Stolpersteine & Erinnerungszeichen in München

Name Helmuth Silberberg
geboren 15.5.1919 [Hannover]
gestorben 20.9.1940 [Tötungsanstalt Hartheim] [ermordet]
Religion Jüdisch
Opfergruppe Euthanasie
Beruf Schreinerlehrling
Straße Wagnerstraße 6
Stadtbezirk 12. Schwabing-Freimann
Stadtbezirksteil Schwabing
Art Erinnerungstafel
Verlegung 15.05.2025
Lat/Lng 48.159828537603,11.588297583431
Inschrift

Helmuth Silberberg,
geboren 15.05.1919
in Hannover,
verlegt 14.03.1938
in die Heil- und Pflegeanstalt
Eglfing-Haar,
ermordet 20.09.1940
oder in den Folgetagen in der
Tötungsanstalt Hartheim

Personen Silberberg Helmuth  

Online-Gedenkbuch der Münchner Juden

wird nicht veröffentlicht

Quelle: Flyer Helmuth SilberbergWer war Helmuth Silberberg? Helmuth Silberberg wurde am 15. Mai 1919 in Hannover als Sohn des Privatlehrers Hillel Silberberg und seiner Frau Esther Kula in Hannover geboren und wuchs mit seinen älteren Geschwistern Max, Charlotte, Berta, Sofie und Heinrich in seiner Geburtsstadt auf. Seine Eltern waren aus Polen nach Deutschland eingewandert und waren ebenso wie ihre Kinder polnische Staatsbürger. Schon früh war sein Leben von Schicksalsschlägen geprägt: Sein Vater starb, als er sieben Jahre alt war. Seine Mutter gab ihn ein Jahr später in das Waisenhaus der Synagoge. Der kleine Helmuth fühlte sich dort sehr unglücklich und schrieb darüber später: »Ich kann mich nicht erinnern, seitdem je gelacht oder gespielt zu haben….« Im Jahr 1928 starb seine Schwester Berta. Er begann eine Lehre an der Israelitischen Gartenbauschule in Hannover, wo seine Schwester Sofie arbeitete. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten bot die Schule jüdischen Jugendlichen Kurse zur Vorbereitung auf die Ausreise nach Palästina an. Auch seine geliebte Schwester Sofie ging 1934 nach Palästina. Helmuth Silberberg schien sehr darunter gelitten zu haben und unternahm kurz darauf einen Suizidversuch. Nach einem zweimonatigen Aufenthalt in psychiatrischer Behandlung kam er Ende 1934 in das Lehrlingsheim der Israelitischen Kultusgemeinde in München in der Wagnerstraße 3, wo er eine neue Ausbildung begann und wohnte. Wie aus einem Brief hervorgeht, fiel ihm die Eingewöhnung schwer. Der 17-Jährige lief aus dem Heim weg, versteckte sich und sagte später bei der Polizei aus, er habe einen Mord begangen, der aber nie stattgefunden hatte. Bis 1937 befand er sich in Behandlung in der Heil- in der Pflegeanstalt Eglfing-Haar, ehe ihn seine Mutter zu sich nach Hannover holte. Nach einem Rückfall wurde Helmuth Silberberg abermals nach kurzer Behandlung in Hildesheim in Eglfing-Haar eingewiesen. Ab Ende 1938 bat Helmuth seine Mutter immer wieder, ihn abzuholen und mit ihm zu fliehen. »Gott hat uns Vernunft und Kraft gegeben, unser Geschick zu formen nach seinem Willen. Dazu ist es nie zu spät; aber auch nie zur früh. Bedenkt doch einmal meine Jugend! Erst im 20. Lebensjahre bin ich. Es ist doch jammerschade um jeden Tag, der mir hier verloren geht.« In Deutschland sah er für die jüdische Bevölkerung keine Zukunft mehr. Auch seine anderen Geschwister waren emigriert und lebten nun in Argentinien. Kula Silberberg war jedoch infolge der Beraubung durch das NS-Regime inzwischen mittellos und konnte eine Emigration nicht mehr finanzieren. Helmuth hingegen durfte die Anstalt allein nicht verlassen. Schließlich gelang es seiner Mutter, nach Belgien zu entkommen, doch ihrem verzweifelten Sohn waren alle Wege zur Flucht aus Deutschland versperrt. Helmuth Silberberg wurde im Rahmen der so genannten Aktion T4 in einer bayernweit organisierten Maßnahme des Bayerischen Innenministeriums gegen jüdische Anstaltspatientinnen und -patienten am 20. September 1940 von Eglfing-Haar in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert und in der Gaskammer ermordet. Seine Mutter Kula Silberberg wurde 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sein Neffe Hermann Federmann wurde ebenfalls Opfer der Aktion T4 und 1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg ermordet.



I.M. Hofsattler und Hofwagenfabrikant