Münchner Architektur

ehem. Verkehrsministerium

Achtung

Bauwerk nicht mehr vorhanden
Name ehem. Verkehrsministerium
Architekt Hocheder Carl d. Ä.  
Stadtbezirk 3. Maxvorstadt
Stadtbezirksteil Marsfeld
Straße Arnulfstraße 9
Jahr Baubeginn 1911
Jahr Fertigstellung 1911
Baustil neubarock
Kategorie Öffentliche Gebäude / Verwaltung
Verwaltung
Baustil Historismus
neubarock
Unterkategorie Verwaltung  
Suchbegriffe Verkehrsministerium 

Plan

title=ehem. Verkehrsministerium - Arnulfstraße  - Hocheder Carl d. Ä.
ehem. Verkehrsministerium Arnulfstraße
Bildrechte: © Gerhard Willhalm, Ehemalige Königliches Verkehrsministerium, CC BY-NC 4.0

Beschreibung

Arnulfstraße 9/11/13; Teil des ehem. Verkehrsministeriums, jetzt zur Bundesbahndirektion gehörig; langgestreckter, leicht konkaver neubarocker Tuffsteinbau mit plastischer Gliederung, um 1911-16 von Carl Hocheder d.Ä.; siehe Hopfenstraße 10.

Quellen

Verkehrsministerium
Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)

Verkehrsministerium, Amulfstraße. Von C. Hocheder 1905—12 um 10 000 000 Mk. in den Formen des neuen Münchner Barocks auf dem ehemaligen Maffeianger errichtet. Da die bauliche Umgebung keine besonderen Reize aufweist, sollte der Neubau durch ästhetisch wirksame Aufteilung des Komplexes seine Schönheit in sich selbst gewinnen. Die Baumassen, die sich dicht in die benachbarten Gebäudekomplexe einfügen, wurden daher so geformt, daß an entsprechenden Stellen durch Zurückdrängen der Massen Plätze geschaffen wurden, die zur Betrachtung der architektonisch bevorzugten Teile in größerem Abstand förmlich ein- laden. An der Arnulfstraße steigert sich durch einen machtvollen Torbau über der Straße diese raumgebende Tendenz bis zur Schaffung eines geschlossenen Forums, dessen Kulminationspunkt die prachtvolle, hochüberragende, gewaltige Kuppel bildet. Der Kuppel- und Torbau mußte mit Rücksicht auf eine spätere Untergrundbahn besonders tief gegründet werden, und zwar geschah dies auf 213 hezw. 204 „Simplexbetonpfählen“, auf denen dann je eine Eisenbetonplatte von 80 cm Stärke aufgebracht wurde — ein Verfahren, das hier zum erstenmal in München angewendet wurde. Der gesamte Sockel und die 3 Hofportale bestehen aus Muschelkalk, die Läufe fast sämtlicher Treppen aus Granit. An den bevorzugten Bauteilen kam Haustein (Trachyttuff aus dem bayerischen Kies), an den 3 Portalen roter Numulithenkalk (aus St. Pankraz bei Laufen) zur Verwendung. Die nicht in Haustein ausgeführten Gebäudefronten sind in den Architektur- und Schmuckteilen fast durchgehends aus gestampften Beton hergestellt und in den Flächen rauh verputzt.

