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Hitlers Marsch zur Feldherrnhalle

München, 8. und 9. November 1923

Titel Hitlers Marsch zur Feldherrnhalle
Untertitel München, 8. und 9. November 1923
Autor:in Dornberg John
Verlag Langen - Mueller Verlag
Buchart Gebundene Ausgabe
Erscheinung 1986
Seiten 480
ISBN/B3Kat 378441995X
Kategorie Nationalsozialismus 
Suchbegriff Feldherrnhalle Nationalsozialismus 
Regierungsbezirk Oberbayern
Zitierhinweis:

Hitlers Putsch vom 8. und 9. November 1923 war ein Wendepunkt in der modernen Geschichte und im Werdegang des damals fast noch unbekannten nationalsozialistischen Führers.

War der Staatsstreich auch nur ein Ereignis von wenigen Stunden Dauer, so war er doch voller Dramatik, Intrigen, S pannungen und Aktionen, mit Lektionen über Demagogie, politisches Abenteuerertum und langfristige historische Wirkungen. In dem Pogrom gegen Münchner Juden und Hitlers politische Gegner während dieser Stunden war er zugleich auch schon eine Vorschau auf Kommendes im späteren Dritten Reich.

Der Putsch, mit dessen Hilfe Hitler die verhaßte Weimarer Republik stürzen und sich zum Herrn Deutschlands aufwerfen wollte, scheiterte aus vielerlei Gründen, die im vorliegenden Buch dargestellt werden, und endete mit der wilden Schießerei an der Feldherrnhalle am Mittag des 9. November. 19 Tote und Dutzende von Schwerverletzten waren auf seiten der Putschisten sowie der bayerischen Landespolizei zu beklagen. Aus dem Gelächter der Welt - die New York Times bezeichnete den Staatsstreich am Morgen danach als »bayerische opera buffa« - zog Hitler seine Konsequenzen: Er änderte seine Strategie und Taktik - und war in nicht weniger als zehn Jahren Kanzler des Deutschen Reiches. Bereits als Untersuchungsgefangener in Landsberg überlegte er, wie er aus seinem bevorstehenden Prozeß wegen Hochverrats ein Propagandaforum für sich machen, wie er vom Angeklagten zum Ankläger werden und sich aus der bayerischen Provinzialität ins internationale Rampenlicht katapultieren könnte.

Es gelang ihm nicht nur das, sondern er nutzte die Zeit der Festungshaft, um »Mein Kampf« zu schreiben, jenes Manifest, das zum »Fahrplan« seiner Machtergreifung und imperialistischen Ziele werden sollte.

Darüber hinaus machten die Ereignisse die Welt zum ersten Mal bekannt mit den Figuren des späteren Dritten Reiches, die fast alle schon in diesen beiden Tagen auf der Bühne des Bürgerbräukellers und des Odeonsplatzes standen.

Trotz der geschichtlichen Bedeutung hat kein Ereignis in Hitlers Leben bis jetzt so wenig Aufmerksamkeit seitens der Historiker und Biographen auf sich gezogen. In der Flut der Hitlerliteratur finden sich nur drei Titel, die sich, wie vorliegender, ausschließlich mit dem Bürgerbräuputsch und dem Marsch auf die Feldherrnhalle beschäftigen.

Dieses, nun vierte Buch, ist ein lebendiges »Dokudrama« - eine dokumentierte Dramatisierung und eine dramatisierte Dokumentation der Ereignisse, voller Aktionen und I )ialoge - das sich, nach den Worten vieler amerikanischer und englischer Kritiker, »so spannend liest wie ein Kriminalroman und »ausgezeichnet als Filmstoff eignet.

Dornberg stützt sich bei dieser Schlag auf Schlag ablaufender Beschreibung jener tumultartigen Stunden vor 60 Jahren auf Originaldokumente, Zeitungsberichte, Memoiren, Gerichtsprotokolle, Interviews mit noch lebenden Teilnehmern und Zeitzeugen, polizeilichen Vernehmungen. Die Dialoge sind eine Collage von Aussagen in den Protokollen, nichts ist erfunden. Das Buch enthält vieles bisher Unbekannte: So die Geiselnahme der bayerischen Minister durch Rudolf Hess und ihre haarsträubenden Erlebnisse als seine Gefangenen; die Banküberfälle der SA, um den Sold für die Putschteilnehmer bezahlen zu können; die Massenverhaftungen und Verfolgungen von Juden und Sozialdemokraten während dieser Nacht; die Verhaftung und seelischen Torturen der Münchner Stadträte und des Oberbürgermeisters am Morgen des 9. November. Die ungeheuer spannende Schilderung der Ereignisse ist gleichzeitig der Versuch, die historische Bedeutung des Putsche» als Wendepunkt in dem unaufhaltsamen Aufstieg des Adolf Hitler darzustellen. Sie zeigt auch, warum er damals in jener Nacht scheiterte und warum er zehn Jahre später dennoch die Macht ergreifen konnte. Denn es gelang ihm aus der Niederlage des 8. und 9. November 1923 gerade die Lehre zu ziehen, die ihm später zum Sieg über die Demokratie verhalf:

Anstatt die von ihm verhaßte Republik im Frontalangriff zu stürzen, begann er sie nun - unmittelbar nach dem Putsch - mit parlamentarischen und politischen Mitteln zu unterwandern.

John Dornberg, geboren 1931 in Erfurt, Auswanderung 1939 mit seinen Eltern nach Denver, Colorado. Nach Studium der Journalistik und politischen Wissenschaften 1954 in Deutschland als Chefredakteur von Over-seas Weekly, 1963 freier Journalist und Auslandskorrespondent der New York Herald Tribüne, der Toronto Star und der Jerusalem Post. 1965 bis 1972 Chefredakteur der/VenweeA:u.a. als Chefkorrespondentin Moskau. Seit 1973 freier Journalist und Schriftsteller, schreibt für die Toronto Star, die International Herald Tribüne in Paris und regelmäßig für 40 englischsprachigen Zeitungen und Magazine. Dem deutschen TV-l'ublikum bekannt als Teilnehmer vieler »Internationaler Frühschoppen« von Werner Höfer. Lebt heute in München.