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The Slave Ship (deutsch: Das Sklavenschiff), Originaltitel Slavers Throwing overboard the Dead and Dying – Typhon coming on (Sklavenhändler werfen Tote und Sterbende über Bord – ein Taifun zieht auf), ist ein Gemälde des romantischen englischen Malers William Turner aus dem Jahre 1840. Es zeigt vor einem aufziehenden Sturm ein Segelschiff, von dem sterbende und tote Sklaven über Bord geworfen werden. Heute hängt das Bild im Museum of Fine Arts, Boston.
Ausgeführt ist Turners Werk in der Technik Öl auf Leinwand und hat das Querformat 91 × 123 cm. Bei dem Bild handelt es sich um eine maritime Malerei, ein sogenanntes Seestück. Es zeigt im Hintergrund der Komposition einen Sonnenuntergang mit dramatischer Wolkenformation, die einen stärker werdenden Sturm ankündigt. Links davon treibt ein dreimastiges Segelschiff in einer aufgewühlten See, wahrscheinlich ein Schoner, der nur noch ein Stagsegel gesetzt hat. Es ist ein Sklavenschiff, das in einen Sturm geraten ist und nun versucht, aus der Situation herauszukommen. Die Mannschaft hat bereits tote und sterbende Menschen, die immer noch an den Füßen gefesselt sind, über Bord geworfen. Im Vordergrund des Gemäldes erkennt man im Wasser treibende menschliche Körper, zu denen bereits verschiedene Meerestiere in teilweise fantasievoller Darstellung und Vögel stoßen, um die Körper zu fressen. Deutlich zu erkennen sind die schwarzen Fußfesseln der an der Oberfläche treibenden Leichen. Am rechten Bildrand kommen zwei monströs große Wesen, durchaus als Seeungeheuer aufzufassen, herangeschwommen.
Den Mittelpunkt des Bildes bildet die von den Wolkenfetzen umrandete untergehende Sonne, die gleichzeitig als Lichtquelle für die dramatische Beleuchtung sorgt. Die Gliedmaßen der im Wasser treibenden Körper deuten vom Vordergrund des Bildes aus auf das Schiff. Um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die im Wasser treibenden Sklaven zu lenken, hat Turner deren Fußfesseln, in der Literatur als Ketten bezeichnet, besonders kontrastreich dargestellt. Eine Horizontlinie, die den Ozean vom Himmel trennt, ist nicht deutlich erkennbar. Die Grenze verschwimmt, weil Himmel und Meer voller Bewegung sind. Die Farben Rot, Orange und Gelb verdeutlichen in diesem Bild das Leiden und erinnern fast an ein Feuer. Während Turner sie in der Bildmitte gesättigt und leuchtend mit kräftigen Pinselstrichen aufgetragen hat, erscheinen sie in den Ecken der Bildfläche eher matt; auch so soll der Blick auf die Mitte des Bildes zu dem Schiff und der Sonne gelenkt werden.
Die Farbigkeit des Bildes erstreckt sich von einem reinen Weiß über ein ansonsten das Ganze dominierendes Zinnober, mit einem Smaragdgrün und Purpur, die der Künstler pastosartig und teilweise mit einem Malmesser aufgespachtelt hat (aus der Beschreibung des Bildes von William Makepeace Thackeray von 1840).
Provenienz: Turner übergab das Werk an den Händler Thomas Griffith, dieser verkaufte es im Dezember 1843 an John James Ruskin in London. Am 15. April 1869 wurde es bei „Christie’s“ angeboten, fand dort jedoch keinen Käufer. 1872 wurde es von John Taylor Johnston in New York erworben, der das Gemälde im Dezember 1876 über die „American Art Association“ an Alice Sturgis Hooper in Boston weiterverkaufte. Es ging in den Besitz ihres Neffen William Sturgis Hooper Lothrop über und wurde am 24. Februar 1899 von diesem schließlich für 65.000 US$ (heute ca. 1.940.000 Dollar) an das Museum of Fine Arts verkauft.