Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Name | Benediktinerabtei- und Pfarrkirche St. Bonifatius |
Architekt | Ziebland Georg Friedrich |
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Stadtbezirk | 3. Maxvorstadt |
Stadtbezirksteil | Königsplatz |
Straße | Karlstraße 34 |
Jahr Baubeginn | 1835 |
Jahr Fertigstellung | 1850 |
Baustil | frühchristlicher Stil |
Sakral | katholisch |
Kategorie | Kloster |
Suchbegriffe | St. Bonifaz Benediktinerabtei |
Basilika St. Bonifaz. Karlstr. 34. Geschichte. Im Stile der altchristlichen romanischen Basiliken Italiens 1835 —50 von Ziebland im besondern Auftrag und auf Kosten König Ludwigs I. erbaut. 1827 sprach Ludxoig zu Ziebland vor dessen Abreise nach Italien: „Ich bin gesonnen, dem Apostel der Deutschen in München eine Kirche zu erbauen und zwar in Form einer Basilika. Studieren Sie mir in Italien fleißig die dortigen Basiliken. Die Grundsteinlegung wird aber erst 1835 am Tage meiner silbernen Hochzeit stattfinden. Dabei stelle ich aber gleich jetzt Bedingungen: die Basilika muß als Seitenstück der Glyptothek gegenüber zu stehen kommen und in griechisch-korinthischem Stil gehalten sein. Sie soll 5 Schiffe und ungefähr die Größe von S. Apollinare in Bavenna bekommen“. Später änderte der König seinen Plan und ließ die Kirche an der Karlstrasse in der jetzigen Form (Vorbild etwa S. Baolo und für die Vorhalle S. Lorenzo in Bom) erstehen. Die Basilika war Ludwigs Lieblingskirche; hier ließ er (im südöstlichen Teil) schon zu seinen Lebzeiten die Gruft für seine Gemahlin und darüber für sich selbst — gleich den Normannenkönigen in Monreale bei Palermo — den über dem Kirchenboden freistehenden Marmorsarkophag (nach Zieblands Entwurf} aufstellen und zwar ausdrücklich: „einfach, im Stil der Basilika, ohne Krone und Szepter“. Bei seinen häufigen Besuchen — Abt Haneberg wrar sein Beichtvater — zeigte er ihn gerne seinem Gefolge, lächelnd und mit den Worten „Mementomori“ [F,HR].
Kunst. Grundriss: fünfschiffige Basilika mit halbkreisförmiger Apsis ohne Querschiff; 76 m lang, 36 m breit, Höhe des Mittelschiffes 23 m, jene der Seitenschiffe 13 m. Die Bogenarkaden des Mittel- und der Seitenschiffe ruhen ohne Kämpfer auf 64 stattlichen, 7,29 m hohen Säulen mit monolithen Granitschäften und romanisierenden Kapitellen aus Schlandersmarmor (auf den Kapitellen, christliche Symbole: abwechselnd Aehre, Traube, Lilie und Kreuz). Apsisraum mit dem angrenzenden Teil des Mittelschiffs ist wegen der darunter befindlichen Gruft-Krypta erhöht (12stufige, 15 m breite Prachttreppe). An die Apsis schließt der äußere Chorumgang mit offenen Rundbögen an. Achtsäulige Vorhalle, durch die sich die Dachung der Seitenschiffe- auch um die Front herum fortsetzt.
Am HauptportaI (ursprünglich waren wie in S. Paolo 3 Erzportale und Ausschmückung der Halle mit Fresken auf Goldgrund geplant) Statuen der Apostelfürsten Petrus und Paulus (von Schönlaub). An den Türfeldern Holzreliefs mit Symbolen und symbolisierenden Figuren des Alten Testamentes.
1. An der Mittelpforte: die vier von Messias weissagenden Großen Propheten, nämlich Isaias mit der Säge (nach der Talmudsage wurde L, von König Manasse verfolgt, in einen Baum verwandelt, den M. umsägen ließ, wobei Blut hervorspritzte), Jeremias mit der Rute (göttliches Strafgericht), Ezechiel vor dem Tempeltor (Weissagung der Kirche Christi als „Neuer Tempel“). Daniel unter den Löwen (Gottheit Christi); in den 4 Mittelfeldern: Moses am Felsenquell (jungfräuliche Geburt Christi), Abraham opfert Isaak (Opfertod Christi), Jonas im Walfisch (Auferstehung Christi), Elias im Feuerwagen (Himmelfahrt Christi).
