Straße Professor-Huber-Platz
Signatur DE-1992-STRA-35
Archivalie Übersichten über Straßenbenennungen
Dokument Straßenbenennung.
  Beschluß der Vollversammlung des Stadtrates.
DE-1992-STRA-35

Wiederaufbaureferat
Referat 12/E 3.

München, den 5. Februar 1946

Gegenstand:
Straßenbenennung

 

Beschluß der Vollversammlung des Stadtrates.

 

I. Vortrag des Sachreferenten.

Es liegen Wünsche und Anträge auf Straßenbenennungen vor, denen in nachbenannten Fällen durch meine heutigen Vorschläge entsprochen werden soll:

1.) Ehrung Dr. Scheidt.

Major Linick, Gesundheitsoffizier der Militärregierung fordert eine Ehrung des Dr. Scheidt durch Benennung einer Straße.

Dr. Scheidt war Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik in München und hat die Ausweichabteilung in Tegernsee geführt. Beim Einmarsch der amerikanischen Truppen dort erhielt er von seiner Vorgesetzten Stelle den Befehl, das von ihm geführte Lazarett zur Sicherung der Betreuung der Verwundeten den Amerikanern zu übergeben. Er verließ zur Ausführung des Befehls das Lazarett, wurde von einem-SS-Posten um die Absichten seines Weggehens befragt, konnte nach Angabe seines Auftrages den Posten, auoh passieren, wurde aber dann hinterrücke erschossen.

Anstelle einer Ehrung in Form einer Gedächtnistafel in der Psychiatrischen Klinik wünscht Herr Major Linick die Benennung einer Straße, in Schwabing; es wirdi daher von mir die Umbenennung des Schenkendorfpl. in der Nähe des derzeitigen Ausweichkrankenhauses an der Dietlindenstraße in Dr.-Scheidt-Platz in Vorschlag gebracht.

Ich darf in diesem Zusammenhang bemerken, daß bei der Umbenennung von Straßen und Plätzen stets eine Reihe von Gesichtspunkten zu beachten ist, den einen oder anderen hievon kann, dabei meist nicht in der gewünschten Weise entsprochen werden. (Im vorliegenden Falle sollte z.B. in einer Andeutung des Zusamenhanges zwischen der Straßenbenennung und der Ehrung ein Platz oder eine Straße, möglichst in der Nähe eines Krankenhauses in Schwabing gewählt werden. Als solcher hätte etwa der Germaniaplatz angesprochen werden können. Nun soll man aber auch typtz des oder wegen des verlorenen Krieges nicht gerade den Germaniaplatz umbenennei wollen.) Anderseits bringt jede Straßenumbenennung eine Vermltungsmehrarbeit mit sich, der kein wirtschaftlicher Nutzen gegenübersteht. lch hielt es daher am besten vertretbar den bisherigen Schenkendorfplatz zu wählen, umsomehr, als der seinerzeitigen Ehrung des Dichters Max von Schenkendorf insoferne kein Abbruch geschieht, als die Schenkendorfstraße ihren Namen behalten soll.

Abgesehen von den heutigen wichtigen und bedeutsamen Straßenumbenennungen werde ich einem Ersuchen des Herrn Stadtrat Amberger als Vorstand des Gewerbe-/ Einwohner- und Wahlamtes entsprechend weitere Straßenumbenennungsanträge bis Anfang April zurückzustellen. Es ist dies erforderlich, um die schwierigen und umfangreichen Verwaltungaarbeiten, für die kommenden Gemeindewahlen in München nicht zu beeinträchtigen.

Bei den heutigen Straßenumbenennungen wurde bereits diesen Wünschen des Wahlamtes weitgehend Rechnung getragen, die Umbenennung wird nur bei etwa 5 oder 6 Anwesen eine Änderung der erteilten Hausnummern erforderlich machen.

 

2.) Ehrung der Geschwister Scholl, Professor Huber und Alex Schmorell.

In der Presse und in verschiedenen Zuschriften wurde gewünscht, die im Kampf gegen den Nationalaozialisinus vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilten und hingeriohteten

a) Geschwister Scholl, stud. med.
b) Professor hr. Curt Theodor Huber,
c) Alex Schmoren,- stud. med.

durch Benennung einer Straße oder eines Platzes zu ehren.

Die Vorgänge sind noch in so naher Erinnerung, daß es keiner Erörterung bedarf, inwiefern die Ehrung berechtigt und veranlaßt ist.

Es ist naheliegend, den jugendlichen Mut und die Opferbereitschaft der studierenden Geschwister Scholl mit der Universität in Zusammenhang zu bringen. Die platzartige Erweiterung der Ludwigstraße vor der Universität und vor dem Priesterseminar hat eine besondere Benennung bisher nicht erhalten Es ist nur für die Universität selbst die Haus-Nr. Ludwiggtraße 17 erteilt. Wenn man den Platz vor der Universität als Geschwister Scholl Platz benennt, wie ich es vorschlagen möchte, wird also die Universität ihre Anschrift dementsprechend umwandeln müssen. Für den gegenüberliegenden Platz vor dem Priesterseminar möchte ich die Bezeichnung Professor-Huber Platz empfehlen. Auch hier würden nur zwei Hausnummerumwandlungen erforderlich.

Der Student Alex Schmoreil wohnte im 18. Stadtbezirk. Auch hier möchte ich zur Vermeidung größerer Verwaltungsarbeiten die Umbenennung eines Platzes der Umbenennung einer Straße vorziehen. In Betracht käme der Harthauserplatz, so benannt nach der alten Bezeichnung Harthausen füdie. Mentersohwaige. Der alte Flurname bleibt aber in der Harthauserstraße erhalten.

Im übrigen scheinen mir auch die ungezählten und ungenannten Opfer der einheimischen Bevölkerung, die im Kampf gegen das Dritte-Reichihe Leben einbüßten, einer dauernden Ehrung durch Benennung einer Straße oder eines Platzes würdig und verdient.

Hiefür selbst ist aus den gleichen verwaltungstechnischen Gründen die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Aussicht genommen. Auch hier wird der einmal gewollten Ehrung des ehemaligen Reichspräsidenten kein Abbruch getan, weil die allen Münchnern wohlbekannte und künftig repräsentative Hindenburg- ; Straße ihren Namen behalten soll.

Die Umbenennungen bedürfen noch der Zustimmung der Militärregierung.

 

II. Vorschlag des Ref ereilten:

Zu 1.) Der Schenkendorfplatz wird in-Dr. Scheid-Platz

Zu 2a) Der Platz vor der Universität München, Ludwigstraße (bisher ungenannt) wird als Geschwister-Scholl-Platz

Zu 2b) Der Platz vor dem Priesterseminar, gegenüber der Universität ( bisher unbenannt) wird als Professor-Huber-Platz

Zu 2 c) Der Harthauserplatz im 18. Stadtbezirk, nächst der Wohnung des Alex Schmorell wird als Schmorellplatz

umbenannt.

Für die ungenannten Opfer des Kampfes der einheimischen Bevölkerung gegen die nationalsozialistische Führung des Dritten Reiches wird der Hindenburgplatz in Platz der Freihelt umbenannt.

III. Entscheidung, des Oberbürgermeisters;

Nach Antrag

IV. Der Korreferent, Herr Stadtrat Schwarzer und die übrigen gutachtlich zu hörenden Stellen sind mit vorstehenden Anträgen einverstanden.

V. Zum Referat 12

 

Der Oberbürgermeister:
Dr. Scharnagl)

 

Der Sachreferent
(Preis)
Berufsm.