Münchner Architektur

Justizpalast

Name Justizpalast
Architekt Thiersch Friedrich von  
Stadtbezirk 3. Maxvorstadt
Stadtbezirksteil Marsfeld
Straße Elisenstraße 1
Jahr Baubeginn 1897
Jahr Fertigstellung 1897
Baustil neubarock
Kategorie Verwaltung  
Suchbegriffe Justizpalast 

Plan

title=Justizpalast - Elisenstraße - Thiersch Friedrich von
Justizpalast Elisenstraße
Bildrechte: © Gerhard Willhalm, Justizpalast, CC BY-NC 4.0

Quellen

Justizpalast
Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)

 Justizpalast, Lenbachplatz. Errichtet und 1897 vollendet von Friedrich Thiersch; Baukosten 6600000Mk.

Allgemeine Gruppierung: Sämtliche Räume sind in 4 Geschossen und einem Untergeschoß untergebracht. Der mittlere Lichthof, die Gestalt eines glasüberdeckten Hallenhofes, überdeckt mit einem vierseitiggewölbten Kuppeldach. Jede Stirnseite des Baues ist in der Mittelachse mit einem besondern Eingang versehen; auf den Schmalseiten führen diese direkt in die hier angeordneten Treppenhäuser, während in der Mittelachse der Langseiten dreiachsige Eingangshallen angelegt sind, die den Zugang zum zentralgelegenen Haupttreppenhaus — der Zentralhalle — vermitteln. Demnach dienen dem Verkehr 3 über das Gebäude gleichmäßig verteilte Treppenanlagen. Die Sitzungssäle sind unter Vermeidung der sonnigen Südseite angeordnet. Ueber der Südeingangshalle liegt der durch 2 Geschosse reichende Repräsentationssaal, darüber die Bibliothek des Justizministeriums. Ueber der Nordeingangshalle liegt der Schwurgerichtssaal mit den dazu gehörigen Nebenräumen, die sich beiderseits derart anschließen, daß vermöge eines zwischen ihnen und dem durchgehenden Korridor eingeschalteten Hilfsganges eine vollständige Absonderung der ganzen Gruppe im Gebäude erzielt werden kann.

Grundriß. Der ganze, nach 2 Richtungen hin symmetrisch angelegte Grundriß läßt sich einem Rechteck ein- schreiben, das zwischen den Ecken der Risaliten die Abmessungen von 138 m, bezw. 80,78 m hat. An den Langseiten tritt die Front in einer Länge von 109,55 m hinter die je 14,22 m breiten Eckrisalite um 10,96 m zurück; die der Zentralhalle vorgelegten Mittelbauten, die in ihrem Erdgeschoß die beiden Vorhallen bergen, treten an der Nordseite gegen die Elisenstraße in der Breite von 30,22 m um 6,98 m — an der Südseite Segen die Prielmayerstraße in einer Breite von 30,19 m um 3,50 m vor ie übrige Front. Dem Südmittelbau ist außerdem noch in der Breite des Repräsentationssaales eine ausgesprochene Gliederung verliehen, indem daselbst ein 19,54 m breiter Vorsprung von 1 m Ausladung mit einer um 6,38 m vortretenden Unterfahrt dem Mittelbau angegliedert ist. Auch die beiden Schmalseiten sind mit Mittelbauten versehen; so zeigt die Ostseite einen Saal von 24,34 m Breite und 1,57 m Ausladung, die außerdem noch mit einem ovalen, das dahinter befindliche Treppenhaus auch äußerlich kennzeichnenden Ausbau versehen ist. Die beiden Höfe sind ganz einfach geradlinig in ihrem Grundriß abgegrenzt ; nur an den, den bezüglichen Treppenanlagen zugekehrten Seiten zieht sich je ein Vorsprung von 0,60 m in der Breite von 14,20 m hin. Diese im allgemeinen sehr kräftige Umrißgliederung läßt demnach eine lebhaftere Relief Wirkung der sonst ruhig und ernst gehaltenen Fassade erzielen.

