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Bautechnischer Führer durch München 1876

I. Epoche des Mittelalters

Kloster Tegernsee, als auf Sch ftlarn hinweisen, denn unter den jenem Kloster durch Arnulpli entrissenen Gütern k mmt „Munihha“, um 1035 zuerst genannt, in einer Urkunde von ca. 1157 ausdrücklich vor*). Indess beweist der Name keineswegs das Vorhandensein eines kleineren Klosters oder Hospitiums, von welchem sich gar keine Reminiscenzen erhalten haben, w hrend es wohl denkbar erscheint, dass einzelne M nche wohl auch einzelne Kapellen gründeten, welche die Vorl ufer der ltesten Pfarreien Münchens bildeten. Da aber diese exponirten M nche sowohl mit Sch ftlarn als mit Tegernsee, an welches letztere München 1114 Zehnten entrichtet, in Zusammenhang blieben, wird es auch nicht n thig sein, diese M nche sich als v llig uncivilisirte Waldkinder zu denken, welche in hochascctiseher Eremitenart ohne alle Laienumgebung etwa von Wurzeln und Kr utern lebten, in H hlen wohnten oder Blockh user als Kapellen und Klausen hatten. Denn Tegernsee ist bekanntlich einer der hervorragendsten Ursitze mittelalterlicher Cultur und Sch ftlarn war wenigstens seit 1140 schon sehr civilisirt und im Besitz einer Bibliothek, voll der wir sogar einen im zw lften Jahrhundert erworbenen Schatz urkundlich kennen. Gleichwohl war es weniger diese fromme Ansiedlung, welche des Landesherrn Heinrich des L wen Aufmerksamkeit auf die Stelle lenkte, als vielmehr die Ortschaft Haidhusir mit ihrer an die Salzstrasse führenden Zweigstrasse und die — wenn mau nicht vor elementaren Zerst rungen zuriickschreckto — vorhandene Leichtigkeit, den'hier durch eine Insel in zwei Hauptarme getheilten Fluss zu überbrücken, über welchen ohne Zweifel schon vorher ein den genannten Ort mit Sendling und Schwabing verbindender Steg angelegt gewesen war. Denn es geh rte zu den ersten Rogierungs- handlungen des ebenso einsichtigen als thatkr ftigen Fürsten, welcher im Herbst 1156 mit dem Herzogthum belehnt worden war, den Zollzwang, welchen Bischof Otto in F hring eingeführt hatte, zu brechen oder vielmehr denselben für sich in Anspruch zu nehmen. Zu Anfang 1157 überfiel der Herzog F hring, zerst rte Schloss, Münz- und Zollst tte wie Brücken und leitete den Salztransport nach Haidhausen und über die dort vor Allem tauglich hergestellten Brücken. Dass der Kaiser Friedrich Barbarossa am 14. Juni 1158 die Gewalt- that Heinrich des L wen sanctionirte, sicherte indess die vollzogene Ver nderung nur theilweise. Weit mehr Wirkung hatte der schleunig hergestellte Befestigungsschutz der neuen Anlage, obwohl auch durch diese die Repressalien nicht verhindert werden konnten, welche die


*) Das lateinische „Honaci“ (M nche) lautet in altdeutscher Sprache „mu- nicha“, wozu der Dativ „Munichen“, den M nchen (geh rig). Die von dem Gründer geschaffene Bezeichnung (von 1158) war Forum Munichen oder Forum ad Monachos.

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