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München in guter alter Zeit

Fünfzehntes Kapitel - Theater und Musik

den Künstler so hoch, daß er im Jahre 1565 dessen in seinem Auftrage componierte sieben Bußpsalmen von seinem Hofmaler Hans Muelich mit dem Text entsprechenden Abbildungen versehen ließ. Gleiche Ehre erwies er den Motetten des Cyprian de Rore. Im Jahre 1569 war dieses Werk und jenes der Bußpsalmen von Muelich noch nicht ganz vollendet und doch beliefen sich die Kosten schon fast auf 10,000 Scudi (Reichsthaler oder 81,432 M 58).

Orlando di Lasso starb, vom Kaiser Maximilian II. in den Adelsstand erhoben, im Jahre 1594 und wurde in der alten Franziskanerkirche begraben. Sein Haus am Platzl ging kurz darauf iun den Besitz des nicht minder berühmten Hofmalers Peter Candid über.

Außer Orlando di Lasso aber lebten am Hofe Albrechts noch die hochgeschätzten Musiker Cirian de Rore, Iva de Vento, Giovanni a Fossa, Massimo Trojano, Simone Gatti, Francesco Venerola u. A.

Albrechts V. Sohn, der fromme Wilhelm V., blieb in der Pfelge der Tonkunst, namentlich der kirchlichen, nicht hinter seinem Vater zurück und hielt insbesondere viel auf die welschen Sänger, wie er auch die ersten Castraten in seine Hofkapelle aufnahm.

Der große Kurfürst Maximilian I. stellte an die Spitze seiner Hofkapelle, welche zumeist aus Italienern, darunter vielen Castraten bestand, den Kapellmeister Giovanni Porro aus Wien mit dem für jene Zeit ansehnlichen Jahresgehalt von 1400 fl (2400 M), um 600 fl. mehr als Orlando di Lasso bezogen, und gab den italienischen Sängern im sogenannten Gesandtenhaus (an der Theatinerstraße Nr. 16, jetzt dem Freiherrn von Eichthal gehörig) freie Wohnung, Beheizung und Beleuchtung, bei Hof freie Tafel und täglich 2 Maß Wein aus dem Hofkeller und monatlich 25 bis 30 Thaler (75 bis 90 M) Honorar.

Mit dem Kurfürsten Ferdinand Maria's Gemahlin Adelheid von Savoyen Einzug in München mehrte sich die Zahl der elschen Sänger und Musiker noch um Namhaftes; denn sie war nicht blos eine warme Verehrerin der Musik, sondern selber tüchtig darin gebildet. Es heißt, sie habe trefflich gesungen und Laute und Harfe meisterlich gespielt.

Nach der Weise ihrer Heimat liebte sie namentlich musikalisch-dramatische Darstellungen und führte in München die italienische ein. Es war am 12. Februar 1654, als auf einem im Herkulessaale der kurfürstlichen Residenz errichteten Theater das erste drama per musica, wie man es damals nannte, »La ninfa ritrosa« (Die spröde Nymphe) zur Aufführung gelangte. Dem Einfluße der Kurfürstin verdankte München auch1658 den Bau des Opernhauses am Frauenfreithof.

Zwanzig Jahre nachher wurde die erste deutsche Oper „Drontes“ daselbst gegeben. Der Text war ursprünglich italienisch gewesen und die Musik von dem Kapellmeister Johann Kaspar Kerl, wahrscheinlich zu Geimersheim bei Ingolstadt geboren und in Wien gebildet, der Porro nach dessen Tode im Amt nachgefolgt war.

Nachfolgende Stelle aus dem deutschen Text gibt eine Vorstellung von damalien deutschen Operntexten.

„Ich möchte mich zu To— To— Tode lachen,
Wenn ich dich hier und da beschau;
Ey seht nur doch die schö— schö— schöne Sachen,
​Pfuy scheer dich we— we— weg du Sau!
Du räuchst nach Bisam wie die A— a— a—apotheken,
Da man den Dre— re— re— re— reck pflegt hinzustecken.“

In den Jahren 1654 bis 1679 waren bei den Münchener Oper an fünfzig italienische Sänger und Sängerinnen in ständigen und fast ebensoviel in unständigen Diensten beschäftigt, zur Zeit der Abwesenheit des Kurfürsten in Brüssel aber, wohin er 1692 gegangen, trat in München tiefste Bühnenruhe ein, während welcher die Theatergarderobe bei der Fronleichnamprozession und bei ähnlichen Anlässen Verwendung fand, „weil doch Alles zur Ehre Gottes angewendet wird.“

Der spanische Erbfolgekrieg brachte auch über die italienische Oper in München schweres Unheil. Die österreichische Administration ließ am 21. Mai 1708 dem Kapellmeister Giuseppe

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