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Julius, Louise, Hans und Grete Sulzbacher Julius Sulzbacher wurde am 12. Mai 1881 in Bad Mergentheim geboren, entstammte einer alten Rabbinerfamilie und war ein Nachfahre des Dichters Ludwig Börne. Von Beruf war er Kaufmann, heiratete Louise Dannhauser, geboren am 14. Oktober 1887 in Buchau, zog 1912 nach München, erwarb 1925 mit seinem Schwager das Haus Steinheilstraße 20 und führte dort und im Nachbarhaus, Augustenstraße 74 das „Kaufhaus des Nordens R. Glückmann". Am 12. Juli 1913 kam der Sohn Hans und am 12. September 1914 die Tochter Grete zur Welt Julius Sulzbacher war Kunstsammler und besaß u.a. Werke von Pissaro, Defregger, Bürkel und Spitzweg. Ehrenamtlich leitete er 25 Jahre bis 1936 die Filiale der Stadtsparkasse Augustenstraße/Steinheilstraße. Darüber hinaus hatte er weitere Ehrenämter inne, war 2. Vorsitzender der Preisprüfungsstelle und des „Wucheramtes", leitete Kleidersammlungen und wurde dafür mit seiner Frau vom König eingeladen, der ihm seinen Dank aussprach. Mit der Machtübergabe an die Nazis 1933 trafen die Familie die Schikanen und so heftig, dass die Tochter in die Schweiz floh. 1936 musste das Kaufhaus weit unter Wert an Wilhelm Krumbacher verkauft werden. Der Geldbetrag ging auf ein Sperrkonto, auf das die Familie Sulzbacher keinen Zugriff hatte. Der Sohn Hans emigrierte 1937 über Mailand nach Brasilien. Am 8. November 1938 wurde Julius Sulzbacher ins KZ Dachau verschleppt, 42 Tage lang auf Block 10 eingesperrt und „in rohester Weise geschlagen (...) täglich 150 - 200 Stockschläge und Kniebeugen". Danach war er körperlich schwer geschädigt, hatte innere Blutungen und war ein gebrochener Mann. Die Familie wurde nahezu vollständig ausgeraubt Julius Sulzbacher gelang im April 1940 mit seiner Frau und der Tochter Gretchen die Flucht nach Brasilien. Das Umzugsgut wurde von den NS-Behörden in Rotterdam beschlagnahmt und versteigert. Völlig mittellos, krank und arbeitsunfähig kam das Ehepaar in Sao Paulo an und war auf Unterstützung durch den Sohn angewiesen Quelle: Infotafel vor Ort
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