Münchner Friedhofsportal

geboren 24.03.1903 (Lehe)
gestorben 18.01.1995 (München)
Beruf Biochemiker
Suchbegriffe Nobelpreisträger 1939 NSDAP Max-Planck-Institut 
Personenverzeichnis Butenandt Adolf 
Friedhof Waldfriedhof - Neuer Teil
Straßenbenennung Butenandtstraße *1996
20. Hadern - Großhadern
Lage 479a-W-7a/B

Sektionsplan

Wikipedia Adolf_Butenandt
Die Grabstätte ist als Städtisches Ehrengrab eingetragen
Adolf Butenandt wurde 92 Jahre alt.
Nach Adolf Butenandt wurde die Straße Butenandtstraße benannt.

Adolf Friedrich Johann Butenandt war ein deutscher Biochemiker und Hochschullehrer. Von 1929 bis 1935 isolierte er Geschlechtshormone und ermittelte deren chemische Konstitution, 1938 trat er der NSDAP bei und 1939 erhielt er den Nobelpreis für Chemie in Anerkennung seiner Arbeiten auf dem Gebiet der Steroidhormone.

Butenandt wuchs in Lehe (heute Stadtteil von Bremerhaven) auf, wo er an der Leher Oberrealschule – der Lessingschule – 1921 das Abitur machte. Danach studierte er Chemie und Biologie an der Philipps-Universität Marburg, wo er auch Mitglied der Turnerschaft Philippina wurde. Auch im Jungdeutschen Orden war er Mitglied. 1924 wechselte er an die Universität in Göttingen. 1927 promovierte Butenandt bei Adolf Windaus in Göttingen Über die chemische Konstitution des Rotenons, des physiologisch wirksamen Bestandteils der Derris elliptica.[2] 1929 isolierte und bestimmte er die Struktur des weiblichen Sexualhormons Estrogen. Nach der Habilitation 1931 mit Untersuchungen über das weibliche Sexualhormon wurde er Leiter der organischen und biochemischen Abteilung des Allgemeinen Chemischen Universitätslaboratoriums Göttingen. 1933 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor an die Technische Hochschule Danzig. Am 11. November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler. Ab 1933 arbeitete Butenandt mit Alfred Kühn bei der Erforschung von Genwirkstoffen zusammen. Wolfhard Weidel, Butenandts Doktorand (ab 1957 Direktor des Max-Planck-Instituts für Biologie in Tübingen), erforschte die Genwirkkette der Augenpigmentierung bei Mehlmotten.[6] 1934 wurde Butenandt zum Mitglied der Leopoldina gewählt. 1935 absolvierte er einen Studienaufenthalt in den USA auf Einladung der Rockefeller-Stiftung und lehnte einen Ruf an die Harvard-Universität ab. Nachdem er zum 1. Mai 1936 trotz Aufnahmesperre der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.716.562) sowie der DAF und dem NS-Lehrerbund beigetreten war, ging er als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biochemie nach Berlin-Dahlem. Von 1938 bis 1944 war er Honorarprofessor für Biochemie an der Universität Berlin. 1940 erforschte laut Klee der Mediziner und Lepraspezialist der Militärischen Abwehr Manfred Oberdörffer (gestorben 1941 bei einem Auftrag in Afghanistan) bei Butenandt hochgiftige Sapotoxine, wobei im Tierversuch erstmals „klinische Lepra“ erzeugt werden konnte.

1939 wurde ihm (gemeinsam mit Leopold Ružička) der Nobelpreis für Chemie zuerkannt. Weil Adolf Hitler nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an Carl von Ossietzky Deutschen verboten hatte, den Nobelpreis anzunehmen, konnte Butenandt erst 1949 die Medaille und die Urkunde entgegennehmen.

Butenandts Rolle im „Dritten Reich“ ist umstritten. So soll er erwogen haben, die antibiotische Wirkung von Schimmelpilzen an menschlichen Lebern zu testen. Der Spiegel überschrieb im April 2006 eine Meldung über Butenandt jedoch mit den Worten Freispruch für Butenandt.[10] Demnach stellte der Immunchemiker Norbert Hilschmann, dessen Arbeit sich auf alte Institutsdokumente und persönliche Briefe Butenandts stützt, fest, dass keiner dieser Vorwürfe zutrifft.

Robert N. Proctor, Gastwissenschaftler im Forschungsprogramm Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, wiederum stellt in seinem Aufsatz Adolf Butenandt – Nobelpreisträger, Nationalsozialist und MPG-Präsident fest:

„Nachzuweisen ist, daß Butenandt enger als bisher angenommen mit Wissenschaftlern zusammengearbeitet hat, die in derartige Forschungen involviert waren. Neue Quellen belegen, daß er an medizinisch-militärischen Forschungsprojekten, u. a. an der Luftwaffenversuchsstation in Rechlin, beteiligt war. Aus den Quellen geht hervor, daß Butenandt alle Institutsunterlagen vernichtete, die mit dem Vermerk Geheime Reichssache gekennzeichnet waren. Zwingend scheint die Schlußfolgerung, daß Butenandts Nachlaß, obwohl mit 80 Regalmetern der umfangreichste im Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, kein vollständiges und ausgewogenes Bild von seinen Aktivitäten insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus vermitteln kann. Bisher konnte kein Hinweis auf eine antisemitische Haltung Butenandts gefunden werden; im Gegenteil, mehrfach ist belegt, daß er in den 1930er Jahren einzelnen Juden geholfen hat. Mehrfach zu belegen ist jedoch auch, daß Butenandt nach dem Kriege half, Kollegen vom Nazismusvorwurf reinzuwaschen. Butenandt hat dazu beigetragen, eine neue Konzeption von Wissenschaft populär zu machen, der zufolge Wissenschaft a priori mit politischer Unschuld gleichzusetzen sei. In diesem Sinne hat er dazu beigetragen, die Bemühungen der Nachkriegszeit zu vereiteln, die Mittäterschaft der Wissenschaft bei den Verbrechen der Hitler-Ära aufzuklären, strafrechtlich zu verfolgen und ‚Wiedergutmachung‘ zu leisten.“

Gesichert ist inzwischen, dass Butenandt ab 1939 als Fachkraft für Biochemie bei der Zeitschrift Der Biologe mitwirkte, die vom SS-Ahnenerbe übernommen worden war. 1942 war er korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung und arbeitete zusammen mit Theodor Benzinger und Erich Hippke an geheimen Luftwaffenforschungsprojekten. Im selben Jahr wurde er Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und arbeitete im Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie mit, wobei er auch über die Versuche an epileptischen Kindern durch seinen Assistenten Gerhard Ruhenstroth-Bauer informiert war. Seit 1944 gehörte Butenandt dem wissenschaftlichen Beirat des Generalkommissars für das Sanitäts- und Gesundheitswesen Karl Brandt an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kaiser-Wilhelm-Institut für Biochemie 1948 in Max-Planck-Institut für Biochemie umbenannt und zunächst nach Tübingen, 1956 schließlich an die Ludwig-Maximilians-Universität München verlegt. Als Nachfolger des Nobelpreisträgers Otto Hahn war Butenandt 1960 bis 1972 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. 1951 und 1952 war er Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.

Butenandt heiratete am 28. Februar 1931 in Göttingen Erika von Ziegner (1906–1995), die Tochter des Obersten Siegfried von Ziegner (31. August 1866 – 26. Juni 1935) und Marie Luise Eschenburg (22. Oktober 1878 – 26. Dezember 1954). Er hatte sieben Kinder, darunter der Kinderarzt Otfried Butenandt.

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Literatur

978-3948974077 - Prof.