Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Name | Staatstheater am Gärtnerplatz |
Architekt | Reiffenstuel Franz Michael |
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Stadtbezirk | 2. Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt |
Stadtbezirksteil | Gärtnerplatz |
Straße | Gärtnerplatz 3 |
Jahr Baubeginn | 1865 |
Jahr Fertigstellung | 1865 |
Suchbegriffe | Staatstheater am Gärtnerplatz Gärtnerplatztheater |
Personen | Reiffenstuel Franz Michael |
Gärtnertheater, betitelt „Kgl. Hoftheater am Gärtnerplatz“ Gärtnerplatz 3. Aus der Erkenntnis, daß die außer dem großen Kgl. Hoftheater in München betriebenen kleinen privaten Volkstheater (beim „Faberbräu“ in der Sendlingerstraße. beim Weinwirt „zum goldenen Storchen“ Neuhauserstraße 3, beim „Radlwirt“ in der Au, das Sommertheater in der Buttermelcherstraße und das Schweigertheater in der Au — letzteres für Kasperl- und Ritterkomödien, (vgl. auch unter „Leihhaus“) nicht geeignet waren, höheren Ansprüchen zu genügen, erwuchs Mitte des 19. Jahrh. wieder das Verlangen nach einem großangelegten Volkstheater. Zur Durchführung des Gedankens bildete sich 1863 eine Aktiengesellschaft; und als König Ludwig II. bald nach seinem Regierungsantritt mit den Worten: „Meiner Hauptstadt darf der Besitz eines würdigen Volkstheaters nicht länger vorenthalten bleiben“, sich für diese Idee eingesetzt hatte, wurde 1864 von Baumeister Reifenstuel der Bau des Gärtnertheater begonnen (vollendet 1865). Im Jahre 1870 von der Kgl. Zivilliste gepachtet, wurde das Haus 1872 durch dieselbe angekauft, 1898 neuerdings an ein Konsortium vermietet, im gleichen Jahre von E. v. Seidl umgebaut und 1910 wiederum (von Helbig) umgestaltet. Der letzte durchgreifende Umbau erfolgte 1913 durch Hofbaurat Drollinger: im Zuschauerraum wurden neu die Bestuhlung und die Proszeniumslogen; die Hofloge wurde abgeteilt, und für den 1. und 2. Rang für den direkten Verkehr nach der Klenze- und Reichenbachstraße eigene Treppenhäuser errichtet, an Stelle der grünlichen Farbe der Logenwände ist ein sattes Rot getreten. Der akustischen Wirkung halber wurde das Orchester um 1,20 m tiefer gelegt und unter der Bühne ein freier Gang für die Musiker geschaffen. Neu ist das praktische feuersichere Proszenium, hergestellt nach den Angaben des Oberinspektors des Theaters Stöger. Für den Hof wurde ein eigener Königsalon vorgesehen. Für die Bühnenbeleuchtung wurde das Dreifarbensystem eingeführt; ein Hebelwerk mit 53 Hebeln ermöglicht alle Farbenstimmungen vom Tageslicht bis zur Nachtbeleuchtung [Rb; BAI 243].
Das Theater am Gärtnerplatz war ursprünglich ein Aktienunternehmen; da es als solches jedoch nicht reussirte, so wurde es von Sr. Majest dem regierenden König gekauft und steht nun auch unter der gemeinsamen Hoftheaterintendanz. In diesem Theater von mittelgrossen Verhältnissen werden vorzugsweise sog. Volksstücke — Schau- und Singspiele, Operetten, Possen und Zauberstücke etc. — gegeben. Die Entwürfe für das Gebäude sind von Reifenstuel und bieten nur in so fern ein Interesse, als der zu Gebote stehende Platz ein spitzwinklicher war.
Das Staatstheater am Gärtnerplatz, 1865 in der Münchner Isarvorstadt eröffnet, gehört zu den bedeutendsten kulturellen Einrichtungen Bayerns. Ursprünglich als „Actien-Volkstheater“ für die breite Bevölkerung geplant, wurde es von König Ludwig II. unterstützt und 1870 in den Besitz der Wittelsbacher überführt. Seit 1955 trägt es den Titel „Staatstheater“. Heute ist es eines von drei Bayerischen Staatstheatern und das zweite Opernhaus Münchens neben der Bayerischen Staatsoper.
Der Bau im klassizistischen Stil wurde von Franz Michael Reiffenstuel entworfen. Die Giebelfigur Thalia, Muse des Theaters, ziert die Fassade, die sich durch ihre klare, bürgernahe Architektur auszeichnet. Von Beginn an standen Operetten im Fokus, darunter Uraufführungen wie Carl Zellers Die Fornarina und später auch Musicals wie Kiss Me, Kate. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Theater beschädigt, aber bereits 1948 wiedereröffnet. Es erlebte mehrere Umbauten, darunter die Erneuerung der Fassade (1980) und der Bühnentechnik (1999).
Von 2012 bis 2017 wurde das Theater umfassend generalsaniert. Währenddessen spielte das Ensemble in verschiedenen Münchner Interims-Spielstätten. Heute präsentiert es ein vielfältiges Programm aus Oper, Operette, Musical und Tanz und ist ein Zentrum für künstlerische Vielfalt. Unter der Leitung von Josef E. Köpplinger als Intendant und Rubén Dubrovsky als Chefdirigent verbindet das Haus Tradition mit zeitgenössischer Theaterkunst. Der denkmalgeschützte Bau ist ein Symbol für Münchens reiches kulturelles Erbe und ein lebendiger Ort für Musik- und Theaterliebhaber.