2. Am linken Tor: Erkenntnisbaum im Paradies (Sünde) und Kreuzesstamm (Erlösung), Taube mit Oelzweig (Friede) und Pfau (Unsterblichkeit), Phönix (Sieg über den geistigen Tod) und durchbohrter Drache (Heidentum), Weinstock und Kornähre (Meßopfer). 3. Am rechten Seitentor: Lamm mit Kreuz (Lamm Gottes) und Isaaks Widder, Pelikan (Kommunion), Einhorn (Christliche Beschaulichkeit), Fisch (Christus), Krone (himmlicher Lohn), Kreuzhügel mit 4 Flüssen (Christentum mit den 4 Evangelien), Buchrollen (Buch des Lebens).
Imposanter Raumeindruck im Innern, gehoben durch die farbige Ausschmückung (Stuckmarmormusterung der Wände). Dachkonstruktion mit bloßgelegtem Balken-, Hänge- und Sprengwerk; innere Decke der Dachfläche (unter den Sparren) blau bemalt mit goldenen Sternen; über und zwischen den Sparren noch eine doppelte Verschalung, von denen die obere der Kupferbedeckung als nächste Unterlage dient, während die mittlere die Temperatur ausgleichen soll.
Freskogemälde an den Wänden (von H. Hess und dessen Schülern J. und Claud. Schraudolph, Koch, Janssen, Halbreiter, Sutter, Müller und Kaspar), gehören rein technisch zu den besten Münchner Werken; in ihrer milden Färbung und edlen Erzählungsweise sind sie schöne Zeugnisse starken romantischen Empfindens; in der Apsis noch streng im Stil der Basilika, sind sie in den Seitenbildern modernerem Empfinden näher gerückt. Inhalt: In der Apsis, auf Goldgrund oben „Christus in der Glorie“ (von Hess selbst gemalt) mit Maria und Johannes dem Täufer; darunter die größten Missionäre Deutschlands, speziell Bayerns (S. Bonifaz, Rupert-Salzburg, Emmeram-Regensburg, Willibald-Eichstätt, Kilian- Wurzburg, Korbinian- Kreismg, Magnus-Füssen) und der Ordenspatron S. Benedikt. Am Triumphbogen das apokalyptische Gotteslamm, umgeben von 12 Schäf- lein (Aposteln), angebetet von den 4 Evangelisten. Im Mittelschiff: I. Im breiten Wandstreifen (zwischen den Fenstern und den Arkaden) 12 Szenen aus dem Leben des hl. Bonifatiusius nach den Angaben des Kirchenhistorikers J. v. Höllinger (dazwischen 10 grau in grau gemalte sog. Episodenbilder). Inhalt, beginnend am Altar bei der Epistelseite:
II. Zwischen den Fenstern 36 Bilder aus der Christianisieung Deutschlands (nach Angaben Uöllingers):
III. In den Bogenzwickeln Medaillonsbildnisse der 34 Päpste von Julius III. 1550 bis Gregor XVI. 1831 nach authentischen Vorlagen (von Julius III. an bis zurück auf Petrus sind innen an den Säulenbögen die Namen verzeichnet). Der Hochaltar sollte ursprünglich mit einem Marmorbaldachin gekrönt werden.
Seitenaltäre: auf dem einen die Steinigung Stephani, von Joh. Kaspar; auf dem andern die Madonna mit den Schutzheiligen der 8 Kinder König Ludwigs I: St Alexander (Prinzessin Alexandra), Abt Otto, Aebtissin Hildegard, Kaiserin Mathilde, Bischof Adalbert, Herzog Luitpold, Aebtessin Adelgunde, Bischof Maximilian (gemalt von Hess selbst). Kanzel, auf Rädern verschiebbar, ursprünglich geplant als Marmorbau mit 2 Riesenkandelabern [Br, F, HR, Rb, Ro, Tw, W).
Im Speisesaal des Benediktiner-Klosters Fresko „Das letzte Abendmahl“ von H. Hess.