Kuppelbau. Ueber der innern Kuppelhaube befindet sich ein niedriger, für eine reponierte Registratur geeigneter Raum, dessen Decke mit Auslegern gebildet wird, die durch die Schwere des Kuppeldaches in Schwebe gehalten werden. Ueber ihnen stehen die auf beide Ringmauern gestützten 24 Eisenbetonstühle in Dreiecksform, die wieder unter sich durch einen mächtigen Eisenbetonring zusammengehalten werden. Auf diesem Ring nun, und zwar genau über den Stühlen, erheben sich die 24 Rippenträger, die außerdem unter sich noch zweimal durch Zwischenringe gefaßt sind, und schließlich am obersten massiven Schlußring endigen, der die Weltkugel (Planetarium) trägt. Die Kuppel mißt in ihrem äußern Durchmesser 32 m, ist also beinahe doppelt so breit wie die Kuppel der Theatinerkirche. Die Schöpfer des figürlichen Fassadenschmucks teilen sich wie folgt in ihre Arbeit: von Albertshof er stammen die beiden Atlanten an der Seidlstraße; von Bruska die beiden Figurenbekrönungen am Mittelbauportal; von K. von Lilien die beiden Figuren im Mittelgiebel an der Marsstraße, die beiden Giebelfiguren am Pavillon an der Seidelstraße, die 2 Pferde und der Postillon am Portal der Hopfenstraße und der Hermeskopf am Giebel an der Arnulfstraße; von Dasio die bei den Giebelfiguren an der Hopfenstraße, von L. Gamp die beiden Hermen an der Seidlstraße; von Drexler die rechtsseitige Figur der westlichen Einrundung an der Arnulfstraße, von Bayerer die rechtsseitige Figur der östlichen Einrundung; von Stehle die linksseitige Figur der westlichen Einrundung; von Schwesinger die linksseitige Figur der östlichen Einrundung; von Nida Rümelin die beiden Brunnenfiguren der östlichen Einrundung an der genannten Arnulfstraße; von Seidler die beiden Giebelfiguren an der Nordseite des Hofes I. und von Ludwig Mühlbauer die beiden Figuren der Freitreppe im selben Hof [BAJ 526; B. St.Ztg. 75/13].

Verkehrsministeriums
München und seine Bauten (1912)

Mit der Einsetzung eines eigenen Verkehrsministeriums in Bayern im Jahre 1903 wurde bald dem Gedanken näher getreten, für dessen Zwecke einen Monumentalbau auf dem noch verbleibenden Teile des Maffeiangers zu errichten. Die Zusammenlegung der Posträume mit denjenigen des Verkehrsministeriums auf einen und denselben Platz bedingte eine gegenseitige Rücksichtnahme beziehungsweise die Verschmelzung des Gesamtraumbedarfes in einen einheitlichen Gebäudekomplex. Im Mai 1903 arbeitete zunächst die K. Oberste Baubehörde ein Vorprojekt aus, welches als Grundlage für die beim Landtag zu beantragenden Baumittel diente. Zur Erlangung von Ideen für die Herstellung eines Gebäudes des Verkehrsministeriums und eines Zentralbriefpostamtes wurde ein Wettbewerb unter den Architekten bayerischer Staatsangehörigkeit eröffnet, dessen Ergebnis in den einschlägigen Fachblättern eingehend besprochen worden ist. Kurz nach dem Erlass des Wettbewerbs wurde mit dem k. Professor und Architekten C. Hocheder Vom K. Staatsministerium des Innern Vertrag abgeschlossen, wonach diesem die Herstellung der Baupläne und die Ausführung des Baues im Rahmen der vorgesehenen Mittel unter eigener Verantwortung übertragen worden ist. 

Während der für den genannten Wettbewerb angesetzten Frist arbeitete derselbe, vom K. Staatsministerium beauftragt, unabhängig vom Wettbewerb, aber nach dessen Programm und ebenso unabhängig vom ersten Vorprojekt der K. Obersten Baubehörde, Pläne aus, die von der neuen Idee ausgingen, durch Überbauung der Arnulfstraße den von den Gleisen unbenutzten Teil des Bahnkörpers mit in die Bebauung einzubeziehen. Dadurch wurde es ermöglicht, die Baumassen wesentlich lockerer zu fügen und hygienisch wie ästhetisch günstiger zu gestalten. 

