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Ilse-Lotte und Olga Nussbaum Ilse-Lotte Nußbaum wurde am 21. September 1927 in Halle an der Saale als Tochter von Leopold und Olga Nußbaum (geborene Gundersheimer) geboren. Ihr Vater war Kaufmann, ihre Mutter stammte aus München. Ilse-Lotte wuchs zunächst in Halle auf, doch im April 1938 verhafteten die Nationalsozialisten Leopold und deportierten ihn in das Konzentrationslager Buchenwald. Am 14. Mai 1938, nach nur drei Wochen in Gefangenschaft, wurde er dort unter ungeklärten Umständen umgebracht. Nach dem Tod des Vaters waren Mutter Olga und die damals zehnjährige Ilse-Lotte aufgrund der Verfolgung durch Nazis gezwungen, nach München zu ziehen: Im Juli 1938 kamen sie bei Olgas Bruder Paul sowie den Großeltern Moses und Anna Esther Gundersheimer in der Herzogstraße 65 unter. Ilse-Lotte besuchte zunächst die Schule. Doch die systematische Entrechtung und Verfolgung jüdischer Bürgerinnen und Bürger durch die Nationalsozialisten nahmen ihr zunehmend jede Möglichkeit auf eine normale Kindheit. 1942 wurde die mittlerweile 14-Jährige gemeinsam mit Mutter Olga in ein NS-Sammellager in der Clemens-August-Straße 9 eingewiesen. Von Mai 1942 an musste sie in der Flachsröste Lohhof Zwangsarbeit leisten. Am 13. März 1943 deportierten die Nationalsozialisten schließlich Ilse-Lotte, ihre Mutter sowie 217 weitere jüdischen Münchnerinnen und Münchnern in das KZ Auschwitz. Von dort schrieb das Mädchen am 15. Juni 1943 eine Karte an ihren Freund Walter Geismar in München. Es ist das letzte bekannte Lebenszeichen von ihr:
„Mein lieber Walter! Ich bin gesund. Mir geht es gut. Bin mit Mutti beisammen. Bleibe tapfer. Auch ich lasse mich nicht unterkriegen! Vergiss mich nicht und schreibe sofort. Mutti lässt Dich und Deine lieben Eltern grüssen. Ich grüsse Dich innig und küsse Dich innig und Deine lieben Eltern! In alter Liebe Deine Ilse Kochani"
Ein halbes Jahr später, am 31. Dezember 1943, ermordeten die Nationalsozialisten Ilse-Lotte im KZ Auschwitz. Sie wurde nur 16 Jahre alt. Quelle: Infotafel vor Ort
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