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Bautechnischer Führer durch München 1876

Die Bauten Münchens.

III. Gebäude für Kunstsammlungen und Ausstellungen.

der hohen Achtung zu erwecken, welche die Erbauer dieses Gebäudes den Meisterwerken des Alterthums gezollt haben.

In Bezug auf die einzelnen Innenräume mögen noch einige kurze Angaben beigefügt werden. Dem Vestibül (Fig. 29.2| gegenüber ist durch einen Anbau in den Hof nachträglich ein Raum für assyrische Alterthümer hergestellt worden (nach Entwürfen von Klenze von Hofbaudirektor Dollmann. Plan 16). Aegyptischer Saal (3). Die Wände sind mit Stuckmarmor von gesättigt gelbem Tone bekleidet, während die cassettirte Decke nach altgriechischem Typus der ältesten Vasengemälde verziert erscheint. Das Relief über der Eingangsthüre ist von Schwanthaler, die Modelle zu den Ornamenten sind von Hautmann. Incunablen-Saal  (4). Die Bedingung des Bauprogrammes, am Aeusseren der Hauptfronten keine Fenster anzubringen, zwang hier zu dem im Allgemeinen für die Beleuchtung von Bildwerken nachtheiligen Oberlicht. Durch die Art der Anordnung wurden diese Nachtheile möglichst zu vermindern getrachtet.— Die Wände des Saales sind mit Stuckmarmor bekleidet, der den Ton des Rosso antico nachahmt. Aegineten-Saal (5). Der Stuckmarmor der Wände ahmt den Verde antico nach. Die Ornamentirung der Decke ist von Schwanthaler (Figuren). Mayer (Greife) und Hautmann (Ornamente). Apollo-Saal (6). Die Wände sind mit lakonischem Marmor in Stucco lustro nach- gealmit, bekleidet. An der Decke die Wappen von Athen. Oorinth. Sikvon und Argos von Krampf modellirt. Bacchus-Saal (7|. Die Wände sind wie im Apollo-Saal; die bacchischen Embleme an der Decke — Panther, Vasen, Pateren, Wein und Epheu sind von Leins modellirt. Niobiden-Saal (8). Die Wände zeigen eine Imitation von hochgelbom Veroneser Marmor in stucco lustro. Die Ornamente der Decke sind von Schwanthaler. Nun folgen die Festsäle und die Zwischenhalle (9, 10. 11). von der Rückseite des Baues zugänglich und ursprünglich dazu bestimmt, fürstliche Besucher zu empfangen. Die Anordnung des gesummten malerischen Theiles der Dekoration ist von Cornelius, dessen Glyptothek-Schöpfungen stets zu den höchsten Leistungen in der monumentalen Malerei werden gezählt werden. Daran reiht sich der sog. Heroen-Saal (12) dessen Fussboden von fränkischem Marmor ist. während die Wände mit bläulich grauem Stuckmarmor belegt sind und das Gewölbe mit Rosetten auf weissem oder blauem Grund dekorirt ist. — Hierauf folgt der Römer-Saal; bei einer Länge von 39 M. und einer Breite von 12 M. der grösste und am reichsten ausgestattete Raum des ganzen Baues; die Wände sind mit violettem Stuckmarmor überzogen, die Stirnmauern der 3 Kuppelgewölbe aber mit Genien verziert, welche die Medaillons römischer Feldherrn, Consuln und Imperatoren bekränzen; während sich in den Scheiteln der Kuppeln figürliche Reliefs von Schwanthaler und Stiglmayer, römische Adler und andere Embleme im Styl der Hadrian’schen

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