Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Name | Ehem. Karmeliterkirche St. Nikolaus |
Architekt | Schedel von Greifenstein Nikolaus Ruf Sep |
---|---|
Stadtbezirk | 1. Altstadt-Lehel |
Stadtbezirksteil | Kreuzviertel |
Straße | Karmeliterstraße 1 |
Jahr Baubeginn | 1657 |
Jahr Fertigstellung | 1660 |
Baustil | Frühbarock |
Sakral | katholisch |
Kategorie | Kirche |
Suchbegriffe | Karmeliterkirche St. Nikolaus |
Karmelitenkirche St. Nikolaus, Karmeliterstraße 2.
Geschichte. Kurfürst Maximilian I. gelobte in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag, 8. September 1620, für den Fall seines Sieges den Karmelitern in München Kirche und Kloster zu bauen — wahrscheinlich in Hinsicht auf den heiligmäßigen Karmelitenmönch Dominikus Kuzzola aus Spanien, der als Feld pater (ähnlich wie der Tiroler Kapuziner Haspinger) mit einem Kreuz in der Hand während des Kampfes die Soldaten begeisterte und zur Tapferkeit entflammte. Schon 1629 zog dieser Orden aus Prag in München ein; indes erst 1657 wurde mit dem Bau der großen Klosterkirche an Stelle der alten kleinen Nikolauskirche begonnen.
In der Säkularisation wurde das Kloster aufgehoben, die Kirchenausstattung größtenteils entfernt, das Kloster als Erziehungs- Institut den Benediktinern unter Leitung des P. Holland (daher heute noch „Hollandeum“) übertragen und die Kirche als „Studienkirche“ verwendet; ein anderer Teil des Klosters dient dem „Ludwigsgymnasium“ (Maxburgstraße), ein anderer dem erzbischöflichen Ordinariat (Pfandhausstr. 1).
Kunst. Kirche erbaut 1657—60 von Hans Konrad As/jeraus Konstanz, interessant alsMittelglied zwischen der Michelsund Theatinerkirche; der Architekt konnte sich noch nicht ganz von der mittelalterlichen Tradition befreien: er wendet für das Mittel- und Querschiff noch immer das mittelalterliche Kreuzgewölbe an, obgleich er sich bemüht, in Weiträumigkeit und Uebersichtlichkeit dem neueren Kirchentypus möglichst gerecht zu werden [BAJ 114]; übrigens „einen sakralen Raum von weitem lichtem Eindruck mit noch simpleren Mitteln herzustellen und nirgends ans Profane zu streifen, dürfte schwer sein; hier war der Ansatz zu einer populären Ausbreitung des Münchner Jesuitenbaues in kleineren Verhältnissen gegeben [W 124].“
Grundriß und Aufbau: einfacher und rechteckiger Renaissancebau, durch das Querschiff in der Mitte der Länge kreuzförmig; rechtwinkliger Chorabschluß; Nebenschiffe durch Pfeiler in Kapellenräume geteilt, die jedoch mittelst schmaler Durchgänge unter sich verbunden sind. Pfeiler mit jonischen Pilastern besetzt; über ihnen Gesims und Attika. In Haupt- und Nebenschiffen Kreuzgewölbe; Stuckdekoration spärlich und schwerfällig; Orgelempore: von Engeln getragen; gut gearbeitetes schmiedeeisernes Abschlußgitter. Aeußeres um 1805 von Nikolaus Schedel von Greifenstein in Front und Langseite in eine toskanische Pilasterarchitektur im Sinne des französischen Klassizismus umgebildet. Altäre aus 1805 in klassizistischem Stil, mit Altarbildern aus der Schleißheimer Galerie; für letztere die Hochbauten als Rahmen errichtet mit dem Streben jener Zeit, die Formen der wahren Antike nachzuahmen. Hochaltar (Altarbild „Mariä Himmelfahrt“ von Andreas Wolf) nach dem System des römischen Portalbaues: 2 mächtige korinthische Säulen, darüber das wuchtige Gebälk mit einfachem Dreieckgiebel; Gebälk und Giebel mit Konsolenschmuck; architektonische Teile grau marmoriert, Kapitelle und Konsolen vergoldet; seitlich aus der Erbauungszeit 2 bewegte Barockfiguren St. Joseph und Andreas Faistenberger. Seitenaltarbilder: rechts „Christus am Kreuz“ von Zenetti, links „Die hl. Verwandtschaft Jesu“ von P. Candid. Bemerkenswert ein Bild „St. Nikolaus“ gemalt von Konservator Karl Mattenheimer 1845, sowie ein „St. Aloysius“ mit den (porträtähnlichen) Gesichtszügen eines 1844 als Kooperator von Haidhausen verstorbenen jungen Münchner Geistlichen Otto Mühlbauer, dem die dankbaren Haidhauser an der Außenwand der alten Haidhauserkirche ein Denkmal setzten. In der Sakristei eine Votivtafel mit einer Szene aus der Schlacht bei St. Gotthard in Ungarn (gegen die Türken) am 1. August 1664, gestiftet von Rittmeister Jakob Pendler [F. Hf. KB, R, Rb].
Die Karmelitenkirche in der Karmelitengasse mit anstossendem Kloster, jetzt Ludwigsgymnasium und k. Erziehungsinstitut für Studirende, wurde in Folge Gelöbnisses des Churfürsten Maximilian I. von dessen Sohn Ferdinand Maria durch H. C. Asper erbaut und 1660 geweiht (vgl. S. 47). Es ist ein einfacher Renaissancebau mit Querschiff und rechtwinkligem Chorabschlusse. Die mit jonischen Pilastern verzierten Pfeiler theilen die Nebenschiffe in Kapellenr ume, die jedoch vermittelst schmaler Durchg nge unter sich in Verbindung stehen. Bemerkenswerthes besitzt die Kirche, die jetzt von den zur Abtei S. Bonifaz geh rigen Benediktinern des Erziehungsinstitutes besorgt wird, nichts. Auch das Aeussere hat durch den zopfigen Classicismus toscanischer Ordnung in welchen es N. v. Schedel 1802—11 an Fronte und Langseite kleidete, nicht gewonnen. Die Facade des Erziehungsinstitutes bietet ein Spezimen des Zopfstyles dar.
Ehem. Karmeliterkirche St. Nikolaus (profaniert), Frühbarockbau 1657-60 von Marx Schinnagl, Äußeres 1802 von Nikolaus Schedel von Greifenstein klassizistisch umgestaltet; Inneres 1955-57 durch Sep Ruf umgebaut und unterteilt; vgl. auch Ensemble Altstadt, Platzbild Promenadeplatz.
Ehem. Karmeliterkirche St. Nikolaus, jetzt Bibliothek des Metropolitankapitels München und Archiv des Erzbistums München und Freising, ehem. gewestete Basilika über rechteckigem Grundriss mit Querhaus und Chorflankenturm, Frühbarockbau, von Marx Schinnagl, 1657-60, Äußeres mit Pilastern, Friesen und Segmentgiebel klassizistisch umgestaltet, von Nikolaus Schedel von Greiffenstein, 1802-05, nach schwerer Kriegsbeschädigung 1944 äußerlich wiederhergestellt, bis 1949, Inneres umgebaut und unterteilt, durch Sep Ruf, 1955-57.
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege