Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Nagler - Acht Tage in München (167) |
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Jahr | 1863 |
Straße | Hofgartenstraße |
Der k. Saalbau. 1832 nach dem Plane des Leo oder der nördliche Residenzflügel, wurde v. Klenze begonnen, und am 12. Oktober 1842 eröffnet. Die Mitte der 800' langen Frome bildet ein dreifaches Portal im Style der spätitalienischen Re- und auf Attika stehen kolossalen Figuren der ehemaligen acht Kreise Bayerns von L. v. Schwanthaler in Marmor aus- ia enthalten Darstellungen aus der geführt, bayerischen Geschichte.
Am Ostende des Baues ist ein alter runder Thurm eingeschlossen, in welchem Herzog Christoph der Starke gefangen saß. Der Thurm wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut, gleichzeitig mit der Veste des Herzogs Albert IV.
Erdgeschoß. Es enthält sechs Säle mit großen Wandgemälden aus der Odyssee, theils nach Skizzen L. v. Schwanthaler's von Hiltensperger enkaustisch ausgeführt. Die nicht malerisch geordneten Zeichnungen des genannten Bildhauers bedurften jedoch in vielen Dingen einer Umbildung zur Erzielung des malerischen Effektes, und in den beiden letzten Sälen tritt Hiltensperger selbstständig auf. Die Gemälde bilden eine fortlaufende Reihe von Bildern, an deren Spitze im ersten Saale Homeros mit der Lyra in Begleitung der Calliope vorgestellt ist, mud sofort werden die Homerischen Gesänge illustrirt.
I. Saal. 1. Beschluß der Götterversammlung, den Odysseus von der Insel Ortygia in die Heimath zu führen. 2. Telemachos vor den Freiern der Penelope. 3. Penelope beim Trennen des Gewebes belauscht. 4. Telemachos besteigt mit Mentor das Schiff. 5. Telemach bei Nestor. 6. Teleniach bei Menelaos und Helena. 7. Die Hochzeit der Tochter der Helena. 8. Traum der Penelope vom Verrath der Freier an Telemachos.
II. Saal. 1. Merkur bringt der Kalypso die Botschaft, laß Odysseus die Insel verlassen müsse. 2. Die Abfahrt desselben. 3. Nausikaa bei der Wäsche. 4. Odysseus nach dem Schiffbruche vor Nausikaa. 3. Odysseus vor dem Palaste des Alkinoos. 6. Das Gastmahl im Palaste. 7. Odysseus als Diskuswerfer. 8. Deuodokos besingt den Fall Troja's.
III. Saal. 1. Odysseus erzählt dem Könige der Phäeken seine Abenteuer. 2. Die Flucht desselben vor den Lästrigoren. 3. Odysseus in Liebe entbrannt zur Cjrce. 4. Odysseus vor den Schatten in der Unterwelt. 8. Odysseus vor den Syrenen der Scylla. 8. Das Schlachten der Rinder des Phöbus auf Tnnakria. Ueber der Thüre gibt Aeolus dem Odysseus den Schlauch mit den Weiden.
IV. Saal. I. Odysseus schaut Ithaka. In der Ecke Telemachos. 2. Odysseus beim göttlichen Schweinhirten. In dec Ecke Penelope. 3. Theoklymenos deutet dem Odysseus den Flug der Vögel. 4. Telemachos gibt sich zu erkennen. 8. Seine Ermordung wird beschlossen.
V. Saal. Odysseus wird von dem Geißhirten Timantes beleidigt. 2. Odssens überwindet in Gegenwart der Freier den Jros. 3. Die Freier bringen der Penelope Geschenke. 4. Odysseus wird von der Schaffnerin Erykleia beim Fußbad erkannt. 8. Die Frauen schmücken sich zum Hochzeitsfeste, Theoklymenos verläßt den Saal. Ueber der Thüre ist Odysseus vorgestellt, wie ihn sein auf dem Misthaufen sterbender Hund noch erkennt.
VI. Uber der Thüre erscheint Penelope, wie sie, den Bogen über die Kniee gelegt, ihr Schicksal beweint. 1. Odysseus als Bettler im Saale der Freier, wie er den Bogen spannt. 2. Odysseus wie er im Saale die Freier erschießt. 3. Odysseus nach Erlegung der Freier, wie er den Saal räuchert, und vom Blute reinigen laßt. 4. Dessen Wiedervereinigung mit Penelope im Glanze seiner früheren Gestalt. Der Sänger greift in die Lyra und die Frauen schicken sich zum Tanze an. Ueber der Thüre der Herold und der Sänger um ihr Leben bittend. An der nördlichen Wand ist Hermes, wie er die Seelen der Erschlagenen in die Unterwelt führt, und Odysseus, wie er in das Landhaus des Laertes kommt. Ueber der zweiten Thüre sieht man das Ruhebett aus Oelbaumholz als Wahrzeichen der Erkennung. Die Malereien dieses Saales wurden 1861 vollendet.
Das obere Stockwerk.
Der Aufgang ist am Ostende, wo eine breite Doppelstiege nach den Vorzimmern führt, durch welche man in die Festsäle gelangt. Baalsaal. Mit Gruppen von Tänzern in Relief von L. von Schwanthaler.
Säle der Schönheiten. Mit Bildniffen junger Damen aus allen Ständen, von I. Stieler gemalt.
