Alte Quellen

Maximiliansstraße

Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (191)
Jahr 1914
Straße Maximiliansstraße

Maximiliansstraße. König Maximilian II. übernahm nach der Thronentsagung seines Vaters Ludwigs I. 1848 mit allen andern. Regentenpflichten auch die Sorge um die Vergrößerung und Verschönerung der Stadt — und er besaß das volle Verständnis gerade für die öffentlichen Aufgaben, die das neue Jahrhundert der Kunst stellte. So, wie sein Vater in der Ludwigsstraße sein Hauptwerk hinterließ, so führte auch König Max einen breiten und stolzen Straßenzug fast vom Mittelpunkt der Stadt bis zur Peripherie, wo noch unbesiedeltes Neuland war. Seine breite „Maximiliansstraße“ wurde durch die Graggenau und das Lehel durchgebrochen. In der Nähe der Isar erweiterte sich die Straße zu einem Platz, der als „Forum“ (entsprechend dem antiken Marktplatz Roms, der gleichfalls aus einer Straßenerweiterung entstand) bezeichnet wurde; hier bekamen öffentliche Bauten ihren Platz: der Bau für die Königliche Regierung von Oberbayern und gegenüber das alte Nationalmuseum. Jenseits der Brücke benutzte man das hohe Isarufer zu einer prächtigen malerischen Architektur: dem „Maximilianeum“. In der ganzen Straßenanlage zeigen sich manche neue Momente, die gegenüber der Ludwigsepoche einen Fortschritt bedeuten. Wohl zeichnet sich die Straße Ludwigs durch feinen künstlerischen Sinn für Monumentalität aus (vgl. den Artikel „Ludwigsstraße“), aber ihm und seinen Baumeistern fehlte der Sinn für malerische Anlagen; sie hatten kein Auge für Bildwirkung, sondern waren mathematische Geister: gerade Linien und geometrische Verhältnisse wurden überall bevorzugt. Der maximilianische Baumeister aber war sich bewußt, daß Münchens Stadtbild durch einige freiere und malerische Schöpfungen bereichert werden mußte; ja man lebte so sehr unter dem Ideenzwang, etwas Neues schaffen zu müssen, daß man sogar eine Konkurrenz für einen „neuen Stil“ ausschrieb für die Bauten der neuen Straße; glücklicherweise verließ man sehr bald diese kühnen Wege: die Stunde war noch nicht da, wo sich der Trieb nach neuen Formen selbständig regte. Immerhin erreichte man in diesem neuen „Maximiliansstil“ (der im wesentlichen der englischen Neugotik gleicht, die Max II. auf seiner Englandreise bewundern konnte) gute Resultate; denn die einfache Gliederung der Häuserfronten in der Maximiliansstraße zeigt doch von einer gesunden Auffassung der wirtschaftlichen und sozialen Stellung der bürgerlichen Bauherrn: keine großmannsüchtige Prachtfassaden, sondern einfache und gut proportionierte Bilder; dabei an den vornehmen Bauten des Forums reichere Motive und mehr Aufwand in der Dekoration. Der Ausblick aufs Maximilianeum beherrscht das ganze Straßenbild in einer tatsächlich großartigen Peripherie [W 246, Br 135].


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