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München und seine Bauten

Geologische und geographische Verhältnisse von München

a) Geologische Verhältnisse von München

lager, die, z. B. bei Bogenhausen, als Ziegelgut eine allgemeine Verwendung gefunden haben. Die schon erwähnten, bei Kirchseeon, Bayerbrunn usw. auftretenden Hügel bestehen ebenfalls aus Schottermassen, in denen aber größere und kleinere Gerölle durcheinanderliegen und die als un- mittelbare Ablagerungen, Endmoränen usw. der Gletscher angesehen werden. Bei dem schnelleren oder langsameren Zurückweichen der Gletscher müssen verschiedene Endmoränen gebildet worden sein und sich diese auf eine größere Fläche verteilt haben. Sie geben der Landschaft einen ganz bestimmten Charakter: Moränenlandschaft, die häufig ausgezeichnet ist durch das Auftreten von Seen und Mooren. Die Frage, ob wir es mit einer oder mehreren Eiszeiten zu tun haben, kann hier nicht weiter erörtert werden.

Alle diese Schottermassen sind mehr oder weniger wasserundurchlässig und da sie vorherrschend aus alpinen Kalkgeröllen bestehen, müssen die auf dem Flinz austretenden Wässer kalkhaltig sein. Im Mangfalltal sind die aus den kalkhaltigen Quellen abgesetzten Kalktuffe derartig mächtig, daß sie in Steinbrüchen gewonnen und zu Bauzwecken (z. B. beim neuen Münchener Rathaus) verwertet werden. Diese Kalktuffablagerungen haben auch aufmerksam gemacht auf den Wasserreichtum, der im Mangfalltal oberhalb des Flinzes vorhanden ist und das Nutzwasser für die Stadt München in den im Laufe der letzten Jahrzehnte entstandenen großartigen Anlagen liefert.

Entsprechend seiner geologischen Entstehung ist die Flinzdecke keineswegs durchaus eben, sondern ist vielfach mit größeren und kleineren, mehr oder weniger zusammenhängenden Furchungen durchzogen, die Veranlassung zu Grundwasserseen und Grundwasserflüssen geben. Da das Grundwasser der Stadt München vor der Anlage der neuen Wasserversorgung als Trinkwasser benützt wurde, in dieses Grundwasser aber auch die Verunreinigungen der Versitzgruben gelangen konnten, so erklärt sich hieraus von selbst, warum in früherer Zeit München als „Typhusstadt" bekannt und gefürchtet war. Dank der richtigen Erkenntnis und Ausnutzung der geologischen Verhältnisse, dank der geradezu mustergültigen Wasserversorgungsanlagen mit einem in jeder Beziehung einwandfreien Quellwasser ist München heute eine der gesündesten Städte Deutschlands. Die früher erwähnte Moränenlandschaft verbindet sich im Süden mit der Tertiärlandschaft, die vorwiegend aus oberoligozänen Schichten besteht, die die Pechkohlenflötze von Miesbach, Hausham, Penzberg, Peißenberg usw., umschließen. Die waldbedeckten ersten hohen, den schroffen vielgestaltigen Kalkalpen vorgelagerten Bergzüge gehören zum Flysch. Diese Verschiedenheit und Eigenart des Landschaftbildes, wie es sich südlich von München bis in die Alpen hinein zu erkennen gibt, lassen sich sehr schön von dem städtischen Aussichtsturm des Taubenberges beobachten.

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