Aufbau. In Rustica ist nur das Erdgeschoß behandelt, während die über die 3 Obergeschosse ausgedehnten Pilaster- und Säulenordnungen nur an den Risaliten und den Mittelbauten sich zeigen, welch letztere in ihrem Hauptgesims über die übrigen Räume sich erheben. Den Abschluß der Kuppel bildet eine schlanke, um 16,40 m den Kuppelscheitel überragende Laterne. Die Mittelbauten drücken durch ihre reichere monumentale Ausgestaltung aus, daß sie Räume von größerer Wichtigkeit umfassen. Die Außenflächen der Hausteinarchitektur zeigen eine wechselnde, aber ruhige Behandlung. Die Arehitekturforinen sind die der Spätrenaissance. Für die Wahl dieses Stiles war die größere Freiheit der Ausdrucksmittel und die größere Beweglichkeit der Formen ausschlaggebend. Durch die Anwendung des großen Architekturmaßstabes wurde eine Frontgliederung erzielt derart, daß durch ein ringsum durchgehendes, sehr kräftiges Gurtgesims das Rustica-Erdgeschoß zum Sockel der darüber ruhenden und durch ein einziges System zusammengefaßten Obergeschosse gestempelt wurde, dis ihrerseits als Abschluß ein ringsum geführtes Hauptgesims von 1 m Ausladung besitzen. An den 4 Eckrisaliten ist die jonische Ordnung — in der Mitte 2 Halbsäulen, an den Ecken Pilaster mit schwacher Verjüngung — angebracht; dieselbe Ordnung ist auch am Westmittelbau; die übrigen Mittelbauten dagegen zeigen die korinthische Ordnung und zwar am kraftvollsten am Nordmittelbau mit seinen 6 Vollsäulen von 1,30 m Durchmesser, während die 2 andern Mittelbauten eine korinthische Pilasterordnung haben. Der Säulenordnung der architektonisch hervorgehobenen Bauteile entsprechen lisenenartige, vertiefte Streifen an den Flügel- und Rücklageseiten, die durch ihre Anordnung die 3 Obergeschosse zusammenfasseu. Diese architektonisch hervorgehobenen Bauteile sind durchgängig mit geradem Gesimse abgeschlossen und tragen darüber eine Attika, die auf den Risaliten über den Halbsäulen Figuren, über den Pilastern Obelisken mit dekorativ gehaltener Basis trägt, während sie auf den Mittelbauten Figuren und Wappenschmuck besitzen. Das Giebelfeld der Südfassade ist mit dem großen bayerischen Löwenwappen geziert. Die Kuppel-Laterne baut sich auf einer an den vier Ecken mittelst Voluten aus den Gurtrippen herauswachsenden Terrasse auf. Letztere besitzt ein reich verschlungenes, in Kupfer getriebenes Geländer, das sich an 4 auf den Ecken stehenden Postamenten mit kräftig modellierten, gleichfalls in Kupfer getriebenen Vasen anschmiegt. Die Laterne selbst zeigt 4 Bogenöffnungen mit freistehenden jonischen Säulen. Die Pfeiler sind ornamentiert. Ueber der Laterne sitzt ein auf zierlichen Schnecken aufgebautes Postament, das die vergoldete Kugel von 1,20 m Durchmesser trägt. Das dekorative Beiwerk, das zur großem Belebung der Außen- und Innenarchitektur verwendet wurde, zeigt mannigfache Pflanzen- und Tiermotive, Wappen, Kartuschen, allegorische und heraldische Motive — die bemerkenswertesten sind überm Haupteingang, die „Gerechtigkeit“ mit der Wage und das „Göttliche Sittengesetz“ mit den zehn Gebotetafeln —, Trophäen, Masken mit reich verschlungenem Ornamentwerk u. s. w. Im Innern ist namentlich die Zentralhalle mit monumental-dekorativen Werken ausgestattet. [Nach der Denkschrift von Friedr. von Thiersch „Das neue Justizgebäude in München“.]

Wikipedia

Beschreibung

Elisenstraße 1a/1b, Prielmayerstraße 7; Justizpalast, neubarocker viergeschossiger Monumentalbau mit zwei Innenhöfen, anspruchsvoller Gliederung und Glas-Eisen-Kuppel, von Friedrich von Thiersch, 1891/97; mit Prielmayerstraße 7.