Die Basilika zum hl. Bonifaz in der Karlstrasse, Pfarrkirche der Ludwigsvorstadt und Klosterkirche der Benediktinerabtei wurde von König Ludwig I. anlässlich seines 25jährigen Vermählungsjubiläums 1835 gegründet und nach den Plänen wie unter Leitung des Baurathes P. Ziebland bis 1850 erbaut. Das Aeussere ist ziemlich schmucklos in Backstein ohne Verputz hergestellt, die bescheidene Decoration aber dem romanischen Styl entlehnt. Das Motiv zur (achtsäuligen) Vorhalle, durch welche sich die Dachung der Seitenschiffe auch um die Fronte herum fortsetzt, ist von ähnlichen Basiliken Roms, wie S. Lorenzo fuori le mura, S. Maria in Cosmodin oder S. Maria in Trastovero geschöpft. Ebenso liegen der Gestaltung des Innern die grösseren römischen Basiliken, in erster Linie S. Paolo fuori le mura als Vorbilder zu Grunde. Der mächtige Kaum ist durch 1 Säulenreihen in 5 Schiffe getheilt, an deren mittleres ohne dazwischengesetztes Querschiff unmittelbar die halbkreisförmige Apsis anschliesst. Die 64 Säulen, mit monolithen Granitschäften und in reicher Abwechslung sculpirten romanisirenden Marmorkapitälen erwecken in iliron durch romanische Gedrungenheit von den korinthischen Säulen der römischen Basiliken abweichenden Verhältnissen in dem Beschauer das beruhigende Gefühl, dass sie ihrer wenigstens im Mittelschiff bedeutenden Function mehr gewachsen seien, als die überschlanken korinthischen Formen der römischen Basilikal-Vorbilder, wie sie auch ihres stärkeren Durchmessers halber ohne Zwischenstellung eines Kämpferaufsatzes das Archivoltenauflager in entsprechender Mauerstärke erlauben. Ist aber demnach des Architekten Vorgreifen zu einem späteren Styl in den Säulen nur zu billigen, so erscheint dagegen das Festhalten an der künstlerischen Armuth der altchristlichen Epoche an anderer Stelle geradezu unbegreiflich, so in den architektonisch gliederungslosen Wänden des Mittelschiffes, in der mangelnden Decke unter der Bedachung der Seitenschiffe u. s. w., wenn es auch gelungen ist, die Barbarei des offenen Dachstuhls in Mittelschiff durch zierliche Behandlung der Balkon weniger empfindlich erscheinen zu lassen. Der Apsidenraum ist mit dem angränzenden Theil des Mittelschiffes durch eine als Begräbnissraum für die Ordensmitglieder bestimmte ziemlich umfängliche Krypta überhöht, was der Altarstelle eine ausdruckvolle Würde verleiht, es ist jedoch zu bedauern, dass man es versäumt hat, dem Presbyterium beiderseits die basilikalen Ambonen anzusetzen, wodurch man der kindischen auf Schienen verschiebbaren Kanzel im linken Seitenschiffe überhoben gewesen wäre.
Ein wesentlicher Theil der Wirkung beruht aber auf der farbigen Ausschmückung, von welcher die oinfache Stuckmarmormusterung der Wände der Seitenschiffe sehr zu rühmen ist. Die Gemäldeausstattung war H. Hess und seinen Schülern übertragen, ohne dass es jedoch diesen hier mit Ausnahme der Apsis gelang, jenen Ton anzuschlagen, der dem Styl des Gebäudes entsprach, wie es denselben Künstlern bei der Ausmalung der Allerheiligen-Kirche geglückt war. Die Formgebung in den Gemälden aus der Geschichte des Kirchenpatrons ist zu wenig streng und die Farbe zu kraftlos und süss, als dass die sonst und an sich sch nen Gemälde sich harmonisch in das altchristliche Gebäude fügten. Von Einzelnheiten bemerkenswert ist ausser den Altargemälden der Seitenaltäre von H. Hess (Madonna mit Heiligen) und J. Müller (Steinigung Stephani) die Grabstätte des Erbauers, des Königs Ludwig in der Kapelle neben dem Seiteneingang rechts, die der jenseits dos Orgelchores links gegenüber liegenden Taufkapelle entspricht. Ein schlichter Marmorsarkophag enthält die Ueberroste dos Königs, in dor unterhalb befindlichen Gruft ist die Leiche seiner Gemahlin, der Königin Therese, beigesetzt. Hinter der mit einem Arkadenfries geschmückten Apsis erhebt sich ein schlichter Glockenstuhl, worauf sich die Abtei anschliesst, welche im Refectoriurn ein schönes Abendmahl von H. v. Hess enthält. Aeusserlich musste sich das Kloster die Einschiebung in die verlängerten Seitenmauern des Kunstausstellungs-Gebäudes gefallen lassen, damit dieses wenigstens äusserlich eine der Glyptothek gleichartige Tiefe erlangte.