Diese Pläne bildeten die Grundlage des Ausführungsprojektes, das am 4. März 1905 Allerhöchst zur Ausführung genehmigt wurde. Bald nach Inangriffnahme dieser Ausführungspläne wurde am 1. Januar 1905 der damalige Eisenbahnassessor und jetzige Direktionsrat Carl Straub als Bureauvorstand berufen und mit dem Fortschreiten der Projektierungsarbeiten und der Bauausführung das Büro nach Bedarf ergänzt. Von dem vielfach wechselnden technischen Bureaupersonal seien der Oberbahnverwalter Wolfgang Schlemmer, die Architekten Martin Mendler, Paul Wilhelm Jakob Lang, Aug. Schmid, Rob. Schmitt und Hans Niedermeyer sowie die Bauführer Architekt Schuster und Jngenieur Kirchbaum als diejenigen hervorgehoben, welche dauernd oder auf längere Zeitabschnitte dem Baubüro angehört haben. Der erste Spatenstich erfolgte am 5. Oktober 1905, die Vollendung wird voraussichtlich bis Ende des Jahres 1912 gesetzt werden dürfen. Die für den Gesamtbau zur Verfügung gestellten Mittel von M. 9900000 werden voraussichtlich ausreichen. Die bauliche Umgebung des Neubaus weist keine besonderen Beeinträchtigungen auf, deshalb sollte die Aufteilung des Komplexes feine Wirkung in sich selbst tragen. Die Baumassen wurden so geformt, dass sie sich einerseits dicht in die benachbarten Baumassen einfügen und mit diesen in eins zusammenwachsen, während an bevorzugten Stellen durch Zurückweichen der Massen Raum geschaffen wird, der zur Betrachtung der Hauptteile in größerem Abstand förmlich einladet. An der Arnulfstraße steigert sich, mit Hilfe eines Torbaues über die Straße, diese raumgebende Tendenz bis zur Schaffung eines geschlossenen Forums, dessen Kulmination eine mächtige Kuppel bildet. 

Die Gründung erfolgte am ganzen Bau bis Unterkante, Sockel in Beton. Der Kuppel- und Torbau mussten mit Rücksicht auf eine spätere Untergrundbahn sorgfältiger und tiefer begründet werden. So steht die Kuppel auf vier Quadranten mit je 213 Stück Simplexpfählen, auf welchen je eine Eisenbetonplatte von 80em Stärke aufgebracht wurde, der Torbau auf 304 Pfählen. Die Simplexbetonpfahlgründung erfolgte hier zum ersten Male in München. An den bevorzugten Bauteilen kam Haustein und zwar Trachyttuff aus dem bayerischen Ries zur Anwendung, während ein in St. Pankraz bei Laufen gebrochener roter Nummulithenkalk für drei Portale und einen Brunnen verwendet wurde. Aus Muschelkalk bestehen der gesamte Sockel und drei Hofportale, aus Granit die Läufe fast sämtlicher Treppen. Die nicht in Haustein ausgeführten Gebäudefronten sind in den Architektur- und Schmuckteilen fast durchgehend in Beton gestempft, in den Flächen rau verputzt. Für Decken sind drei Systeme, nämlich die Securadecke zwischen Eisenträgern, die Zöllner'sche Decke und die Zylinderstegdecke zur Anwendung gekommen. 

Über der inneren Kuppelhaube befindet sich ein niedriger, für eine repronierte Registratur geeigneter Raum, dessen Decke mit Auslegern gebildet wird, die durch die Schwere des Kuppeldaches in Schwebe gehalten werden. Über ihnen stehen die auf beide Ringmauern gestützten 24 Eisenbetonstühle in Dreiecksform, welche unter sich durch einen mächtigen Eisenbetonring zusammengehalten werden. Auf diesem Ring, genau über den Stühlen, erheben sich die 24 Rippenträger, die unter sich noch zweimal durch Zwischenringe gefasst sind und an dem obersten massiven Schlussring endigen, der das Planetarium trägt. Die mit Mönch und Nonnen eingedeckte Kuppel misst in ihrem äußeren Durchmesser 32 in, ist also beinahe doppelt so breit als die Kuppel der Theatinerkirche. Die Beheizung erfolgt zum Teil mittels Warmwasser, zum Teil mit Niederdruckdampf durch das Fernheizwerk München-Hauptbahnhof. Schöpfer des figürlichen Schmuckes am Äußeren waren die Professoren Albertshofer, Pruska, Dasio, Seidler und die Bildhauer K. v. Lilien, L. Gamp, Drexler, Bayerer, Stehle, Schwesinger, Nida-Rümelin und Ludwig Muhlbauer.