Wikipedia: Justizpalast_(München)

Der Justizpalast ist ein neobarockes Gerichts- und Verwaltungsgebäude in München, das 1891–1897 von Friedrich von Thiersch errichtet wurde. Er liegt zwischen Elisen- und Prielmayerstraße im Stadtbezirk Maxvorstadt und ist Sitz des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz sowie von Teilen des Landgerichts München I.

Nachdem man über längere Zeit hinweg nach einem geeigneten Standort für den Neubau des Justizpalastes gesucht hatte, fand man im Jahr 1886 mit dem nach Clemens Franz de Paula von Bayern benannten Herzoggarten einen idealen Bauplatz in zentraler Lage zwischen Hauptbahnhof und Karlsplatz. Der Bauplatz grenzte im Norden an den Botanischen Garten mit dem im Jahr 1854 fertiggestellten Glaspalast von August von Voit. Im Hinblick auf die erwartete städtebauliche Entwicklung konzipierte man die Nordfassade als Hauptfassade.

Am 16. Februar 1887 wurde der Münchner Architekt Friedrich von Thiersch vom Prinzregenten Luitpold, der sich persönlich für von Thiersch als Garant für eine anspruchsvolle und künstlerisch hochwertige Ausführung eingesetzt hatte, mit dem Bau des Justizpalastes im Stil des Neobarock, dem repräsentativen Baustil der damaligen Zeit, beauftragt. Mit dem Aushub der Baugrube begann man im Frühjahr 1891, das Richtfest fand im Dezember 1894 auf dem Scheitel der Kuppel, die Einweihung des Gebäudes am 10. Mai 1897 durch den Prinzregenten Luitpold und den damaligen Justizminister Leopold von Leonrod statt.

Das Gebäude, welches 138 Meter lang und 80 Meter tief ist, hat mittig eine einschließlich der Laterne 66 Meter hohe gläserne Lichtkuppel. Mittelpunkt des Gebäudes, das um zwei Innenhöfe konzipiert wurde, ist die Zentralhalle in der Größe von 19 m × 29 m. Es wurde auf dem Grund errichtet, auf dem zuvor das in den 1750er und -60er Jahren erbaute Clemensschlössl stand, welches seit 1826 das Kadettencorps beherbergte. 1862/63 war hier ein Neubau der Ludwig-Maximilians-Universität einschließlich Georgianum geplant, da die 1840 bezogenen Gärtner-Bauten in der Ludwigstraße bereits zu klein geworden waren. Nach dem überraschenden Tod König Maximilians II. wurden diese Pläne jedoch nicht weiterverfolgt.

Die vier Fassaden des freistehenden Baus sind unterschiedlich ausgeprägt, haben jedoch mit dem Granitsockel als Unterbau und der Kolossalordnung von Pilastern beziehungsweise Säulen an den Mittel- und Eckrisaliten Gemeinsamkeiten im Aufbau. Die drei Obergeschosse sind durch Fensterumrahmungen und Giebel geschmückt, wobei das zweite Obergeschoss am meisten betont wird. An der Nordfassade springen der Ost- und der Westflügel als Eckrisalite und der Mittelbau vor. Sechs Säulen mit korinthischen Kapitellen gliedern hier das obere Geschoss. Die Längsfronten und Eckrisalite der Südfassade sind wie bei der Nordfassade gestaltet, der Mittelrisalit tritt jedoch weniger vor und ist durch Pilaster gegliedert. Im Erdgeschoss ist dem mittleren Eingangsportal ein offener Vorbau vorgelagert, der einst als Unterfahrt für Kutschen diente. Im ersten Geschoss dient der Vorbau als Balkon. Die drei mittleren Achsen des Risalits werden von einem Giebel mit dem bayerischen Wappen bekrönt. Auf dem Giebel steht die Figuren der Justitia, flankiert von Unschuld und Laster. Die Ostfassade ist durch den Mittelrisalit mit konvexem Vorbau und Obelisken an allen vier Eckpunkten stark ausgeprägt.

Da das Gebäude trotz seiner gewaltigen Ausmaße bald zu klein geworden war, erbaute Thiersch in den Jahren 1903 bis 1905 westlich neben dem Justizpalast in den Formen bayerischer Backsteingotik das sogenannte Neue Justizgebäude mit zwei Uhrtürmen, in dem sich heute der Bayerische Verfassungsgerichtshof und das Oberlandesgericht München befinden.

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Weitere Bilder
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