Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Name | Ungererbad |
Stadtbezirk | 12. Schwabing-Freimann |
Stadtbezirksteil | Münchner Freiheit |
Straße | Ungererstraße |
Ungerer-Bad, Würmkanal 1. Benannt nach dem frühem Besitzer August Ungerer, jetzt Eigentum der Stadt. An Stelle des einfachen, einst auf freiem Feld gebauten und vom Würmwasser gespeisten Männerbades errichtete Ungerer zunächst das jetzige, sogen. Alte Herrenschwimmbad. Das Bassin ist derzeit (nach dem Umbau 1910) 90 m lang und 6 m breit, hat einen kleinen Wasserfall und ist von Kabinen und Auskleideräutnen umgeben. Es schließt sich an als neue Schöpfung das Sonnenbad für Herrn mit 100 Auskleidekabinen.
Am Haupteingang liegt das Kaiserbassin (benannt nach der Büste Wilhelms I. in einer Blattpflanzengruppe in der Mitte), 106 m lang und 10 m breit mit Auskleideräumen für 400 Personen und 350 Kabinen. Von da, vorbei an hübschen Rosenparterres mit Ruhebänken, zum „Quellengarten“, einem Hauptanziehungspunkt des Herrenbades: zunächst das 20 m lange „Froschbecken“, benannt nach einem wasserspeienden Frosch; dahinter, bei einer über eine Tropfsteinwand fallenden Kaskade künstliche Dusche. Von hier durch 2 Schirmdusche hindurch in den kühlsten Teil des Quellengartens, in die unterirdische „Grotte“, die mit mattblauem Licht magisch beleuchtet ist, und in der von allen Seiten Wasserstrahlen aus Wänden, Decke und Boden brausen. In der Nähe der halbkreisförmige, unterirdische „Grottengang“, von grünem und rotem Licht schwach erhellt, dessen Felsgewölbe von einer mächtigen Säule getragen wird, und der so tief ist, daß er auch durchschwommen werden kann. Im Hintergrund ein Hügel mit Springbrunnen, dessen Wasser sich in einem Wasserfall in das sogen. „Bergbecken“ (Tauchwasser zu 10° R) ergießt. Tief unten in grüner Baum- und Buschumrahmung ein niedlicher Fischteich. Südwestlich vom Kaiserbassin der 700 qm große „Sonnensee“ jetzt „Luitpoldsee“, ein freundliches Waldidyll für sich.
Damenschwimmbad, 120 m lang, von stattlichen Laubbäumen umsäumt; am einen Ende ein stattlicher Wasserfall. Im Anschluß ein seichtes Kinderbad; in der Nähe auf einem von Gebüsch umringten Hügel ein kleines Becken, von einem Springbrunnen mit Quellwasser versorgt, das in ein Miniaturbad für die ganz Kleinen abfließt. Mariensee, 90 m lang und 40 m breit, in seiner ganzen Ausdehnung von einem dichten Baumkranz umgeben; am Nordende eine malerische Insel; ringsherum 200 Kabinen und 24 Einzelhütten.
An der Westgrenze des Ungererbades verlief bis in die 1980er Jahre die Berliner Straße, an deren gegenüberliegender Seite sich der 1987 stillgelegte Güterbahnhof München-Schwabing befand. Nach dem Abbruch der Bahnhofs- und Industrieanlagen entstand ein neues Wohngebiet, das östlich und nördlich an das Ungererbad angrenzt. Nordwestlich des Bades wurde der Schwabinger See angelegt.
Das Ungererbad entstand an der Ungererstraße um 1900 in Form eines Naturbades. Das Wasser stammte aus dem Nymphenburg-Biedersteiner Kanal, an dem in München auch das Dantebad und das Bad Georgenschwaige liegen. Das Freibad wurde parkähnlich angelegt und bietet heute große Liegewiesen und einen alten Baumbestand, die vielen Besuchern Platz bieten. Nur an Hochsommertagen kann es hier am Wochenende mit bis zu 10.000 Badegästen eng werden.
Ursprünglich war das Ungererbad in drei getrennte Bereiche unterteilt – für Frauen, Männer und Jugendliche. Durch mehrere Umgestaltungen entstand schließlich das heutige Familienbad in seiner aktuellen Form mit einem separaten FKK-Bereich für Damen und einem FKK-Bereich für Familien.
Viktor Mann, der jüngere Bruder von Heinrich und Thomas Mann beschreibt in seinen Erinnerungen anschaulich das Ungererbad wie er es im Zustand des frühen 20. Jahrhunderts gesehen hatte, mit Grotten, Wasserspielen und einer künstlichen Landschaft.
Das Bad lag etwa 750 Meter von der Endstation der Pferdebahn am Großwirt entfernt (heute Münchner Freiheit). Der Besitzer des Bades, August Ungerer, betrieb vom 1. Juli 1886 bis Juni 1895 auf eigene Kosten durch die damalige Freisinger Landstraße eine elektrische Schienenbahn, die Ungererbahn. Dies war die dritte elektrische Straßenbahn in Deutschland, wurde jedoch am 17. Juli 1895 aufgrund unzureichender Kapazität durch die Verlängerung der Pferdebahn bis zum neugebauten Nordfriedhof ersetzt. In den 1950er Jahren wurde das Umkleidegebäude an der Traubestraße 3 nach Plänen von Albert Heichlinger errichtet. Das Ungererbad wurde letztmals 1998 aufwändig renoviert.
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