Die Basilika zum hl. Bonifaz, an der Karlsstraße Nr.40 c, wurde von dem Baurath Friedrich Ziebland im Style der altchristlichen Kirchen nach dem Vorbilde der römischen Basilika der Kaiserzeit erbaut. König Ludwig gründete sie 1838 bei zenheit der seiner silbernen Hochzeit, am 24.November 1880 wurde sie eingeweiht. Diese merkwürdige Kirche hat eine Tiefe von 300', und ist 124' breit bei einer Höhe von 80'. Durch 64 Säulen ist das Innere in fünf Schiffe getheilt, und an das mittlere schließt sich der erhöhte im Halbkreise geschlossene Chor, unter welchem die Krypta zur Begräbnißstätte der Benediktinermönche eingerichtet ist. Unter dem Marmorsarge in der ersten Kapelle rechts befindet sich die Gruft mit den Ueberresten,der verstorbenen Königin Therese, und auch König Ludwig hat sich da seine letzte Ruhestätte ausersehen.
Das Mittelschiff und die Chornische sind mit Freskomalereien von H. v. Heß und seinen Gehülsen I. Schraudolph, Koch u. A. geziert. In der Absis sehen wir Christus in der Glorie aus dem Throne, neben ihm Maria und Johannes. Tiefer stehen die heiligen Berbreiter des Christenthums in Bayern, in der Mitte St. Bonifaz (Winfried), rechts von ihm Benedikt, Kilian von Franken, Corbinian von Freising und Magnus von Füßen; links Rupert von Salzburg, Emmeran von Regensburg und Willibald von Eichstädt, sämmtlich von Heß gemalt, sowie die Evangelisten am Bogen der Tribune. In der unteren Abtheilung des Mittelschiffes sind die zwölf Hauptbilder aus dem Leben des hl. Bonifaz entnommen, und die dazwischen befindlichen zehn kleineren Darstellungen schildern Episoden aus der Geschichte der Wirksamkeit des Heiligen.
An den oberen Wänden des Mittelschiffes sind 36 Bilder aus dem Leben heiliger Männer und Frauen vom 3. Jahrhundert an bis aus Carl den Großen, von Schülern des H. v. Heß und nach dessen Cartons gemalt.
Zwischen den Rundbogen unter den Darstellungen aus dem Leben des hl. Bonifaz befinden sich die Bildnisse von 34 Päpsten in Medaillons ul fresco gemalt. Sie beginnen mit Julius III. (1550) und enden mit Gregor XVI. (1831). Auf den inner» Flächen der Bogen stehen die Namen der Päpste von Julius III. hinauf bis St. Petrus.
Das Altarbild der westlichen Absis stellt die Madonna auf dem Throne und die Schutzpatrone der Kinder des Königs Ludwig vor, in Fresko gemalt von H. v. Heß. Das östliche Altargemälde stellt die Steinigung des h. Stephan vor, gemalt vonMüller.
An der Nordseite der Kirche ist das Kloster der Benediktiner, welches König Ludwig den 4. November 1844 gründete und 1850 bezogen wurde. Im Refektorium ist ein großes Freskobild des heiligen Abendmahles, von H. v. Heß gemalt. Im Jahre 1846 wurde das Kloster Andechs mit diesem Stifte vereinigt. Der gelehrte Theologe und Orientalist vr. Haneberg ist jetzt Abt. (In Stahl gestochene Ansichten des Innern und Aeußern der Kirche sind bei G.Franz zu haben; ebenso eine kurze Beschreibung mit 1 Stahlst, zu 12 kr.)