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Charlotte Knobloch |
Untertitel | Ein Portrait |
Autor:in | Schleicher Michael |
Verlag-Details | MünchenVerlag |
Buchart | Broschiert |
Erscheinung | 2009 |
Seiten | 115 |
ISBN/B3Kat | 3937090320 |
Kategorie | Personen |
Personen | Knobloch Charlotte |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Vizepräsidentin sowohl des Europäischen Jüdischen Kongresses als auch des Jüdischen Weltkongresses und Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland - Charlotte Knobloch, die in München als 6-Jährige die Reichspogromnacht erleben musste und auf den Tag genau 68 Jahre später die neue Münchner Hauptsynagoge mit einweihte - nun erscheint eine Würdigung in der Reihe MünchenPortrait. Die Reihe ist Personen gewidmet, die durch ihr persönliches Engagement besondere Anstöße für die Gesellschaft geben.
Erfüllter Lebenstraum Der Tag, an dem Charlotte Knobloch in die Riege der wichtigsten lebenden Münchnerinnen und Münchner aufsteigt, lässt sich genau datieren: Es ist der 9. November 2006, ein etwas trüber Herbsttag, an dem für die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland ein Lebenstraum in Erfüllung geht: Mit der Einweihung der Synagoge "Ohel Jakob" ("Zelt Jakobs") am St.-Jakobs-Platz ziehen Münchner Juden unter Knoblochs Führung wieder in ein repräsentatives Haus im Herzen der Stadt - genau 68 Jahre nach der Reichspogromnacht, in der in München unter anderem die Synagogen an der Herzog-Rudolf-Straße und der Reichenbachstraße niederbrannten. Mit "Ohel Jakob" hat München nun, auch dank der ebenso umtriebigen wie streitbaren Knobloch, eine Touristenattraktion mehr. Höchste Zeit, das Leben der 76-jährigen Ehrenbürgerin in einem Portraitband zu würdigen.
Übernommen hat dies Michael Schleicher, heute Leiter des Kultur-Ressorts dieser Zeitung, früher Sprecher und Redenschreiber Knoblochs. Schleicher hat den Kampf seiner ehemaligen Chefin für das Jüdische Zentrum hautnah begleitet und kann heute nicht nur vom Erfolg berichten, sondern auch von den Hindernissen auf dem Weg dorthin - der Kritik an der Architektur beispielsweise. Er erinnert auch daran, wie die feierliche Grundsteinlegung der Synagoge 2003 von den Bombenplänen der "Kameradschaft Süd" überschattet wurde. Vieles davon haben die Münchner natürlich noch im Gedächtnis. Deshalb ist der spannendste Teil des Buches auch der biographische. Knobloch ist nie mit ihrer schwierigen Kindheit hausieren gegangen, dabei hätte sie viel zu berichten: Nur neun Monate nach der Geburt der kleinen Charlotte in München wurde Adolf Hitler in Berlin Reichskanzler. Ihre Kindheit war von Ausgrenzung und Entrechtung geprägt. Irgendwann wurde der Druck so groß, dass Knoblochs Mutter, die nur aus Liebe zum Vater zum Judentum konvertiert war, die Familie verließ. Charlotte war gerade einmal vier Jahre alt, ihre Erziehung übernahm fortan die Großmutter. Gern hätte man über diese einschneidende Lebensphase mehr erfahren. Doch Knobloch spricht eben nicht gerne über jene Jahre. Gleiches gilt für die Zeit nach 1942, als das neunjährige Mädchen unter dem Namen Lotte Hummel bei einer Bauernfamilie in Mittelfranken unterkam. Wer diese Geschichten aus Knoblochs Kindheit liest, ahnt, was ihr der Synagogenbau bedeutet hat. Und er weiß, wie wichtig er für die Geschichte dieser Stadt war. Mike Schier im Münchner Merkur, 18./19.4.2009
Charlotte Knobloch, als Tochter des Rechtsanwalts Fritz Neuland 1932 in München geboren, ist seit 206 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Der Journalist Michael Schleicher, der zwei Jahre lang als Pressereferent und Redenschreiber für Knobloch arbeitete, zeichnet den Lebensweg dieser Frau nach und beschreibt ihr Engagement für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Knobloch, die im Versteck den Holocaust überlebte, plante nach 1945, zusammen mit ihrem Mann - ebenfalls Holocaust-Überlebender - Deutschland zu verlassen. Seit 1985 steht sie der Israelitischen Kultusgemeinde München vor. Das neue Jüdische Zentrum in München mit Synagoge, Gemeindezentrum und Museum ist die Realisierung ihres Lebenstraums. Gewürdigt werden neben ihrer Tätigkeit an der Spitze ihrer Gemeinde und des Zentralrats ihr Kampf gegen Rechts und ihr Einsatz für den Dialog der Religionen. Thematisiert werden auch ihr Verhältnis zu Israel und ihre Forderung nach einem neuen Patriotismus. Ergänzt wird dieses gut lesbare, mit vielen Fotos illustrierte Portrait mit Auszügen aus Reden Knoblochs. Larissa Dämmig, ekz-Informationsdienst 9/2009