Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Name | Kreisirrenanstalt |
Stadtbezirk | 5. Au-Haidhausen |
Stadtbezirksteil | Obere Au |
Straße | Auerfeldstraße 6 |
Jahr Baubeginn | 1876 |
Jahr Fertigstellung | 1876 |
Jahr Abbruch | 1905 |
Kategorie | Krankenhaus |
Die Kreisirrenanstalt, eine ausgedehnte Anlage, unweit des Haidhauser Bahnhofes (Auerfeldstrasse Nr. 6) gelegen. Der ursprüngliche Bau wurde vom Oberbaurath Reuter entworfen und ausgeführt. Die nothwcndige Geschlechtertrennung liess das Gebäude in symmetrischen Flügeln mit vier Höfen (A und B) entstehen, zwischen welchen die gemeinsamen Verwaltungs- und Verpflegungsbauten (a b c d e) eingesetzt sind. Gegenwärtig wird die Anstalt unter speeieller Leitung des k. Baubeamten Bernatz und nach den Angaben des Vorstandes Dr. Gudden einem weitgreifenden Umbau unter beträchtlicher Erweiterung unterzogen. Hiebei wird namentlich auf eine rationelle und allen Ansprüchen genügende Heizungs- und Ventilationseinrichtung Rücksicht genommen und ist die Ausführung dieser Anlagen der in dieser Beziehung renomirten Firma der Gebr. Sulger in Winterthur übertragen.
Die Gebäude der Hauptaxe vertheilen sich so, dass der Mittelrisalit (a) die Administrationsräume, b den Küchenbau mit Gesellschaftssaal, c die Kirche mit darunter gelegten Werkstätten, d die Turnhalle mit Centralbad und Strohflechtsälen und e das Kesselhaus enthält. Rechts von der Linie dieser Gebäude befindet sich die Abtheilung der männlichen, links die der weiblichen Irren. Die beiden geschlossenen Höfe sind von den Räumen für die mehr oder weniger unruhigen und für die schwachsinnigen Kranken umschlossen, die Höfe B von den beiden rechtwinklig aneinanderstossenden Trakten f und g (für die ruhigen Irren) abgegränzt. Die in den Höfen BB nach innen, in den Complexen A nach aussen vorspringenden Anbauten sind B der, Abtritte und Spülküchen.
Die Kreis-Irrenanstalt aus den Lüften ist eine Schöpfung der neuesten Zeit. Früher war die städtische Irren-Anstalt in Giesing, deren Haus jetzt die Unheilbaren vom Gasteige beherbergt. Das von ihnen früher bewohnte sogenannte Leprosenhaus auf dem Gasteige wurde von König Maximilian II. angekauft und 1862 demolirt, da die neuen Anlagen bis dahin reichen werden. Das nach dem Plane des k. Kreis-Baubeamten K. Reuter nach der Angabe des Oberbaurathes v. Voit von 1888/89 erbaute neue Irrenhaus ist im großartigen Maßstabe angelegt, wird aus Kreisfonds erhalten, und ist also eine königliche Anstalt. Zu Grunde liegt das Kapital des ehemaligen St. Rochus-Spitals, und was seit 1819 die magistratische Verwaltung erworben hatte. München besaß bis zum Jahre 1800 keine eigene Irren- Anstalt. Das Elisabethen-Herzog-Spital war zwar ursprünglich für wahnsinnige Kranke bestimmt, nahm aber auch körperlich Leidende und Blödsinnige auf. Ebenso war das zum gleichen Zwecke geschaffene Narrenhaus bei dem heil. Geistspitale nur eine Zugabe zur Pfründenanstalt. Erst 1800 wurde das Hospital in Giesing für Irren eingerichtet. Doch war es keine eigentliche Irren-Heilanstalt, wie das gegenwärtige neue Institut. Es ist damit eine sehr schön ausgestattete Kirche verbunden, welche den 16. Mai 1860 eingeweiht wurde. Es wurde damit der erste Versuch mit Stahlglocken gemacht, welche einen außerordentlich schönen Klang geben.