Münchner Architektur

Alter Hof

Name Alter Hof
Straße Alter Hof
Jahr Baubeginn 1255
Jahr Fertigstellung 1255
Baustil spätgotisch
Kategorie Burg  

Plan

Alter Hof - Alter Hof -
Alter Hof Alter Hof
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Alter Hof Alter Hof
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Quellen

Alter Hof
Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)

Alter Hof, Burgstraße. Während in den Zeiten der Renaissance die Bauwerke des fürstlichen Hofes die wichtigste Stelle im Stadtganzen einnahmen, spielten sie im mittela terlichen München eine ziemlich be­scheidene Rolle; denn auch nach der Zeit des Aufschwungs unter Ludwig dem Bayern hielten die Fürsten unermannigfacher Teilung des Landes meist in andern Städten, wie Ingolstadt, Landshut und Burghausen Hof. Der Vater Kaiser Ludwigs, Ludwig der Strenge, hatte bei der 1. Teilung Bayerns Oberbayern als Anteil erhalten und verlegte um 1255 seine Resi­denz nach München, wo er sich in der Nordostecke des damaligen Mauer­gürte s eine Burg erbaute (vielleicht auch nur eine schon bestehende nur weiter ausbaute) und sowohl nach außen wie gegen die Stadt zu (wegen etwaiger Bürgerunruhen)  stark befestigte: Noch heute droht der Torturm des „Alten Hofes“ in die stille Burgstraße hinein, den Stadteingang trotzig versperrend. Aber von diesem ältesten Bau Ludwigs des Strengen ist heute nichts mehr sichtbar. Kaiser Ludwig nämlich hat beträchtliche Neu­bauten darin vorgenommen, der westliche Flügel wurde errichtet, und die an der Nordmauer gelegene Lorenzkapelle ersetzt durch eine neue geräumige Kirche, die der Kaiser den Franziskanern einräumte zum Ersatz für das Angerkloster (vgl. den Artikel ,,Angerkloster“), das sie den Klarissinnen überliesen; als das Einzige von dieser Kirche, an deren Stelle seit 1816 das Rentamt steht, sind noch einige Skulpturteile übrig (jetzt im Nationalmuseum), besonders das einzigartige Bildnis des Kaisers auf dlem Stifterrelief, wie er mit seiner Gemahlin das Kirchenmodell der hl. Jungfrau darbietet. Eine zweite Periode fürstlichen Glanzes erlebte der Alte Hof unter dem kunstsinnigen Herzog Sigismund ungefähr von 1470 bis 1490; aber auch die reiche Ausstattung aus dieser Zeit ist verschwunden bis auf einen spärlichen Rest im Nationalmuseum (Freskobilder von 14 Vorfahren Sigismunds aus einer Vorhalle des 2 Stocks); nur der Südwestflügel mit seinem hölzernen, einst kräftig bemalten Erker und dem Torturm (Torwartstube mit der alten Steinbank darunter, wo einst die Einlaßbegehrenden warteten) gehören dem Mittelalter an; von dem farbigem Bildschmuck, der einst den ganzen Turm wie den ganzen Hof überhaupt bedeckte, ist vollends nichts erhalten — und wenn nicht die Kapelle zu Blutenburg (s. das Buch „Münchens Umgebung in Kunst und Geschichte“ vom gleichen Verfasser) uns von dieser heitern Kunst­übung unterrichten würde, so könnte man nach dem heutigen Aussehen meinen, der fröhliche Herzog habe eine finstere Behausung besessen [BA .J; außerdem K B u. R ]. Uebrigens gehört der sowohl nach oben wie nach unten spitzauslaufende Turmerker zu den Wahrzeichen Münchens; 1611 schreibt Thomas Greidl aus Steinfelden [B 03 ] in seinem Gedicht über die Schönheiten Münchens:

„Nun ist aber ein Turm darunter,
An dem kann sehen einer Wunder,
Den Meister soll man billig loben,
Spitzig ist er unten und oben,
Rührt weder Erde noch Himmel an,
Tut dennoch unbeweglich stahn.

Der alte Hof
Nagler - Acht Tage in München (1863)

Der alte Hof oder die Ludwigsburg am Ende der jetzigen Burggasse, von Herzog Ludwig dem Strengen 1283—1286 erbaut und später erweitert, ist die erste Residenz Münchens. Wir haben darüber in der Geschichte Münchens S. 22 ausführlich gehandelt, sowie über die Reste der Fresken aus der Zeit von 1440—1478 im zweiten Stocke. Dieses alte Gebäude dient jetzt zu Staatszwecken, indem sich in demselben der k. Oberstrechnungshof , die k. Centralstaatskasse und das Oberaufschlags - und Stempel-Amt befinden. Der südöstliche Querbau wurde 1831 von Ziebland für die k. Steuerkataster-Commission erbaut. Im unteren Geschoße ist der alte klassische Bockkeller zur Steinregistratur benützt. Die Anlage datirt aus der Zeit Ludwig's des Strengen.


Weitere Bilder
 - Rotmarmorbrunnen im Alten Hof

Rotmarmorbrunnen im Alten Hof

 - Alter Hof

Alter Hof

Sagen & Geschichten

Der Affe im alten Hofe

Herzog Ludwig der Strenge erbaute um das Jahr 1255 seine erste Residenz, die alte Veste oder heut zu Tage der alte Hof genannt, wie wir schon in dem ersten Abschnitte dieses Buches gelesen haben. Zugleich damit erbaute er auch die Hofkapelle zum heil. Lorenz, welche aber leider im Jahre 1815 abgebrochen wurde, und an jener Stelle stand, wo gegenwärtig das kgl. Rentamtsgebäude sich befindet. Neben dem Chore dieser Kapelle ragte ein niedriges gothisches Thürmchen empor, auf dessen Spitze sick die aus Stein gehauene Figur eines Affen befand, der ein kleines Kind in seinem Arme hält. Wahrscheinlich war diese Figur nur ein Steinmetzenwitz, wie wir dergleichen viele an allen alten gothischen Kirchen sinden. Allein das Volk knüpfte in späterer Zeit daran eine Sage.

Ein bayerischer Herzog, — die Sage nennt zeitwidrig Heinrich den Löwen, — soll einen zahmen Affen in seiner Burg gehalten haben, der frei herumlief. Da geschah es eines Tages, daß ein Schwein durch Unachtsamkeit der Hofleute und der Kindswärterin in die Kammer gerieth, in welcher das jüngste Kind des Herzoges ohne Aufsicht in der Wiege lag. Das Schwein kam bis zur Wiege, und wollte eben den kleinen Prinzen packen, als der Affe, der gerade sich in diesem Gemache befand, das Kind aus der Wiege nahm, und mit ihm durch das Fenster auf das Dach des Thürmchens sprang. Mit Schrecken und Angst erblickten die Hofleute und die Wärterin den Affen auf dem Thurm, der unter freundlichem Grinsen und Zähnefletschen das Kind in seinen Armen schaukelte, wie er solches oft bei der Wärterin gesehen. Während man aber jeden Augenblick befürchten mußte, der Affe möchte das Kind fallen lassen, kehrte er nach einiger Zeit wieder auf dem nämlichen Wege in das Zimmer zurück, und legte das Kind unversehrt in die Wiege, aus der er es genommen.

Mayer - Münchner Stadtbuch (1868)