Bankettsaal. Mit 14 Schlachtbildern in Oel von Peter Heß, Wilh. von Kobell, A. Adam, General von Heideck und D. Monten. Kehren wir in den Baalsaal zurück, so führt uns die Thüre gegenüber in die drei großen Säle, wie folgt:
Saal Carl des Großen. Im oberen Friese sind zwölf Bilder mit Begebenheiten aus dem Leben dieses Kaisers, von A. Strähuber, Palme, Gießmann, G. Jäger gemalt. Die Anlage geht von Julius v. Schnorr aus, die genannten Künstler haben aber an den kleineren Bildern auch selbstständigen Antheil. Die Composition und Cartons zu den großen Gemälden sind von Schnorr, aber von den Künstlern in Parenthese in Farben ausgeführt, 1. Die Salbung Carls zum König der Franken durch Papst Stephan II. (Palme). 2. Der Einzug in Pavia nach der Besiegung des Langobarden Königs Desiderius. 3. Carl's Sieg über die Sachsen bei Fritzlar. (Gießmann). 4. Die Taufe der Sachsen. (Gießmann). 8. Die Synode zu Frankfurt a. M. (Jäger und Palme). 6. Die Krönung in Rom durch Papst Leo. (Jäger). Auch die kleineren Bilder beziehen sich auf Carl den Großen.
Saal des Barbarossa. Er enthält sechs große und vier kleinere Gemälde, alle in Composition und Cartons von I. von Schnorr. Die Ausführung in Farben ist von anderen Künstlern. 1. Friedrich der Hohenstaufe wird in Frankfurt zum deutschen Kaiser ausgerufen. 1182. (Gemalt von Schnorr und Jäger). 2. Sein Einzug in das erorberte Mailand 1162. (Jäger). 3. Die Zusammenkunft mit Papst Alexander III. in Venedig 1183. (Jäger). 4. Das große Volksfest in Mainz, bei welchem Friedrich als Schutzherr der Gedicht- und Gesangskunst erscheint 1188. (Gießmann). 8. Die Schlacht bei Jkonium. (Gießmann). 6. Sein Tod im Fluße bei Seleucia 1190. (Jäger). An der Fensterwand stellt: das eine Bild die Reichsachterklärung Heinrich des Löwen, das andere die Belehnung Otto's von Wittelsbach vor. In den Fenslerecken sind die allegorischen Figuren des Imperium und der JScclesia, der Kampf um die oberste Gewalt. Die Gemälde über 170 Residenz-Theater. Rindermarkt — Ruhmeshalle mit der Bavaria. 171 den Thüren sind von Schnorr ausgeführt: 1. Friedrich nimmt bei der Eroberung von Crema einen verwundeten Italiener auf. 2. Der Friede zu Coustanz. 3. Friedrich begrüßt nach der Schlacht von Jkonium seinen Sohn. — Der Fries mit Reliefs von Schwanthaler stellt den Kreuzzug des Kaisers Friedrich vor.
Saal des Rudolph von Habsburg. Mit vier Wandgemälden, und einem Fries nach den Compositionen des M. v o n Schwind. Letzterer schildert in einem Zuge von Kindern die Folgen des durch Rudolph geordneten öffentlichen Lebens, den Triumph der Künste, Wissenschaften und Gewerke. Die Wandgemälde sind in Composition und Cartons von Schnorr, und die beiden ersten auch von ihm gemalt. 1. Rudolph überläßt einem Geistlichen mit dem Sakrament das Pferd, nm über den Fluß zu setzen. 2. Rudolph erfährt im Lager zu Basel seine Wahl zum Kaiser 1273. 3. Rudolphs Schlacht gegen Ottokar v. Böhmen 1278 (Jäger). 4. Rudolph setzt den Landfrieden ein, verurtheilt die Raubritter rc. (Gießmann).
Der Thronsaal, in einer Länge von 112' und einer Breite von 77', mit von je zehn korinthischen Säulen getragenen Galerien» enthält als Kuustschmuck zwölf colossale vergoldete Erzstatuen von Fürsten aus dem Hause Wittelsbach, nach den Mo- dellen L. v. Schwanthalers, von I. Stiglmayer gegossen. Jede dieser Statuen wiegt 3V Centner und ist mit 300 Dukaten ver- goldet. Sie sind zwischen den Säulen in gtueeo lustro vom Eingänge links an in folgender Ordnung aufgestellt: 1. Otto der Erlauchte (ch 1233). 2. Ludwig der Bayer, Kaiser (st 1347). 3. Ruprecht von der Pfalz, Kaiser (ch 1410). 4. Friedrich der Siegreiche von der Pfalz (ch 1476). 3. Ludwig der Reiche (ch 1479). 6. Albert IV. der Weise (ch 1308). 7. Friedrich II. der Weise, von der Pfalz (1-1536). 8. Albert V. der Großmüthige (ch 1579). 9. Maximilian I. Churfürst (ch 1651). 10. Karl XI. König von Schweden (ch 1697). 11. Johann Wilhelm, Churfürst von der Pfalz (ch 1716). 12. Karl XII., König von Schweden (ch 1718). Diese beiden Könige waren Herzoge von Zweibrücken, und erscheinen daher in der Reihe bayerischer Fürsten.