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Paul Anton de Lagarde, ursprünglich Paul Anton Bötticher, üblich Paul de Lagarde (* 2. November 1827 in Berlin; † 22. Dezember 1891 in Göttingen), war ein deutscher Kulturphilosoph und Orientalist. In seinen politischen Ansichten war er Vertreter des „modernen Antisemitismus“ und Propagandist einer expansionistischen Grenzkolonisation sowie einer entschiedenen Gegnerschaft zur Frauenemanzipation.
Göttingen, Stadtfriedhof: Grab Paul Anton de Lagarde Im März 1869 wurde Lagarde als Nachfolger von Heinrich Ewald an die Universität Göttingen berufen. Dort übernahm er den Lehrstuhl für orientalische Sprachen und wurde – nach anfänglichen Anfeindungen – als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen aufgenommen. Dort wirkte er bis zu seinem Tod, wobei sein wissenschaftliches Werk schnell hinter seinen Arbeiten zur Auseinandersetzung mit der Rolle Deutschlands zurücktrat. Am 1. Dezember 1890 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg aufgenommen.
Parallel zu seinem wissenschaftlichen Werk versuchte er, eine deutsche Nationalreligion zu gründen, deren auffälligste Äußerungsformen ein aggressiver Antisemitismus und expansionistisches Denken waren. Denn für die geforderte Nationalreligion hielt er wenig konkret Religiöses oder gar ein Glaubensbekenntnis bereit, wie seine erste politische Schrift Über das Verhältnis des deutschen Staates zu Theologie, Kirche und Religion. Ein Versuch Nicht-Theologen zu orientieren von 1873 zeigt. Vom Staat verlangt er zunächst als dessen wichtigste Aufgabe, dass er ein Klima schaffe, in dem eine nationale Religion gedeihen könne. Die auf Gott hoffenden Menschen verpflichtet er einstweilen, in radikaler Moralität bei jeder Handlung ausschließlich zwischen „Pflicht oder Sünde“ zu unterscheiden. Denn für die Religiosität des neugeborenen Menschen selbst müsse erst noch eine Formensprache entwickelt werden.
Quelle: Wikipedia